Das Chartbild des MDAX wirkt auf kurz- ebenso wie auf langfristiger Ebene verheißungsvoll. Entsprechend dürften viele darauf setzen, dass die Tiefs hinter uns liegen und mit einer V-Formation schnell wieder alles in die bullische Spur kommt. Aber man sollte vorsichtig bleiben.
Wie weit kann eine charttechnisch bullische Entwicklung einen Index tragen, wenn die Rahmenbedingungen bärisch bleiben? Die Antwort auf diese Frage wird darüber entscheiden, ob diejenigen, die seit Anfang vergangener Woche einsteigen, am Ende alles richtig gemacht haben, weil der MDAX nachhaltig wieder nach oben dreht … oder auf Sand gebaut haben. Zunächst ein Blick auf den MDAX auf Monats- und Tagesbasis. Da sieht es in der Tat gut aus:

Der Index war zwar im März an dem Versuch gescheitert, aus seiner seit drei Jahren geltenden Handelsspanne nach oben auszubrechen, und zum Monatsende wieder unter der 1.000-Tage-Linie gelandet. Aber die übergeordnete, bereits vor 16 Jahren etablierte Aufwärtstrendlinie, kurzzeitig unterboten, hielt. Und sie hielt so beeindruckend, dass der MDAX aktuell schon wieder von unten nahe an diese 48-Monats- bzw. 1.000-Tage-Linie herangelaufen ist.

Auf Tagesbasis sehen wir, dass wir hier bislang tatsächlich eine V-Formation vor uns haben, also einen ansatzlosen Richtungswechsel nach einem steilen, schnellen Selloff. Aus dem markttechnisch markant überverkauften Bereich heraus gelang bereits der Rebreak über die 200-Tage-Linie. Derzeit notiert der Index an der 20-Tage-Linie und zugleich am unteren Ende der bis in den Herbst 2023 zurückreichenden Widerstandszone 27.163 zu 27.642 Punkte. Darüber stünde nur noch die Nackenlinie des Doppeltopps bei 28.256 Punkten, deren Bruch diesen Selloff einläutete, einer vollendeten V-Formation nebst bullischem Signal im Wege.
Was soll die Bullen, nachdem der MDAX bereits derart viel aufgeholt hat, noch aufhalten?
Expertenmeinung: Die Rahmenbedingungen könnten das tun. Denn die werden bei einer rasanten, fast hypnotisch auf Trader einwirkenden Aufholjagd gerne übersehen, pflegen sich aber, sofern sie nicht ebenfalls zeitnah ins Positive drehen, über kurz oder lang wieder im Bewusstsein der Marktteilnehmer zurückzumelden.
Wir hatten bereits im Vorfeld von Donald Trumps Amtsübernahme eine äußerst schwierige Ausgangslage, die man (durchaus erfolgreich) zu ignorieren versuchte. Deutschlands Wirtschaftsleistung ist 2023 und 2024 leicht gesunken, strukturelle Probleme wurden viel diskutiert, aber nicht gelöst, und China, normalerweise Rettungsanker in Bezug auf Wachstum, kam nicht in Fahrt. An all dem hat sich nichts geändert. Nur kommt jetzt eben noch die US-Politik hinzu. Die zwar einerseits für mehr Investitionen in den Bereichen Infrastruktur und Verteidigung sorgt, andererseits aber durch diese „Zoll-Strategie“ des Weißen Hauses Druck ausübt, der in Dauer und Intensität absolut nicht einschätzbar ist. Kein Wachstum, aber noch mehr Unsicherheitsfaktoren: Das ist es, was dem verheißungsvollen Chartbild des MDAX entgegensteht.
Solange das Momentum der Käufe hoch bleibt, kann das in den Hintergrund gedrängt werden, das wäre keineswegs ungewöhnlich. Nur sollte sich, wer hier auf der Long-Seite dabei ist oder über eine entsprechende Position nachdenkt, gewahr sein, dass eine graue Realität eine goldene Rallye irgendwann eben doch einholt und das Erwachen dann sehr drastisch ausfallen kann. Wie sehr, hat der Abverkauf, den man aktuell gerade zu tilgen versucht, ja gezeigt, daher:
Diesem ganz kurzfristigen Trend zu folgen, ist zwar möglich, sollte aber nur von erfahrenen, sehr diszipliniert agierenden Tradern auch nur erwogen werden … denn diese Rallye ist zweifellos fragiler, als sie auf den ersten Blick wirkt.
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