Der Nasdaq 100 war sprungbereit, als die Gespräche der USA mit China in der Schweiz liefen. Und als am Montag die befristete, gegenseitige Senkung der Einfuhrzölle gemeldet wurde, sprang er. Die dadurch überbotene, immens wichtige Chartzone wird damit zum Ankerpunkt.
Die Zone, die der technologielastige Index heute vor einer Woche mit einer großen Aufwärts-Kurslücke überbot, beinhaltet die 200-Tage-Linie, das markante Hoch vom Sommer 2024 und die Nackenlinie des Doppeltopps, das Anfang März vollendet wurde. Dieser Bereich liegt zwischen 20.239 und 20.691 Zählern. Zusätzlich unterfüttert wird diese Zone durch die steile April-Aufwärtstrendlinie sowie die 20-Tage-Linie, die beide aktuell etwa bei 19.900 Punkten verlaufen und diese Supportzone schon in wenigen Handelstagen erreichen und verstärken werden. Ein echtes „Brett“, das entsprechend tragfähig wirkt.

Durch diesen Befreiungsschlag sind auf einmal die „ultimativen“, weil letzten charttechnischen Hürden vor neuen Rekordhochs in Reichweite gelangt: Das Dezember 2024-Hoch bei 22.133 und das Rekordhoch vom Februar bei 22.223 Punkten. Angesichts der hohen Dynamik der Aufwärtsbewegung eine Zielzone, die durchaus bald erreicht werden kann.

Die Frage ist aber, ob es dann nachhaltig darüber hinausgeht … oder ob der Index dort abdreht oder, was ebenso möglich wäre, zwar kurzzeitig auf neue Rekorde läuft, dann aber zurückfällt und den Ausbruch zur Bullenfalle macht. Wie stehen die Chancen für die Bullen, dass ein solcher Anstieg erfolgt und nicht am Ende zum Rohrkrepierer wird?
Expertenmeinung: Die Bullen haben durchaus ihre Argumente. Eines sticht dabei markant heraus: China. Es ist zwar richtig, dass es bislang noch keinerlei Verhandlungen über konkrete Handelsaspekte zu geben scheint, zumindest hört man davon nichts. Aber man geht, durchaus zu Recht, davon aus, dass es eine Einigung geben muss, denn ein Handelskrieg zwischen diesen beiden Wirtschaftsmächten kostet mehr, als es am Ende selbst dem vermeintlichen Sieger einbringen würde.
Und für den Moment gelten eben niedrigere Zölle, die auch den großen Hightechfirmen nützen. Man kann jetzt die Produktion wieder hochfahren und zusehen, dass man die Lager für den Fall der Fälle bis zum Ende der 90-Tage-Frist wieder voll bekommt. Zugleich hofft man, ebenso durchaus zu Recht, darauf, dass die Verbraucher in China ebenso wie in den USA lieber vorkaufen, für den Fall, dass die Verhandlungen doch scheitern und die Preise danach massiv in die Höhe schnellen.
Zwar brachten die Ergebnisse der Nasdaq-Schwergewichte für das erste Quartal auch oft Enttäuschungen. Aber der Blick ist jetzt nach vorne gerichtet. Und hier schaukeln sich Hoffnungen und Trenddynamik gegenseitig hoch, so dass auch jetzt, nachdem der Nasdaq 100 höher notiert als zu Beginn der umfassenderen Zoll-Maßnahmen, Anschlusskäufe denkbar sind. Aber sich auf diesem Argument auszuruhen, könnte schiefgehen.
Denn Hoffnungen sind für nicht wenige Anleger nicht genug, um investiert zu bleiben oder sogar zuzukaufen, wenn der Rest nicht passt. Wir haben eine unberechenbare US-Politik, erheblich skeptischer gewordene internationale Investoren und eine mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 31,5 ziemlich teure Bewertung des Index. Zudem weist der Nasdaq 100 auf Wochenbasis immer noch negative Divergenzen im RSI-Indikator aus und sieht diesen Indikator auf Tagesbasis am Rand der Überhitzungszone. Aber müsste man es nicht sehen, wenn die Gefahr bestünde, dass viele Trader nur darauf warten, zu verkaufen und/oder Short-Positionen aufzubauen?
Nein. Das sieht man erst, wenn diese Akteure wieder aktiv werden. Solange der Schwung der Rallye noch da ist, gibt es ja keinen Grund, schon zu verkaufen; die Chance, dass man zu noch höheren Kursen aussteigen oder auf Baisse switchen kann, ist ja groß. Erst an markanten Widerständen oder wenn die Schwungkraft der Käufe nachlässt, kommt es zur Nagelprobe. Und wenn es um große Adressen geht, z.B. um Hedgefonds, wäre das gezielte Überbieten des alten Hochs, um noch mehr Trader in den Markt zu ziehen, bevor man dann schnell und schmerzhaft mit einer Short-Attacke eine Bullenfalle aufbaut, keine Seltenheit. Also?
Also hätte es derzeit zwar wenig Sinn, sich gegen den Trend zu stellen. Aber umso sinnvoller wäre es, dieser Rallye das ihr gebührende Misstrauen entgegenzubringen, indem man Stop Loss-Verkaufsorders als Absicherung von Long-Trades mit jedem charttechnischen Schritt, den der Index macht, konsequent nachzieht. Aktuell wäre es die obengenannte Zone zwischen 20.239 und 20.691 Punkten, die halten muss, um den Weg nach oben freizuhalten. Gelingt der Break über die alten Hochs, sollte man die Absicherung, zumindest bei aggressiven Long-Trades, umgehend ein bis zwei Prozent unter diesen Bereich nachführen, denn:
Dünnes Eis kann einen weit bringen, keine Frage. Aber es kann eben auch jederzeit brechen.
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