Der Nasdaq 100 hat alle zuvor gebrochenen Unterstützungen zurückerobert. Vor allem das Tempo der Rallye gibt diesen Linien jetzt besondere Stabilität. Was fehlt, ist der Anlauf an und über das bisherige Rekordhoch. Schaffen die Bullen das?
Man wäre versucht zu sagen: „warum nicht?“. Denn wenn ein Index so rasant und scheinbar mühelos eine Aufwärtswende-Formation hinbekommt, die 200-Tage-Linie mit großem Momentum wieder überbietet und dann auch noch die Nackenlinie des den vorherigen Selloff einleitenden Topps zurückerobert … warum sollte die Bullen ausgerechnet die Marke aufhalten, auf die sie hinarbeiten, das Rekordhoch vom 19. Februar bei 22.222,61 Punkten?
Zumal gerade in den vergangenen Tagen nichts imstande war, die Käufer zu irritieren. Diese unverhoffte Androhung von 50-Prozent-Zöllen gegen die EU … die Rücknahme der gerichtlichen Anordnung, die Zölle sofort zu stoppen … die drohenden Töne gegen Russland … die wütenden Statements Trumps gegenüber China: All das führte kurz zu leichten Rückgängen, aber derzeit wirkt es, als hätten die Trader sich angewöhnt, jeden Rücksetzer sofort aufzukaufen, weil das zuletzt ja auch tadellos funktioniert hat.

Zwar könnte sich beim Nasdaq 100 jetzt eine Art Mini-Topp über der Nackenlinien-Zone des großen Topps ausbilden (20.538 zu 20.691 Punkte), das zwischen Dezember und Februar entstanden war. Aber noch hält diese Zone, ebenso wie die aktuell dort verlaufende April-Aufwärtstrendlinie und die 20-Tage-Linie. Und selbst wenn es mal kurz darunter ginge: Erst, wenn das Zwischenhoch von Ende März (20.292 Punkte) und die 200-Tage-Linie (20.366 Punkte) auch noch fallen würden, hätten die Bullen wirklich ein Problem. Und warum sollte das passieren, wenn „good news“ wie üblich gekauft werden, negative Reaktionen auf „bad news“ aber sofort aufgekauft werden? Was könnte da schiefgehen?
Expertenmeinung: Die Achillesferse solcher Situationen besteht aus zwei Elementen. Das erste ist, dass die vorherigen Kurssprünge oft auf der Annahme beruhen, dass positiv interpretierte Aussagen oder Entscheidungen mit wackliger Bedeutung am Ende etwas Größeres nach sich ziehen, das man schon mal vorwegnimmt.
Zum Beispiel dieser „China-Deal“, der keiner war, sondern nur eine befristete Senkung der gegenseitigen Zölle. Das heißt noch lange nicht, dass man sich am Ende auf etwas einigt, das wirklich für die US-Unternehmen bzw. die US-Verbraucher gut ist. Trotzdem war es diese primär nur Hoffnung, aber keine positiven Fakten liefernde Meldung, die dem Nasdaq 100 über die Nackenlinien-Zone des vorherigen Topps verhalf.
Oder die Rücknahme der aus der Hüfte geschossenen Zoll-Drohung gegen die EU, bei der der US-Präsident einfach aus einer subjektiven Einschätzung heraus die gewährte 90-Tage-Frist über den Haufen werfen wollte. Dass er das dann zwei Tage später zurücknahm, wurde mit Käufen honoriert, obwohl das nur die Rückkehr zum vorherigen Stand offener, zeitlich wie vom Ergebnis her nicht absehbarer Verhandlungen in einem für die Weltwirtschaft schädlichen Streit bedeutet.
Das zweite, risikobehaftete Element ist genau dieser Umstand, dass man sich zuletzt darauf verließ, dass negative Meldungen nur kurz wirken und diese Rücksetzer dann sofort in kräftige Käufe münden. Denn sofern es jetzt nicht ausnahmsweise zu wirklichen „good news“ käme … was vor allem das Zoll-Thema und das Steuergesetz beträfe und wonach es in beiden Bereichen nicht aussieht … müssten diese aus einem reinen Muster heraus entstehenden Käufe stetig weitergehen. Was nur dann funktionieren kann, wenn die bullische Seite immer mehr und mehr Kapital einsetzt, ohne auch mal welches herauszuholen. Ein solches Muster kann bereits dann in sich zusammenfallen, wenn es nur einmal schiefgeht. Und das vor allem dann, wenn dadurch Supportlinien brechen, die viele zuvor als völlig ungefährdet angesehen haben.
Wenn die Bullen einen Anlauf an und über das bisherige Rekordhoch schaffen wollen, muss also noch mehr Geld fließen und keines aus dem Markt herauskommen. Die vorgenannte, für die Rallye entscheidende Supportzone zwischen 20.292 und 20.691 Punkten muss halten. Tut sie es nicht, dürften dem bullischen Lager viele, die einfach nur gekauft haben, weil alle anderen es auch taten, schnell von der Fahne gehen … und dann schaffen die Bullen die Sache mit dem Rekordhoch vorerst nicht.

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