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Wenn der Gesamtmarkt wackelt, werden viele Trader so nervös, dass sie auch bei scheinbar harmlosen Meldungen heftig reagieren. Das bekam auch die Aktie der DHL Group zu spüren, die man gestern wie eine heiße Kartoffel fallen ließ. Wegen einer „Kleinigkeit“?
Es schien in der Tat eine Kleinigkeit zu sein. Der für die Aktie zuständige Analyst beim Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux nahm das Kursziel für die Aktie gestern geringfügig von 51 auf 49 Euro nach unten, stufte die DHL-Aktie dabei aber weiter mit „Kaufen“ ein. Zwar kam JPMorgan dann auch noch mit der Bestätigung ihres Urteils „Untergewichten“, aber das war eben nicht neu, das Kursziel veränderte JPMorgan nur marginal von 36,20 auf 36,40 Euro.
Das wäre kein Grund für einen Selloff gewesen. Der lag vermutlich in einer Begründung für die leichte Absenkung des Kursziels durch Kepler Cheuvreux. Denn da erklärte man, dass derzeit keine Verbesserung des Transportvolumens für DHL in Sicht sei. Das sind keine rosigen Aussichten, aber … hätte sich das nicht jeder auch vorher denken können, in einem weltweit schwierigen konjunkturellen Umfeld wie derzeit?
Expertenmeinung: Das hätte man. Und man kann sogar unterstellen, dass sich nicht allzu viele Akteure, die in dieser bereits seit den Halbjahreszahlen fallenden Aktie Long sind, große Illusionen über die Entwicklung des Umsatzes gemacht haben. Immerhin waren diese am 1. August veröffentlichten Halbjahreszahlen alles andere als inspirierend. So fiel der Umsatz im ersten Halbjahr zum Vorjahreszeitraum um 16,4 Prozent, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) um 27,2 Prozent und der Gewinn pro Aktie um 31,1 Prozent. Aber:
Zum einen ist es ein Unterschied, ob man Ungemach im Hinterkopf einkalkuliert oder ob das jemand klar auf den Tisch legt. Zum anderen wirken auch kleinere Enttäuschungen stärker, wenn der Gesamtmarkt wankt und der Trend der betreffenden Aktie sowieso schon abwärts weist. Nicht zuletzt, weil dann bärische Trader unterwegs sind, die vor allem dann aktiv werden, wenn sich die Gelegenheit bietet, verunsicherte Käufer zu überrennen, indem man wichtige Supportmarken durchschlägt. Genau das war bei der DHL-Aktie der Fall und der Grund, warum diese „Mücke“ dann im Chartbild zu einem Elefanten wurde.
Wir sehen im Chart, dass die Ausgangslage für die Bären ideal war. Die DHL-Aktie war zuvor an den Kreuzwiderstand aus Abwärtstrendlinie, 20-Tage- und 200-Tage-Linie herangelaufen und kam dort erst einmal nicht durch. Die Supportzone 40,30/40,50 Euro, von welcher der Ausbruchsversuch ausgegangen war, war weiterhin in Schlagdistanz. Damit reichte eine eher moderat negative Reaktion, um diesen Bereich zu durchbrechen und den Abverkauf durch das Auslösen darunter liegender Stop Loss-Verkaufsorders zu intensivieren. Würde jetzt auch noch die bei 38,63 Euro liegende, zum Handelsende sehr nahe gekommene Unterstützung fallen, wäre die Aktie aus rein charttechnischer Sicht nach unten erst einmal frei.
Aber könnte man das nicht zum Einstieg nutzen? Immerhin wurde hier doch aus einer Mücke ein Elefant gemacht, d.h. die Aktie hätte nicht so weit fallen müssen. Außerdem liegt das durchschnittliche Analysten-Kursziel für die Aktie derzeit über 50 Euro!
Das ist zwar richtig. Aber der Gesamtmarkt ist unruhig, die Bullen nervös, die Bären werden aggressiver. Und die DHL-Aktie ist in einem Abwärtstrend unterwegs. D.h. jetzt die Hand aufzuhalten hieße, gegen den Trend zu agieren. Das ist nicht gerade empfehlenswert. Auf deutlich festerem Terrain wäre man erst, wenn gelingt, was jetzt erst einmal misslang: der Ausbruch über den Kreuzwiderstand im Bereich 41,70/42,00 Euro!

Quellenangaben: Halbjahresergebnis 2023, 01.08.2023:
https://reporting-hub.dpdhl.com/downloads/2023/2/DHL-Halbjahresbericht-2023.pdf
Kursziele Analysten: https://finance.yahoo.com/quote/DHL.DE/?p=DHL.DE
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