Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Nach wie vor bereitet die zurückhaltende Nachfrage in China den Anlegern des deutschen Medizintechnikkonzerns Sorge. Dies führte zuletzt nach der Präsentation der Quartalsergebnisse zu neuer Kursschwäche in der Siemens Healthineers-Aktie.
Gleichzeitig wurden aus technischer Sicht wichtige Ebenen nach unten durchbrochen. Sowohl der Support bei rund 52 EUR als auch das Pivot-Tief von Anfang Mai wurden nach unten verletzt. Dennoch gibt es auch einen Lichtblick. Im gestrigen heftigen Abverkauf an den globalen Börsen zeigte das Papier Relative Stärke und gehörte neben Infineon zu den wenigen Gewinnern im DAX.
Expertenmeinung: Alles in allem bleibt die technische Lage angespannt. Auch wenn ich einen Anstieg auf bis zu 52 EUR durchaus für wahrscheinlich halte, bleibt die Frage offen, ob sich hier ein langfristiger Einstieg lohnt. Hierzu braucht es wesentlich mehr als einen einzigen soliden Handelstag oder gar eine nette technische Gegenreaktion nach einem heftigen Abverkauf. Vorerst war dies für ich nur ein kleiner Lichtblick und nicht mehr. Daher bleibe ich hier im Moment eher bei einer neutralen Bewertung.
Aussicht: NEUTRAL
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Mit -6,71 Prozent wurde Siemens Healthineers am Mittwoch Tagesverlierer eines insgesamt steigenden DAX. „Schuld“ war das Ergebnis des letzten Quartals. Aber wenn man es nüchtern betrachtet, hätte man mit solchen Zahlen rechnen müssen. Wird das Minus zur Chance?
Im dritten Geschäftsjahresquartal des hier ebenso wie bei der Siemens-Mutter immer am 30.9. endenden Geschäftsjahres steigerte Siemens Healthineers den Umsatz von 5,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 5,4 Milliarden. Die Analysten hatten im Schnitt aber 5,5 Milliarden erwartet. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg von 758 Millionen auf 825 Millionen, die Prognose hatte indes bei 856 Millionen gelegen. Hier haben wir also Wachstum, nur eines, das den Prognosen der Analysten nicht genügte. Doch warum nicht?
Das Hauptproblem ist China. Dort sackte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent weg. Nicht gut, keine Frage. Nur … hätte man sich das nicht denken können? Schließlich ist der schwache chinesische Markt derzeit für sehr viele Branchen ein Problem, auch für die Medizintechnik. Daher kann man eher darüber überrascht sein, dass die Analysten und offenbar auch viele Anleger den Druck dort offenbar unterschätzt hatten. Aber gut, jetzt liegt das Kind im Brunnen bzw. die Aktie am unteren Ende der diesjährigen Handelsspanne. Die Frage ist: Muss sie dort sein … und bleiben?
Expertenmeinung: Das wäre keineswegs zwingend. Denn vom Unternehmen wurde kommuniziert, dass der Bedarf in China durchaus vorhanden ist, sich Aufträge aber wegen der dort aktuell laufenden Anti-Korruptionsmaßnahmen im Gesundheitswesen verzögern. Man hofft, dass sich das im am 1.10. beginnenden, neuen Geschäftsjahr 2024/2025 in nachgeholten Aufträgen niederschlage. Was heißt: Womöglich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.
Hinzu kommt, dass die Aktie zum einen von der Bewertung her derzeit im Branchenvergleich nicht teuer ist und zum anderen, Minus hin oder her, eine wichtige Supportzone gehalten und nicht durchbrochen hat. Richtig ist, dass der Abschlag des Mittwochs dazu führte, dass die vorherige, seit Mai geltende Seitwärtsspanne nach unten verlassen und so zu einem vollendeten Topp wurde. Richtig ist aber auch, dass die Siemens Healthineers-Aktie die Unterstützungszone 48,39/48,92 Euro testete und dann über dieser Zone schloss, wodurch das am Tief über neun Prozent ausmachende Minus spürbar eingegrenzt wurde. Was heißt:
Da waren einige der Ansicht, dass dieser Abriss überzogen ist und dort, in dieser Supportzone, ein günstiger Einstieg drin sei. Und solange die Aktie das Tagestief des Mittwochs bei 48,25 Euro und damit dann auch diese jetzt erst einmal gehaltene Supportzone 48,39/48,92 Euro nicht unterbietet, könnten die Käufer Recht behalten.
Siemens Healthineers stellte am Donnerstag die stärkste Aktie im DAX. Basis des Kursgewinns von 4,44 Prozent war die Bilanz des ersten Geschäftsjahresquartals 2023/2024 und der Ausblick auf den Rest des Geschäftsjahres. Waren die Zahlen wirklich so stark?
Sie waren auf alle Fälle ermutigend. Wenn man bedenkt, dass der Medizintechnik- und Healthcare-Sektor insgesamt derzeit ebenso unter einer eher mageren Nachfrage und Druck auf die Preise leidet wie viele andere Branchen, präsentierte sich Siemens Healthineers beeindruckend robust.
Der Umsatz stieg von 5,08 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 5,2 Milliarden, im Schnitt hatten die Experten dem Unternehmen nur 5,1 Milliarden zugetraut. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 742 Millionen Euro auf dem Niveau der Prognosen und solide über den 685 Millionen, die im ersten Geschäftsjahresquartal 2022/2023 erreicht wurden (Geschäftsjahresende bei Siemens Healthineers ist immer der 30.9.). Die EBIT-Marge lag bei 14,3 nach 13,5 Prozent, netto lag der Gewinn mit 431 Millionen immerhin leicht über den 421 Millionen im Vergleichszeitraum.
