Henkel Aktie Prognose Henkel: Dieser Boden könnte halten

News: Aktuelle Analyse der Henkel Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Henkel Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Ein Minus von gut zehn Prozent, das ist bei einer Aktie wie Henkel eine Seltenheit. Dass es zustande kam, nachdem das Unternehmen 2024er-Ergebnis nebst 2025er-Ausblick vorgelegt hatte, macht klar: Letzterer konnte nicht gefallen. Aber man sollte die Aktie im Auge behalten.

2024 war gut gelaufen, die selbst gesteckten Ziele hat das Unternehmen erreicht. Der Umsatz konnte organisch um 2,6 Prozent zulegen, weniger als die 4,2 Prozent im Jahr 2023, aber immerhin im Rahmen dessen, was zu erwarten war. Die Restrukturierung im Bereich Consumer Brands zeitigte Erfolge: Die EBIT-Marge des Gesamtunternehmens stieg 2024 von 11,9 auf 14,3 Prozent, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte dadurch zum Umsatz überproportional um 20,9 Prozent zu. Das war nichts, das die Anleger hätte irritieren können.

Beim Ausblick sah das schon anders aus. Hier avisierte Henkel ein organisches Umsatzwachstum zwischen 1,5 und 3,5 Prozent, eine EBIT-Marge zwischen 14,0 und 15,5 Prozent und einen Anstieg des Gewinns pro Aktie im einstelligen Prozentbereich. Das hat offenbar einige bewogen, die Aktie wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen … mit entsprechenden Folgen für das Chartbild:

Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 11.03.2025, Kurs 77,74 Euro, Kürzel: HEN3 | Online Broker LYNX
Henkel Vorzugsaktie: Chart vom 11.03.2025, Kurs 77,74 Euro, Kürzel: HEN3 | Quelle: TWS

Die Aktie, die wenige Tage zuvor eine seit Mai 2024 bremsende Widerstandszone überwunden hatte, fiel nicht nur durch diese hindurch, sondern auch durch die Supportzone nebst 200-Tage-Linie bei 81,56/82,12 Euro, wodurch auch diese schlagartig von einer Unterstützung zum Widerstand wurde. Das nächste charttechnische Kursziel wäre jetzt die Auffangzone im Bereich 76,10/76,34 Euro. Indes könnte man sich fragen …

Expertenmeinung: … warum dieser Abverkauf dermaßen drastisch ausfiel. Denn so wirklich dramatisch unter den bisherigen Prognosen kam Henkels 2025er-Prognose nicht daher. Und wenn man sich die daraufhin neu vergebenen Kursziele der Analysten ansieht, ist da zwar von 78 Euro mit der Einstufung „Verkaufen“ bis 105 Euro mit dem Rating „Kaufen“ für jeden etwas dabei. Aber diese 78 Euro von Goldman Sachs sind zugleich auch das niedrigste Kursziel von allen. Und diesen Kurslevel hat die Vorzugsaktie am Dienstag zudem bereits erreicht.

Hinzu kommt, dass die Henkel-Aktie nicht gerade überbewertet wäre. Derzeit könnte man das 2025er-Kurs/Gewinn-Verhältnis um die 16 einordnen, das ist keineswegs teuer. Nun hat der Vorstand zwar im Rahmen der Bilanz von einem langsamen Jahresstart auf Basis wirtschaftlicher Unsicherheit und schwacher Konsumneigung geschrieben. Und natürlich würde Henkel eher nicht von einem Infrastrukturpaket der kommenden Bundesregierung profitieren. Nur hatte das alles die Trader ja bis zum Tag vor der Bilanz auch nicht gestört. Und dieser genannte langsame Start ins Jahr soll, wenn Henkel recht behält, in der zweiten Jahreshälfte von mehr Dynamik abgelöst werden. Alles irgendwie kein Argument für ein Minus von über zehn Prozent.

Und wenn man sich den Chart ansieht, könnte die Dimension dieses Abverkaufs durchaus „aus Versehen“ so groß ausgefallen sein. Abgaben als Reaktion auf den etwas mageren Ausblick könnten auf zu wenig Kaufneigung getroffen sein, die Aktie hätte allemal trotzdem mit einer nur moderaten Abwärts-Kurslücke aufmachen können. Aber wenn die vorbörslichen Taxierungen schwach ausfielen und potenzielle Käufer ihre Orders zurückzogen, kann das gereicht haben, um vorbörsliche Kurse unter dieser kurz zuvor unterbotenen Chartzone im Bereich 84,60/85,74 zu zeigen. Das hat Stop-Loss-Verkäufe von denen ausgelöst, die ihre Stopps nach dem Ausbruch nach oben sinnvollerweise eng unter diesen Bereich angehoben hatten. Dadurch entstand noch mehr Verkaufsdruck, der ausreichte, um die Vorzugsaktie gleich zum ersten Kurs an und dann in Windeseile auch unter diese Kreuzunterstützung aus 200-Tage-Linie und der unteren Begrenzung der zwischen Dezember und Februar gelaufenen Seitwärtsbewegung zu drücken. Was erneute Stop-Loss-Verkäufe auslöste, die den Kurs noch schneller und weiter nach unten führten. Denn wer so etwas sieht, studiert nicht in aller Ruhe die Bilanz, sondern zieht Kauforders schnell zurück bzw. überlegt sich nicht den Einstieg. Jedenfalls nicht mitten in einem immens hektischen Handel am Gesamtmarkt. So könnte es durchaus gelaufen sein.

