Zwei wichtige Erfolgsfaktoren für den Kauf von Optionen

von Eric Ludwig
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Die richtige Einschätzung der Kursbewegung einer Aktie ist eine Kunst, die nur wenige Anleger beherrschen. Und selbst dieses Können ist nur die halbe Miete zum Erfolg im Optionshandel, denn noch andere wichtige Aspekte müssen bedacht werden.

Wenn Sie Optionen handeln, müssen Sie sich entscheiden, welche Basispreise (Strikes) sich für Ihre Strategie eignen? Sollen die Basispreise aus dem Geld, am Geld oder im Geld sein? Und welche Laufzeit kommt überhaupt in Frage?

Die richtige Wahl der Basispreise und des Verfallsdatums Ihrer Optionen ist ein Schlüssel zum Erfolg im Optionshandel. Das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren sollten Sie daher unbedingt verstehen und in Ihrer Entscheidungsfindung berücksichtigen.

Genauso wie Basispreise und Verfallsdatum ist die Liquidität Ihrer gehandelten Optionen von großer Bedeutung, wenn Sie Trades kosteneffizient eingehen wollen. Worauf Sie dabei unbedingt achten müssen, ist ebenfalls Bestandteil dieses Artikels.

Wir beleuchten für Sie im Folgenden die Erfolgsfaktoren eines gekauften Calls (Long Call). Die Logik für einen gekauften Put wäre gleich.

Erfolgsfaktor Nummer 1: Die Wahl des richtigen Basispreises und der richtigen Laufzeit

Auf die Frage, ob der Basispreis eines gekauften Calls im Geld, am Geld oder aus dem Geld sein soll, gibt es nur eine generelle Antwort: Es kommt darauf an!

Es ist an dieser Stelle sinnvoll, die Definitionen der Begriffe „aus dem Geld“, „am Geld“ und „im Geld“ in Erinnerung zu rufen:

 PutCall
Aus dem Geld (out of the money)Der Basispreis der Option liegt unter dem aktuellen AktienkursDer Basispreis der Option liegt über dem aktuellen Aktienkurs
Am Geld (at the money)Der Basispreis der Option entspricht dem aktuellen AktienkursDer Basispreis der Option entspricht dem aktuellen Aktienkurs
Im Geld (in the money)Der Basispreis der Option liegt über dem aktuellen AktienkursDer Basispreis der Option liegt unter dem aktuellen Aktienkurs

Um die Auswahl des Basispreises und des Verfallsdatums einzugrenzen, sollten folgende Fragen beantwortet werden:

  • Wie viel Geld sind Sie bereit, bei dem Trade einzusetzen?
  • Wie viel Geld sind Sie bereit, von diesem Einsatz eventuell zu verlieren?
  • Haben Sie für die zugrundeliegende Aktie einen Zielkurs im Visier, oder möchten Sie den Aufwärtstrend reiten, solange er besteht?
  • Erwarten Sie eine zeitnahe Aufwärtsbewegung der Aktie oder denken Sie, dass sie „irgendwann in der Zukunft“ zu höheren Kursen notieren wird?

Es ist wichtig, um im Optionshandel erfolgreich zu sein, zu verstehen, wie einzelne Optionen oder Optionen-Kombinationen mit unterschiedlichen Basispreisen und unterschiedlichen Laufzeiten (Verfallsdaten) auf Kursbewegungen der zugrundeliegenden Aktie und auf den Zeitablauf reagieren.

Dabei ist das Verständnis der Preisbildung einer Option ausschlaggebend. Der Kurs einer Option besteht immer aus zwei Komponenten, dem inneren Wert und dem Zeitwert.

Der Innere Wert einer Option

Kurs = innerer Wert + Zeitwert

Wenn eine Option „im Geld“ ist (wenn die Aktie über dem Basispreis des Calls notiert), ist der innere Wert die Differenz zwischen dem Aktienkurs und dem Basispreis:

Innerer Wert = Aktienkurs – Basispreis des Calls

Wenn eine Option „am Geld“ oder „aus dem Geld“ ist, ist dieser innere Wert immer null.

Der Zeitwert einer Option

Der Zeitwert hängt vor allem von der Restlaufzeit der Option und von der impliziten Volatilität der zugrundeliegenden Aktie ab. Der Zeitwert einer Option ist am Verfallsdatum immer null.

Beispiele für den Handel von Call Optionen mit unterschiedlichen Basispreisen und Laufzeiten

Wir betrachten eine Aktie, die zu 25$ gehandelt wird.

