American Express Aktie Prognose American Express: Antizyklische Investoren aufgepasst

News: Aktuelle Analyse der American Express Aktie

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American Express
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American Express hat die Erwartungen wieder übertroffen und steuert auf ein Rekordergebnis zu. Von den Höchstständen ist die Aktie jedoch weit entfernt.

Was man sich so alles wünscht…

Die großen Kreditkartenabieter wie Visa, Mastercard und American Express waren in der Vergangenheit gute Investments, zeitweise waren sie wahre Dauerläufer.
Ich kann kaum mehr zählen, wie oft ich mich über die Jahre zu allen dreien positiv geäußert habe.

Die Gründe dafür sind nicht identisch, aber alle drei schlagen in dieselbe Kerbe. Das Geschäft ist hochprofitabel, nicht kapitalintensiv, gut skalierbar, wächst stetig und hat einen Burggraben. Obendrein handelt es sich um ein Oligopol.

Dennoch sind die Dynamiken der drei Kreditkarten-Marktführer unterschiedlich. Mastercard und Visa sind sich sehr ähnlich und bedienen den Massenmarkt, Visa ist etwas größer.
American Express beackert hingegen das Premiumsegment. Um das Bild zu vervollständigen, sollte man wahrscheinlich auch Discover Financial erwähnen.

Wer bei den drei Großen keine Kreditkarte bekommt, beispielsweise weil die Bonität nicht gut genug ist, geht in den USA zu Discover.

Marktführer im Premiumsegment

American Express ist hingegen ohne Zweifel der Premiumanbieter im Sektor, das Top-Produkt kostet je nach Land in etwa 700 Dollar pro Jahr.
Was für die Mehrheit eine absurd hohe Jahresgebühr sein dürfte, lohnt sich für Großkunden problemlos.

Denn im Gegenzug für die etwa 700 Dollar erhält man zahlreiche Vergünstigungen, die sich vor allem für Unternehmen und Selbstständige schnell auszahlen könnten.
Dabei geht es unter anderem auch darum, dass die Benefits steuerlich vorteilhaft gestaltet sind.

Wenn Sie beispielsweise Amex-Platin-Kunde sind, sammeln Sie mit jedem Euro Umsatz, den ihr Geschäft verursacht, Punkte, die sie auch privat einlösen können.
Das bedeutet, dass für den Karteninhaber bei fünf- oder sechsstelligen Umsätzen auch schnell mal Business-Class-Flüge oder Upgrades in Hotels möglich sind, die privat nichts kosten.

Es gibt noch viele weitere Benefits, doch der Artikel soll schließlich keine Werbeveranstaltung für American Express werden und ist es auch nicht.

Das ist der Schlüssel

Die Zahlen sprechen für sich. Durch den Fokus auf ein Premium-Angebot hat man die entsprechenden Kunden gewonnen. In den USA sind beispielsweise nur 7,5 % aller Kreditkarten von American Express, auf sie entfallen aber in etwa 20 % aller mit Kreditkarten getätigten Umsätze.

Eigentlich sollten die Margen von American Express daher besonders hoch sein, das ist aber nicht der Fall.
Was sich wie ein Nachteil anhört, ist in Wirklichkeit ein Vorteil:
Man hat noch Spielraum, um die Margen anzukurbeln und die Kunden von Amex bekommen etwas für ihr Geld, daher ist die Kundenbindung sehr gut.

Dementsprechend gibt es auch kaum ein Jahr, in dem American Express nicht erheblich wachsen würde. In Summe konnte man den Umsatz in den letzten fünf Jahren von 33,5 auf 52,9 Mrd. USD erheblich steigern.

Gleichzeitig wurde die Zahl der ausstehenden Papiere von 883 auf 751 Millionen Stück reduziert.
Der Gewinn kletterte von 7,91 auf 9,85 USD je Aktie und die Dividende wurde von 1,44 auf 1,99 USD je Aktie erhöht.

Erwartungen deutlich übertroffen

Im laufenden Geschäftsjahr hat sich die positive Entwicklung konsequent fortgesetzt.
Im dritten Quartal lag der Gewinn mit 3,30 je Aktie weit über den Erwartungen von 2,96 USD. Der Umsatz war mit 15,4 Mrd. im Rahmen der Schätzungen.