Wer aber nach Handelsende ein wenig Muße hatte, könnte Ausblick und Kursreaktion miteinander vergleichen, eine wie vorstehend beschrieben entstandene Verkaufslawine als Ursache sehen und sich überlegen, dass, wenn der Gesamtmarkt weiter wankt oder gar kippt, eine jetzt wieder deutlich günstigere Henkel-Aktie womöglich eine interessante, defensive Alternative wäre. Zwar wäre es riskant, hier die Hand aufzuhalten, bevor der Kurs nicht wenigstens wieder eindeutig über der Zone 81,56/82,12 Euro schließt. Aber das wäre denkbar genug, um die Aktie im Auge zu behalten.

Quellen:
Ergebnis 2024, Ausblick 2025, 11.03.2025: https://www.henkel.de/presse-und-medien/presseinformationen-und-pressemappen/2025-03-11-sehr-gute-geschaeftsergebnisse-2024-belegen-erfolgreiche-umsetzung-der-ganzheitlichen-wachstumsagenda-2044252

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Analysis methodology

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Wenn nach „good news“ ein Kurssprung entsteht, der dann aber auf Abgaben trifft, ist das immer ein erheblicher Dämpfer für diejenigen, die bei der betreffenden Aktie auf einen Ausbruch über wichtige Hürden setzen. So geschehen gestern bei der Henkel Vorzugsaktie.

Ein Plus von 1,33 Prozent ist angesichts eines am selben Tag um 0,44 Prozent nachgebenden DAX natürlich nicht gerade schlecht. Aber zum einen landete die Henkel-Aktie damit nicht einmal unter den Top 5 der DAX-Tagesgewinner. Zum anderen lag das Plus zeitweise bei 3,98 Prozent und schrumpfte somit zum Handelsschluss deutlich zusammen.

Hinzu kam, dass das Tageshoch mit 84,70 Euro nahe an den Hochs der Monate Mai und Juni lag (84,90 und 85,74 Euro) und der Weg aus charttechnischer Sicht nach oben erst einmal frei gewesen wäre, hätte die Aktie diese Widerstände überwunden oder zumindest in deren Nähe geschlossen.

So aber ist die Chance, neue Nachrichten mit neuen, charttechnischen Fakten zu beantworten und damit klare Zeichen zu setzen, vertan. Denn wenn ein Kurssprung auf Basis neuer Unternehmenszahlen auf Verkäufe stößt, ist es zumindest fraglich, ob es die Bullen einfach am Folgetag unbeirrt noch einmal versuchen. Aber was waren das für Zahlen und warum war man nicht ausreichend begeistert, um die Aktie nach oben hinauszutragen?

Expertenmeinung: Um 14 Uhr am Mittwoch lieferte Henkel im Rahmen einer adhoc-Meldung vorläufige Ergebnisse für das erste Halbjahr. Der Umsatz sei organisch um 2,9 Prozent gestiegen, hieß es da, wobei angehobene Preise mit +2,5 Prozent den entscheidenden Anteil daran hatten, das reine Warenvolumen stieg nur um 0,4 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte indes weit stärker zu, um 28,4 Prozent, was durch einen Anstieg der EBIT-Gewinnmarge von 11,5 auf 14,9 Prozent ermöglicht wurde. Dazu hob man die Gesamtjahresprognose an.

So etwas sorgt fast immer für positive Reaktionen. In diesem Fall sieht man aber schnell, warum die diesmal nicht allzu stark ausfiel. Denn der Ausblick für die Umsatzentwicklung wurde nicht ausgehoben, nur der für die operative Gewinnmarge auf EBIT-Basis (von 13,0 bis 14,0 auf 13,5 bis 14,5 Prozent) und für den Gewinn pro Aktie, der jetzt nicht mehr zwischen 15 und 25, sondern zwischen 20 und 30 Prozent zulegen soll. Was zwar grundsätzlich besser als nichts ist, aber das zeigt schon, dass der Anstieg bei EBIT und Marge ohnehin schon erwartet wurde und jetzt nur ein bisschen größer ausfällt. Und ein bisschen ist eben nichts, was neue Verhältnisse schaffen würde.

Zudem ist das mehr eine Rückkehr auf frühere, bessere Niveaus (eine EBIT-Marge um 15 Prozent war in den Jahren vor Corona für Henkel normal) als ein Aufbruch in neue, höhere Sphären. Denn in den fünf Jahren vor Beginn der Corona-Phase lagen Gewinn und Marge zwar im Schnitt etwa da, wo Henkel 2024 hinwill. Aber:

Henkel Vz.: Chart vom 17.07.2024, Kurs 82,54 Euro, Kürzel: HEN3 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Henkel Vz.: Chart vom 17.07.2024, Kurs 82,54 Euro, Kürzel: HEN3 | Quelle: TWS

Die Aktie notierte in diesen früheren Jahren auf höherem Niveau, in einer Spanne zwischen grob 80 und 130 Euro. Während man auf Basis der aktuellen 2024er-Gewinnschätzungen auf ein Kurs/Gewinn-Verhältnis um 16 kommt, waren in den Jahren vor 2020 lange Zeit Kurs/Gewinn-Verhältnisse um 20 für Henkel üblich. Grundsätzlich könnte die Aktie also schon nach oben ausbrechen, ohne gleich zu teuer zu sein. Aber solange solche Gelegenheiten nicht genutzt werden, ist die Skepsis am Markt groß genug, um selbst im Fall, dass es in einem zweiten Anlauf doch noch klappt, vorsichtig und mit konsequenten Stoppkursen an die Sache heranzugehen.

Quellenangaben: Vorläufige Ergebnisse zum 1. Halbjahr, 17.07.2024:
https://www.henkel.de/presse-und-medien/presseinformationen-und-pressemappen/2024-07-17-nach-sehr-guter-geschaeftsentwicklung-im-ersten-halbjahr-hebt-henkel-die-ergebnisprognose-fuer-2024-an-1973506

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