In Bezug auf das Gesamt-Geschäftsjahr bestätigte das Unternehmen die bisherige Prognose, sieht weiterhin einen Umsatzanstieg auf vergleichbarer Basis zwischen 4,5 und 6,5 Prozent und einen Gewinn pro Aktie zwischen 2,10 und 2,30 Euro (Vorjahr 2,01 Euro). Das ist zweifelsohne erfreulich. Aber reicht das auch für einen Befreiungsschlag der Aktie?
Expertenmeinung: Die Frage stellt sich, weil das Plus des Donnerstags die Siemens Healthineers-Aktie zwar in eine perfekte Ausgangsbasis für einen neuen Aufwärtsimpuls gebracht hat, der aber noch nicht begonnen hat. Sie sehen im Chart, dass der Kurs nach einem volatilen Tagesverlauf zum Handelsende fast auf Tageshoch und minimal unter dem Dezember-Hoch bei 54,32 Euro geschlossen hat. Und dieses Zwischenhoch entstand im Dezember beim Versuch, die Widerstandszone zwischen dem Juli-Hoch bei 53,98 und einer Wendemarke vom Mai bei 55,02 Euro zu überwinden. Im Dezember drehte die Aktie ab, jetzt müsste sie durch diese Zone durch … und das nach Möglichkeit umgehend.
Denn die Bilanz war eben „nur“ ermutigend, aber nicht grandios. Und seitens des Ausblicks gab es ja nichts Neues und damit auch keinen „Aufhänger“ für die Anleger, das Chartbild, das zuletzt von einer Seitwärtsbewegung geprägt war, in einen neuen Aufwärtsimpuls mit erstem Kursziel bei 58,08 Euro (das 2023er-Verlaufshoch) zu verwandeln. Wenn es gelingen sollte, die Siemens Healthineers-Aktie schnell über diese Widerstandszone zu tragen, dürften Zweifel vom Momentum überlagert werden. Rein technisch orientierte Trader könnten die Aktie dann weiter tragen, ohne sich von der Frage irritieren zu lassen, ob man da nicht bereits zu viel des Guten täte. Aber dazu muss dieser „Sprungbereitschaft“ eben der tatsächliche Sprung folgen. Sollte das misslingen, sollte man die momentan bei 50,43 Euro verlaufende 200-Tage-Linie im Auge behalten. Würde sie fallen, wäre dieser Ausbruchsversuch zum Bumerang geworden.
Bei Siemens Healthineers legte man gestern die Zahlen zum 4. Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 vor. Die fielen im Rahmen der Erwartungen aus und führten zu einem Plus in der Aktie. Aber dieses Plus war zu klein, um das Blatt zu wenden. Noch zu klein?
Da andere Unternehmen im Bereich der Medizintechnik weitaus schwächer dastehen, konnte sich ein gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr gehaltenes Ergebnis im vierten Geschäftsjahresquartal durchaus sehen lassen. Der Umsatz lag mit 6,05 Milliarden marginal über Vorjahr und etwas besser als im Schnitt prognostiziert, das EBIT ebenso. Zwar lag der Nettogewinn mit 537 Millionen Euro deutlich unter dem des Vorjahreszeitraums (630 Millionen), aber das lag nicht zuletzt am nahezu kompletten Wegfall des Bereiches der Corona-Tests und war von den Analysten auch so erwartet worden.
Grundsätzlich gab es also nichts zu mäkeln, zumal dieses vierte, am 30.9. beendete Quartal laut Unternehmen stark ausfiel und dadurch das bequeme Erreichen der eigenen Ziele sicherte. Aber wenn Stabilität auch verhindert, dass die Bären die Aktie nicht vermehrt neu ins Visier nehmen, zu Luftsprüngen war da eben auch kein Anlass.
Zwar kommunizierte das Unternehmen, dass man für das neue Geschäftsjahr damit rechne, dass das Wachstum wieder Fahrt aufnimmt. Aber es wirkte, als würden viele Akteure dazu lieber erst einmal Belege sehen wollen. Das führte dazu, dass Siemens Healthineers zwar am Mittwoch immerhin 1,27 Prozent zulegte, daraus aber noch kein bullisches Signal entstand. Der Chart zeigt es:
Expertenmeinung: Die Aktie hatte im Vorfeld bereits einen leicht über dem des Septembers liegenden Boden ausgebildet, nachdem es zuvor misslungen war, sich über die Widerstandszone 47,68/48,92 Euro hinaus nach oben abzusetzen. Mit der gestrigen Quartalsbilanz wurde hierfür ein neuer Anlauf genommen, aber der Ausbruch gelang nicht. Der Kurs blieb am oberen Rand dieser Widerstandszone und damit zugleich an der mittelfristigen, im April etablierten Abwärtstrendlinie hängen. Was heißt:
Der Ausbruch steht zwar noch aus, aber die Bullen hätten jetzt einen „Matchball“. Ob diese Bilanz und die grundsätzliche Zuversicht, mit der Siemens Healthineers das neue Geschäftsjahr kommentiert, ausreichen, um diesen auch zu verwandeln, sollte man angesichts dieses Chartbildes besser abwarten, bevor mal über Long-Trades nachdenkt.