Warum die Aktie darauf in der vergangenen Woche negativ reagiert hat, wissen wohl nur die Götter, doch die meisten Kommentatoren werden sicherlich eine Begründung finden.

Fakt ist jedoch, dass American Express den Umsatz auf Jahressicht um 13 % steigern konnte, den Gewinn um 30 % und das Ergebnis je Aktie um 34 %.

Dazu haben mehrere Faktoren beigetragen. Das über Amex abgewickelte Handelsvolumen ist um 7 % gestiegen. Der Umsatz abzüglich von Zinskosten kletterte um 13 %, gleichzeitig sind die Rückstellungen für Kreditausfälle zuletzt wieder schwächer gestiegen und obendrein hat man eigene Aktien zurückgekauft.

Dazu haben alle Segmente beigetragen, Wachstum und steigende Gewinne wohin man auch sieht.

Da sich im dritten Quartal eine deutliche Verbesserung der Dynamik beobachten lässt und da American Express in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres bereits 8,59 USD je Aktie verdient hat, sind die Prognosen für 2023 vermutlich zu niedrig.

Ausblick und Bewertung

Bisher war man davon ausgegangen, dass Amex in etwa 11,00 USD je Aktie verdienen wird. Seit Vorlage der Zahlen, wurde die Konsensschätzungen auf 11,17 USD je Aktie revidiert.
American Express selbst stellt 11,00 – 11,40 USD je Aktie in Aussicht und hat die Prognose trotz der starken Quartalszahlen nur bestätigt.

Damit hat man die Grundlage dafür geschaffen, im Schlussquartal die nächste „Überraschung“ zu liefern.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Konsensschätzungen doch nicht übertroffen werden, entspricht das einem Gewinnsprung um 13 %.
In den beiden Folgejahren werden ähnliche Wachstumsraten erwartet.

Im Verhältnis dazu ist eine forward P/E von 12,9 wenig. In den fünf Jahren vor 2020 lag die P/E durchschnittlich bei 14,6.

Geht man davon aus, dass sich diese Bewertungslücke schließt, ergibt sich auf Sicht von 12-14 Monaten ein Kursziel von 180,31 USD, was einer annualisierten Rendite von über 20 % entsprechen würde.

American Express Aktie: Chart vom 25.10.2023, Kurs: 144,42 - Kürzel: AXP | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
American Express Aktie: Chart vom 25.10.2023, Kurs: 144,42 – Kürzel: AXP | Quelle: TWS

American Express ist an der zentralen Unterstützungszone bei 130 – 140 USD angekommen. Die Aktie hat damit fast wieder das Niveau von Ende 2019 erreicht, obwohl der Gewinn in diesem Jahr in etwa 40 % höher ausfallen dürfte als damals.

Für antizyklische Investoren könnte das eine Gelegenheit sein. Deutlich tiefere Kurse scheinen in Anbetracht des gut laufenden Geschäfts eher unwahrscheinlich zu sein.
Dazu wäre vermutlich das Abdriften in eine Rezession und eine allgemeine Marktschwäche notwendig. In diesem Szenario wäre es denkbar, dass American Express wieder auf eine P/E von knapp über 10 einbricht.
Während der letzten Crashs wurden auf diesem Niveau die absoluten Tiefs ausgebildet, aktuell würde das einem Kurs von etwa 110 – 120 USD entsprechen.

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Vorherige Analysen der American Express Aktie

Es wäre gut möglich, dass Benjamin Graham heute in American Express investieren würde. Sollten Sie das auch?

Missverständnisse und diverse Ansätze im Vergleich

Der Begriff Value-Investing ist überholt und wird im Allgemeinen vollkommen falsch verstanden.
Inzwischen gibt es so viele Strömungen und die verschiedenen Ansätze gehen so weit auseinander, dass sie kaum noch etwas miteinander zu tun haben.

Deep-Value-Investoren und ein Befürworter von GARP (Growth at a reasonable price) würden sich zwar beide als Value-Investor bezeichnen, aber bei so gut wie jeder Aktie zu einem anderen Schluss kommen.