  • Ein Anleger A kauft einen Call mit Basispreis 26$ und 30 Tagen Restlaufzeit. Dieser Call ist also aus dem Geld. Sein innerer Wert ist null. Sein Kurs besteht nur aus dem Zeitwert und liegt bei angenommenen 0,50$. Der Anleger zahlt dafür 50$ je Kontrakt (Kontraktgröße: 100).
  • Ein Anleger B kauft einen Call mit Basispreis 23$ und 120 Tagen Restlaufzeit. Dieser Call ist im Geld, weist einen inneren Wert von 2$ und einen Zeitwert von 0,85$ auf, bei einem angenommenen Kurs der Option von 2,85$. Der Anleger zahlt dafür 285$ je Kontrakt.

Szenario Nr. 1 – Aktienkurs teigt

Die Aktie steigt auf 30$ in 30 Tagen. In diesem Fall, zum Verfallsdatum, ist der Call vom Anleger A 400$ Wert und generiert einen Gewinn von 700% (350$ Gewinn in Bezug auf einen Einsatz von 50$).

Bei einem Aktienkurs von 30$ wird der Call mit Basispreis 23$ von Anleger B mindestens 700$ wert sein (innerer Wert). Mit einer Restlaufzeit von 90 Tagen wird dieser Call aber auch noch einen Zeitwert aufweisen. Wir treffen die Annahme, dass der Call insgesamt 750$ wert ist. Der Anleger B macht also einen Profit von 163% (465$ Gewinn in Bezug auf einen Einsatz von 285$).

Szenario Nr. 2 – Aktienkurs bleibt gleich

Der Aktienkurs bleibt nach 30 Tagen bei 25$ unverändert. Der Call des Anlegers A verfällt wertlos, da sein Basispreis unter dem Kurs der Aktie liegt. Der Anleger A erleidet einen totalen Verlust von 50$ je Kontrakt.

Der Call des Anlegers B wird immer noch mindestens 200$ wert sein, da er einen inneren Wert von 2$ aufweist. Mit einer Restlaufzeit von 90 Tagen wird dieser Call auch noch einen Zeitwert aufweisen. Wir treffen die Annahme, dass der Call insgesamt noch 250$ wert ist. Für den Anleger B beläuft sich der Verlust also auf rund 12% (35$ Verlust in Bezug auf den Einsatz von 285$).

Szenario Nr. 3 – Aktienkurs fällt

Der Aktienkurs fällt nach 30 Tagen auf 24$. Der Call des Anlegers A verfällt wertlos, da sein Basispreis unter dem Kurs der Aktie liegt. Der Anleger A erleidet einen totalen Verlust von 50$ je Kontrakt.

Der Call des Anlegers B wird immer noch mindestens 100$ wert sein, da er einen inneren Wert von 1$ aufweist. Mit einer Restlaufzeit von 90 Tagen wird dieser Call auch noch einen Zeitwert aufweisen. Wir treffen die Annahme, dass der Call insgesamt noch 150$ wert ist. Für den Anleger B beläuft sich der Verlust also auf rund 47% (135$ Verlust in Bezug auf den Einsatz von 285$).

Betrachten wir jetzt wieder die oben gestellten Fragen anhand der Vor- und Nachteile für beide Anleger.

Vorteile und Nachteile für Anleger A:

  • Sein Einsatz ist deutlich geringer als der Einsatz von Anleger B (50$ gegen 285$).
  • Wenn seine Annahme korrekt ist und die Aktie stark und schnell steigt, dann ist der billigere Call, aus dem Geld und mit kurzer Laufzeit, die absolut richtige Wahl, die ihm ein Riesenprofit beschert.
  • Alles andere als ein schneller und großer Anstieg der Aktie führt allerdings höchstwahrscheinlich zum Totalverlust des Einsatzes.

Vorteile und Nachteile für Anleger B:

  • Anleger B hat 120 Tage Zeit, um mit der Position einen Gewinn zu erzielen. Er wird nicht so sehr unter dem Zeitwertverfall der Option leiden wie Anleger A.
  • Anleger B profitiert ebenfalls gehebelt von der Wertentwicklung der zugrundeliegenden Aktie, wenn auch nicht so stark wie Anleger A.
  • Die Kehrseite der Medaille für Anleger B ist, dass sein Einsatz deutlich höher ist als der Einsatz von Anleger A. Sein Gewinnpotenzial hingegen ist niedriger als das von Anleger A, wenn sich das beste Szenario (ein starker Anstieg der Aktie) verwirklicht.

Um die richtige Call Option zu finden, gilt es also, die mögliche Kursbewegung der Aktie über einen gewissen Zeitraum realistisch einzuschätzen. Sie müssen ebenfalls ein Gewinnziel definieren: Wollen Sie die Profitabilität so weit hochschrauben, wie nur möglich, mit einem hohen Risiko, den kompletten Einsatz zu verlieren? Oder peilen Sie eher ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis an?

