Obwohl man wusste, dass Trumps Zoll-Politik ein immenses Problem werden würde, stieg der Euro Stoxx 50 auf neue Rekorde. Erst im März begann man vorsichtig zu werden – und Anfang April wurde klar: Man war viel zu optimistisch gewesen. Kann sich dieser Ablauf wiederholen?
Möglich ist es. Das, was der europäische Leitindex aktuell zeigt, hat erneut Züge einer Toppbildung. Und das, was ihn seit Anfang April nahe an das am 3. März bei 5.568,19 Punkten erzielte Rekord-Verlaufshoch gezogen hat, hat erneut Züge des Verhaltens, das ihn zu Jahresbeginn massiv gezogen hat: Das Ausblenden von Risiken.

Im Januar und Februar wollte man daran glauben, dass Donald Trumps Wirtschaftspolitik wenigstens kurzfristig einen Wachstumsschub auslösen würde, der weltweit wirkt. Man dachte, dass er die so offensichtlich problematischen Wahlkampfaussagen wie massive Zölle nicht oder nur in Maßen wirklich umsetzen würde. Dann, als absehbar wurde, dass man damit daneben lag, begann der Euro Stoxx 50 massiv zu schwanken, ohne aber nennenswert wegzurutschen … das war die Toppbildung zwischen Mitte Februar und Ende März. Erst, als man sah, dass die Zölle eskalierten und die anderen Regierungen, die großen Unternehmen und die Fachleute Zeter und Mordio schrien, brach der Index ein. Und das, gerade weil so viele zuvor blauäugig und leichtsinnig agierten, dramatisch.
Expertenmeinung: Nun ließe sich behaupten: Gebranntes Kind scheut das Feuer.“ Aber der Chart spricht ja eine klar andere Sprache: Im Gegenteil haben sich viele wegen der schnellen und weitreichenden Kaufwelle nach dem Mini-Crash nicht oder so wenig die Finger verbrannt, dass sie vermutlich gar nicht merken, dass sie mit dem Feuer spielen.

Die Masse des an den Aktienmarkt strömenden und bisweilen eben auch abziehenden Kapitals stammt von Anlegern, die entweder passiv über Fonds oder ETFs sparen und daher selten direkt eingreifen oder von Anlegern, die zwar direkt agieren, denen aber oft das nötige Fachwissen fehlt. Der Effekt dessen ist, dass steigende Kurse nicht als Effekt des Handelns einer wenig erfahrenen Masse, sondern als Beweis dafür angesehen werden, dass alles in Ordnung ist und die Perspektiven bullisch sind. Das führt dazu, dass solche Kaufwellen weit reichen, lange anhalten und bisweilen auf kaum mehr als heißer Luft und Hoffnung basieren.
Im Fall des Euro Stoxx 50 ist die Liste der ausgeblendeten oder nicht erkannten Risiken lang: Der bereits durch diese Kaufwelle eingepreisten Lösung im Zoll-Streit ist man offenbar kaum bis gar nicht nähergekommen. Der zeitweise offenbar aus einer Laune heraus verkürzte und jetzt doch wieder Anfang Juli liegende Stichtag bis zum Ende der „Galgenfrist“ ist nur noch fünf Wochen entfernt. Das Wachstum in der Eurozone ist weiterhin eher mager, Fortschritte im Ukraine-Konflikt nicht in Sicht. Nichts, was gelöst werden müsste, um den jetzt wieder nahe am Rekordhoch notierenden Euro Stoxx 50 faktisch zu unterfüttern, ist gelöst. Und es sieht nicht danach aus, als würde sich daran kurzfristig etwas ändern.
Damit haben wir jetzt in der Tat eine ähnliche Situation wie Ende März. Damals nahm man die Risiken nicht ernst, heute tut man das mit ein und denselben Risiken erneut. Aber braucht es nicht zwingend einen Auslöser, um die Kurse nennenswert nach unten in Marsch zu setzen, so, wie der am 2. April erfolgte Zoll-Rundumschlag einer war?
Ein Ereignis oder eine Meldung, die noch deutlicher macht, dass die Bullen hier derzeit versuchen, auf dem Wasser zu gehen, könnte das natürlich auslösen, ggf. sogar ein ähnlich drastisches Bild generieren wie Ende März bis zum 7. April. Aber auch, wenn die Hoffnung nur langsam dadurch verhungert, dass sie nicht durch langsam eintrudelnde positive Nachrichten genährt wird, kann das Topp vollendet werden.
Das Risiko ist real, daher sollte man die potenzielle Nackenlinie eines Topps bei 5.253 Punkten (das ist das Tages-Verlaufstief vom 23. Mai, als Trump verkündete, über eine zeitnahe Anhebung der EU-Zölle auf 50 Prozent nachzudenken) im Auge behalten. Wird diese Linie auf Schlusskursbasis deutlicher unterboten, brennt hier etwas an.
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