Nehmen wir zum Beispiel American Express. Die Aktie kommt derzeit auf eine P/E von etwa 16 und die Vermögenswerte des Unternehmens betragen nur einen Bruchteil des Börsenwerts.
Für einen Deep-Value-Anleger ist die Sache damit erledigt. Nach den GARP-Gesichtspunkten könnte die Aktie jedoch höchst attraktiv sein, wenn nur das Wachstum hoch genug ist.

Value und Growth ein Gegensatz?

Das dürfte einer der vielen Gründe sein, warum Value-Investing falsch verstanden wird.
Der wichtigste ist aber, dass Value immer wieder als Gegensatz zu Growth-Investing dargestellt wird. Dabei könnte nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein.

In seinem Buch „The Intelligent Investor“ schlägt Benjamin Graham, der Begründer des Value-Investings, sogar eine Formel zur Berechnung des intrinsischen Werts von Aktien vor, die die Wachstumsgeschwindigkeit berücksichtigt.

Die Formel lautet: V = (EPS x (8,5 + 2G x 4,4)) / Y

V steht für den intrinsischen Wert des Unternehmens (Value), EPS für den Gewinn je Aktie und G für die erwarteten Gewinnsteigerungen p.a. der nächsten 5 Jahre.
8,5 ist die Basisbewertung ohne Wachstum, 4,4 die durchschnittliche Rendite von AAA-Unternehmensanleihen und Y ist die aktuelle Rendite von AAA-Unternehmensanleihen.

Damit lässt sich der intrinsische Wert jedes beliebigen Unternehmens in jedem möglichen Zinsumfeld berechnen.
Schaut man sich die Formel etwas genauer an, stellt man sogar fest, dass kein anderer Faktor eine größere Auswirkung auf den intrinsischen Wert hat als die Wachstumsgeschwindigkeit.

Fragen ohne Antworten

Wie kann es also sein, dass „Value“ als das Gegenteil von „Growth“ dargestellt wird? Darauf werden wir wohl nie eine sinnvolle Antwort erhalten.
Die Menschen glauben und schreiben eben was sie wollen, egal ob es auch nur im entferntesten Sinn ergibt.

Vielleicht ist Ihnen noch etwas aufgefallen. In der Berechnung des intrinsischen Werts spielt der Buchwert keine Rolle.
Graham ist der Buchwert scheinbar vollkommen egal. Warum setzen dann alle Value-ETFs und die meisten „Value-Investoren“ ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis voraus?
Auch darauf werden wir wohl nie eine sinnvolle Antwort erhalten.

Kommen wir zu einer Sache zurück, die uns eine sinnvolle Antwort liefern wird, nämlich die Formel von Benjamin Graham.

Fragen mit Antworten

Der Gewinn von American Express lag zuletzt bei 9,87 USD je Aktie. Im laufenden und den kommenden beiden Geschäftsjahren werden jeweils Gewinnsteigerungen um 12-13% p.a. erwartet, also nutzten wir 12 als Wert für G.
Die derzeitige Rendite von AAA-Unternehmensanleihen liegt bei 4,65%.

Setzt man die Daten in die Formel ein, spuckt sie für American Express einen intrinsischen Wert von 303,53 USD aus.

Laut Graham soll man Aktien mit einem ordentlichen Sicherheitsabschlag kaufen, er nennt dafür 33%, im Idealfall sollen es 50% sein.
Ein annehmbarer Kaufpreis für American Express läge demnach zwischen 151,76 und 203,37 USD.

Der Begründer des Value-Investing, der der Wachstumsgeschwindigkeit von Unternehmen große Beachtung geschenkt hat, würde heute womöglich in American Express investieren.

American Express Aktie: Chart vom 24.07.2023, Kurs: 168 - Kürzel: AXP | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
American Express Aktie: Chart vom 24.07.2023, Kurs: 168 – Kürzel: AXP | Quelle: TWS

Die Aktie ist übergeordnet bullisch. Wird die Unterstützung bei 167 USD unterschritten, könnte es jetzt trotzdem zu einer Korrektur in Richtung 157 USD kommen.
Ausgehend von dieser Basis, könnte die nächste Aufwärtsbewegung eingeleitet werden.