Erfolgsfaktor Nummer 2: Auf die Liquidität der Optionen achten

Nicht selten kommt es vor, dass ein Anleger eine gute Optionsstrategie gefunden hat, dabei die richtigen Basispreise und Laufzeiten wählt (siehe Erfolgsfaktor Nr.1) und dennoch mit seinen Trades Geld verliert. Ein Grund für den Misserfolg kann der Handel von illiquiden Optionen, mit breiter Spanne zwischen Geld- und Briefkurs, sein.

Wenn Sie auf diese Spanne zwischen Geld- und Briefkurs nicht achten, kann selbst eine sehr gute Optionsstrategie zum Verlustgeschäft werden.

Betrachten wir als Beispiel die Aktie von Unilever (US Ticker: UL), ein bekanntes und großes britisches Unternehmen im Bereich der Haushaltsprodukte.

Ein Anleger, der eine bullische Meinung in Bezug auf diese Aktie vertritt, könnte den Kauf eines einfachen Calls in Betracht ziehen.

Mit einem täglichen durchschnittlichen Options-Handelsvolumen von ungefähr 700 Kontrakten sind aber die Optionen auf diese Aktie sehr illiquide. Die Spannen zwischen Briefkurs und Geldkurs sind, je nach gewähltem Call, riesig.

Der Briefkurs für einen Call kann beispielsweise 2,25$ betragen und der Geldkurs 1,65$. Zwar würde ein Anleger versuchen, einen Ausführungskurs dazwischen zu erzielen aber ein Kauf zum Marktpreis würde bedeuten, dass der Call den Anleger 225$ kosten würde, während der sofortige Wiederverkauf ihm nur 165$ einbringen würde. Das sind 60$ Unterschied beziehungsweise 26,7% des Briefkurses! Mit anderen Worten: Selbst, wenn der Plan aufgeht und die Aktie steigt, wird die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs die Gewinne schmälern.

Dieses Problem lässt sich wie folgt vermeiden:

  • Handeln Sie Ihre Optionen nur mit Limit-Aufträgen. Versuchen Sie, zu einem Kurs einzusteigen, der sich in der Mitte zwischen Geld- und Briefkurs befindet. So kann ein günstigerer Einstieg gelingen. Allerdings kann es beim Ausstieg problematisch werden, vor allem wenn sich die Option kurz vor dem Verfall befindet.
  • Ziehen Sie eine Ausübung in Betracht. Um beim Ausstieg aus dem Trade das Problem der Spanne zwischen Geld- und Briefkurs zu umgehen, können Sie einfach Ihren Call ausüben, und die eingebuchten Aktien im Anschluss verkaufen.
  • Handeln Sie grundsätzlich nur sehr liquide Optionen, deren tägliches Handelsvolumen mindestens 5.000, idealerweise sogar 10.000 Kontrakte beträgt. Achten Sie auch auf den Open Interest bzw. die Anzahl der offenen Optionspositionen, die auf dem Markt aktuell im Umlauf sind (sichtbar zum Beispiel in den Optionsketten des “OptionTrader”-Menüs in Ihrer LYNX Handelsplattform). Der Open Interest sollte idealerweise mindestens dreistellig sein. Diese Filter sind wichtig und keine große Einschränkung im täglichen Handel: Es gibt genug Basiswerte, die diese Bedingungen erfüllen.

Fazit: Wählen Sie Ihre gekauften Optionen mit einem LYNX-Auge…

Wenn Sie das Ziel verfolgen, den maximalen Profit aus einer antizipierten starken Aufwärtsbewegung einer Aktie zu ziehen, dann kann es Sinn machen, einen hohen Hebel einzusetzen und einen Call aus dem Geld und mit kurzer Laufzeit zu kaufen. Wenn Sie jedoch nur davon ausgehen, dass die Aktie steigen wird, ohne zu wissen, wie hoch und wie schnell, dann ist die konservativere Variante mit einem Call mit einem Basispreis im Geld

und mit langer Laufzeit möglicherweise die bessere Lösung. Damit können Sie dem Zeitwertverfall lange genug entgehen, bis zur Entfaltung Ihres Handelsszenarios.

Die Handelbarkeit und die Liquidität Ihrer Optionen sind ausschlaggebend, um erfolgreich abzuschneiden. So können nämlich auch die beste Strategie und die richtige Wahl von Basispreisen und Laufzeiten vielleicht nicht ausreichend sein, wenn Sie Optionen handeln, mit denen Sie schon beim Einstieg in den Trade unter einem Kostennachteil leiden müssen. Vermeiden Sie also illiquide Werte. Das Spektrum der gut handelbaren Basiswerte ist breit genug, um sich nicht mit ungünstigen Optionen zu beschäftigen.

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