Eine weitere Möglichkeit wäre ein direkter Ausbruch über 175 USD. In diesem Szenario wäre der Weg in Richtung 180 USD frei.
Darüber käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit Kurszielen zwischen 188 und 200 USD.

Warren Buffett hat nicht nur ein gigantisches Portfolio, sondern auch ein sehr konzentriertes und das war im Endeffekt schon immer so.

Über weite Strecken der 1990er Jahre steckte beispielsweise ein Drittel des Kapitals in Coca-Cola. Durch größere Käufe sank die Gewichtung mit der Zeit, lag aber auch kurz nach der Finanzkrise noch bei etwa 15 %.
Zu diesem Zeitpunkt stieg man bei Wells Fargo ein. Am Höhepunkt entfiel rund ein Viertel des Portfolios auf die US-Großbank.

Ab 2016 investierte man dann verstärkt in Apple. Rückblickend war das ein außerordentlich guter Zeitpunkt, denn seitdem hat sich der Kurs vervielfacht.
Dank dieser Kursgewinne ist die Aktie heute mit etwa 39 % gewichtet.

Auf dem zweiten Platz folgt mit 11,2 % Bank of America. Die Silbermedaille geht mit 9,8 % an Chevron, gefolgt Coca-Cola mit 8,5 % und American Express mit 7,5 %.

Das letztgenannte Unternehmen hat am Donnerstag Quartalszahlen vorgelegt und das ist nicht der einzige Grund, warum man sich die Aktie anschauen sollte.

Premium-Segment

American Express hat sich als Premium-Anbieter im Bereich der Kreditkarten positioniert.
Die verschiedenen Karten kosten vergleichsweise viel, kommen aber je nach Typ mitunter erheblichen Vorteilen, die sonst keiner der Konkurrenten anbieten kann.

Das wird vor allem am oberen Ende der Skala klar. Die Platin Amex kostet schwindelerregende 600 Euro pro Jahr. (Edit: Der Preis wurde kürzlich auf 720 Euro pro Jahr erhöht)

Im Gegenzug erhält man aber auch ein umfassendes Versicherungspaket, jährliches Reiseguthaben, kostenlosen Zugang zu weltweit 1.200 Flughafen-Lounges sowie eine bevorzugte Behandlung bei etlichen Airline-, Hotel-, Reise- und Mietwagen-Partnern sowie Restaurants. Das umfasst unter anderem auch kostenlose Zimmer-Upgrades in Hotels.

Das soll keine Werbung sein, sondern aufzeigen, dass Amex andere Kunden anspricht als bei Visa oder Mastercard.
Ferner ist das Geschäftsmodell auch ein anderes. American Express ist ein geschlossenes System und übernimmt die gesamte Zahlungsabwicklung sowie Ausgabe von Kreditkarten selbst, während bei Visa und Mastercard eine Vielzahl von anderen Unternehmen involviert sind.

Da geht noch was

Das macht die Expansion schwieriger, da man nicht auf die Services von Banken, Kreditkarten-Issuern usw. zugreifen kann, im Gegenzug hat man aber alles selbst in der Hand.
Das dürfte auch der Hauptgrund sein, warum American Express in vielen Ländern nicht genutzt werden kann.
Was sich zunächst wie ein Problem anhört, bietet gleichzeitig auch Möglichkeit zur geographischen Expansion. Hier ist American Express längst nicht am Ende angekommen.

Durch den Fokus auf ein Premium-Angebot hat man auch die entsprechenden Kunden gewonnen.
In den USA sind beispielsweise nur 7,5 % aller Kreditkarten von American Express, auf sie entfallen aber in etwa 20 % aller mit Kreditkarten getätigten Umsätze.

In Anbetracht dieser Tatsache ist es fast erstaunlich, dass die Margen nicht höher sind als die von Visa oder Mastercard.

Ausblick und Bewertung

American Express kann auf einen stattlichen Trackrecord zurückblicken. In den letzten zehn Jahren konnte der Umsatz von 32,97 auf 52,86 Mrd. USD gesteigert werden.
Der Gewinn kletterte von 5,36 auf 7,51 Mrd. USD.

Die Zahl der ausstehenden Aktien wurde von 1,08 Milliarden auf 789 Millionen Stück reduziert.
Das Ergebnis stieg im Gegenzug von 4,91 auf 9,85 USD je Aktie. Die Dividende wurde von 0,87 auf 1,98 USD je Aktie erhöht.

Der Vollständigkeit halber sollte man allerdings erwähnen, dass der gemeldete Gewinn eher ein Understatement ist und die jeweiligen Referenzpunkte American Express vergleichsweise schlecht dastehen lassen.

Darüber hinaus hat man in dieser Zeit ein massives Deleveraging vollzogen. Die langfristigen Verpflichtungen wurden um etwa 12,3 Mrd. USD gesenkt und Cash-Reserven um 14,5 Mrd. USD erhöht.
Die Nettoverschuldung ist dadurch von 35,9 auf 9,0 Mrd. USD gesunken.

Das bedeutet, dass man zukünftig noch deutlich mehr Geld in die Dividende und Buybacks stecken kann.

Was aber ohnehin viel wichtiger ist, ist die aktuelle und zukünftige geschäftliche Entwicklung.
Am Donnerstag hat man einen ersten Eindruck davon erhalten.

Plötzlich bricht der Gewinn ein

Der Umsatz im Amex-Netzwerk kletterte im ersten Quartal um 14 % auf 398,9 Mrd. USD.
Der Umsatz von American Express stieg um 22 % auf 14,28 Mrd. USD.

Der Gewinn war von 2,10 auf 1,82 Mrd. USD rückläufig, was allerdings auf vorsorgliche Rückstellungen von 1,06 Mrd. USD zurückzuführen war.
Der operative Gewinn konnte demnach erheblich gesteigert werden und es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die Rückstellungen überhaupt notwendig sein werden.

American Express agiert hier generell sehr vorsichtig und bildet eher mehr als zu wenig Reserven. So kommt es in manchen Quartalen dazu, dass hunderte an Millionen von zuvor gebildeten Rückstellungen doch nicht benötigt werden.

Am Ende des Tages gehören Kreditausfälle aber zum Geschäft, es ist wie Ebbe und Flut.

Unter dem Strich wird erwartet, dass American Express den Gewinn im laufenden und den kommenden beiden Geschäftsjahren jeweils um 13-16 % steigern kann.
Im Verhältnis dazu ist eine forward P/E von 14,6 wenig.

American Express Aktie: Chart vom 21.04.2023, Kurs: 163,10 - Kürzel: AXP | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
American Express Aktie: Chart vom 21.04.2023, Kurs: 163,10 – Kürzel: AXP | Quelle: TWS

American Express ist übergeordnet bullisch und zum Aufwärtstrend zurückgekehrt. Solange der Aufwärtstrend nicht nachhaltig unterschritten wird, könnte er die Ausgangsbasis für die nächste Aufwärtsbewegung sein.

Über 166 USD käme es zu einem prozyklischen Kaufsignal mit möglichen Kurzsielen bei 170 sowie 190 USD.

Fällt American Express hingegen unter 154 USD, haben die Bullen ihre Chance vorerst vertan. Für antizyklische Investoren würde es aber umso interessanter, denn möglicherweise wird dann die Unterstützung bei 144 oder sogar der Bereich zwischen 130 und 137 USD angesteuert.

Wenn man an Kreditkarten denkt, kommen einem zuerst Visa und Mastercard in den Sinn.
Das ist verständlich, schließlich sind das die beiden dominierenden Akteure in dieser Branche. Je nachdem, woran man es bemisst, haben Visa und Mastercard in den USA gemeinsam einen Marktanteil von 75 – 85% und bedienen somit den Massenmarkt.

American Express hat sich hingegen auf eine sehr interessante Nische konzentriert, nämlich wohlhabende Kunden sowie Unternehmer.
Die AmEx Gold- oder Platinkarte ist auf die entsprechenden Bedürfnisse zugeschnitten und das kommt offensichtlich gut an.

Asymmetrisch

Auch wenn es fast wie Werbung klingt, aber wenn man sich die vielen Vorteile der Platinkarte ansieht, kann man verstehen, dass dies Anklang findet.
Ein umfassendes Versicherungspaket, jährliches Reiseguthaben, kostenloser Zugang zu weltweit 1.200 Flughafen-Lounges sowie eine bevorzugte Behandlung bei etlichen Airline-, Hotel-, Reise- und Mietwagen-Partnern sowie Restaurants.
Das umfasst unter anderem auch kostenlose Zimmer-Upgrades in Hotels, teilweise sogar um zwei Zimmer-Kategorien.

Im Gegenzug kostet die Platin AmEx aber auch 600 Euro pro Jahr. Die Sache lohnt sich also vor allem, wenn man als Selbstständiger/Unternehmer größere Umsätze damit tätigt und/oder sehr viel reist.

Das führt dazu, dass zwar „nur“ 7,5% aller US-Kreditkarten von American Express stammen, auf sie entfallen aber in etwa 20% aller mit Kreditkarten getätigten Umsätze.
Für American Express ist das eine erfreuliche Kombination.

Viele kleine Rädchen

Unter dem Strich konnte AmEx den Umsatz in den letzten zehn Jahren von 32,97 auf 52,86 Mrd. USD steigern.
Das Nettoergebnis kletterte von 5,36 auf 7,51 Mrd. USD.

Da das Geschäftsmodell nicht kapitalintensiv ist, wurde die Dividende in diesem Zeitraum von 0,87 auf 2,01 USD je Aktie erhöht und die Zahl der ausstehenden Aktien von 1,08 Milliarden auf 746 Millionen Stück reduziert.

Durch all diese Faktoren befeuert, konnte das Ergebnis von 4,91 auf 9,85 USD je Aktie gesteigert werden.

Ausblick und Bewertung

Der Vollständigkeit halber sollte man aber noch erwähnen, dass der Gewinn im letzten Geschäftsjahr leicht rückläufig war.
Das ist allerdings leicht zu erklären.

Nachdem 2020 vergleichsweise schwach war, kam es 2021 zu Nachholeffekten, wodurch das Ergebnis um 166% auf 10,02 USD je Aktie in die Höhe schnellte.
Des Weiteren wurde das Ergebnis 2021 durch einen positiven Sondereffekt von 767 Mio. USD zur Oberseite und 2022 durch einen negativen Sondereffekt von 302 Mio. USD zur Unterseite verzerrt.

Viel wichtiger ist die Frage nach dem zugrundeliegenden Wachstumstrend sowie der Ausblick. Hier kann American Express wirklich überzeugen.

Im gerade abgeschlossenen Geschäftsjahr legte das Transaktionsvolumen um 21% auf 1552,8 Milliarden USD zu, der Umsatz von American Express stieg sogar um 25% auf 52,86 Mrd. USD.

Für 2023 stellt man ein Umsatzwachstum von 15-17% sowie einen Gewinnsprung auf 11,00 – 11,40 USD je Aktie in Aussicht. Bisher lag die Konsensschätzung bei einem Ergebnis von 10,62 USD je Aktie.

American Express kommt demnach auf eine forward P/E von 15,4. Das ist weder absolut noch relativ betrachtet sonderlich viel.
AmEx ist trotz der wünschenswerten Eigenschaften des Geschäftsmodells niedriger bewertet als der S&P500 und dürfte obendrein ein deutlich höheres Wachstum verzeichnen.

Im laufenden und kommenden Geschäftsjahr werden jeweils Gewinnsteigerungen von 13-14% erwartet.
Größere Rücksetzer dürften sich daher als Gelegenheiten herausstellen.

Chart vom 31.01.2023 – Kurs: 172,55 Kürzel: AXP - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 31.01.2023 – Kurs: 172,55 Kürzel: AXP – Wochenkerzen

Mit etwas Glück scheitert die Aktie jetzt am Widerstandsband bei 173-175 USD. Kommt es dann zu einer nennenswerten Korrektur, könnten antizyklische Investoren einen Einstieg erwägen.

Je nachdem, wo sich größeres Kaufinteresse ergibt, würden sich beispielsweise 160 sowie 150 USD anbieten.
Noch besser wäre das Chance-Risiko-Verhältnis natürlich an der Unterstützung nahe dem Vorjahrestief bei 136 USD. Aktuell gibt es allerdings wenig Gründe für deutlich sinkende Kurse.

Gelingt hingegen ein Ausbruch über 175 USD, könnte die Rallye unmittelbar fortgesetzt werden. Mögliche Kursziele auf der Oberseite liegen bei 187 sowie 195 USD.

Dass die American Express-Aktie direkt nach den am vergangenen Dienstag vorgelegten US-Inflationsdaten des Novembers ihr Rallye-Hoch erreichte und seither jeden Tag deutlich an Boden verlor, ist bezeichnend. Die Bullen hatten sich verschätzt, jetzt sind die Bären am Zug.

Ein nahes Leitzinshoch, Zinssenkungen in Reichweite, die Inflation im Griff und ein Wachstum, das schnell wieder Fahrt aufnimmt: Das wären die idealen Bedingungen für den Kreditkartenbetreiber American Express und würde für 2023 und die Folgejahre zügig anspringende Gewinne bedeuten. Dieses Szenario hatten die Trader vor Augen, als man die Aktie am 13. Oktober vor neuen Tiefs rettete und zu kaufen begann. Dieses Szenario sah man bestätigt, als am vergangenen Dienstag zum zweiten Mal in Folge unter den Prognosen gestiegene US-Verbraucherpreise auf den Tisch kamen.

Aber die Notenbanken, zuerst die der USA, dann die der Eurozone, sehen das eben anders. Hier war in den jüngsten Statements nichts von „easy living“ zu entdecken. Konsequenz, Vorsicht, Skepsis in Bezug auf die Inflation dominierten die Aussagen der Währungshüter. Und damit platzten auch die anderen Träume des bullischen Lagers in Sachen Leitzinshoch, Zinssenkungen und umgehendem Wachstumsimpuls. Das entzog nicht nur der Rallye der American Express-Aktie den Boden. Es machte auch den Anstieg vom im Oktober markierten Jahres-Verlaufstief zu einer geplatzten Hoffnungsblase.

Expertenmeinung: Denn je höher die Leitzinsen steigen, je länger sie oben bleiben, desto schwieriger wird das Geschäft vor allem mit diesen kurzfristigen Verbraucherkrediten via Kreditkarte. Nicht nur, dass mehr Verbraucher sich genau überlegen, ob sie sich dies oder jenes wirklich leisten wollen bzw. können. Es steigt auch das Risiko, dass die Kreditkartenschulden uneinbringlich werden, sprich ausfallen und das erheblich auf die Gewinne von „AmEx“ drückt. Die Skeptiker sehen sich dahingehend jetzt bestätigt. Und damit stellt sich zu Recht die Frage, was verhindern sollte, dass die Aktie ihr Jahres-Verlaufstief ansteuert und, je nachdem, wie sich die Gesamtsituation in den kommenden Monaten entwickelt, mittelfristig sogar unterschreitet.

Denn was die Bewertung angeht, ist die AmEx-Aktie nur dann korrekt bewertet, wenn man unterstellt, dass der Gewinn pro Aktie 2023 leicht zulegt. Käme es anders herum, wäre auch ein Kursniveau unterhalb der Tiefs vom Juli und Oktober bei 130,65/134,12 US-Dollar adäquat, was das Kurs/Gewinn-Verhältnis angeht. Wie sich die Lage für den Konsum- und Kreditbereich in drei oder sechs Monaten darstellt, lässt sich nicht klar absehen, aber bis dahin werden sich viele einfach an den charttechnischen Vorgaben orientieren. Und die sprechend derzeit klar für die Short-Seller:

Mit dem Abverkauf der vergangenen Tage ist die Aktie fast schon spektakulär an der zuvor tagelang von unten her belagerten 200-Tage-Linie gescheitert. Sie brach in der Folge die Aufwärtsbewegung führenden Linien in Form der 20-Tage-Linie sowie der kurzfristigen Aufwärtstrendlinie und hätte damit zwar zahlreiche, markante Widerstände über, aber nur diese Zone 130,65/134,12 US-Dollar unter sich. Ein ideales „Fressen“ für die Bären … und dass diese Supportzone bricht, sollte man zumindest nicht völlig ausschließen.

American Express-Aktie: Chart vom 16.12.2022, Kurs 146,26 US-Dollar, Kürzel AXP | Online Broker LYNX