Nagarro Aktie Prognose Nagarro: Dieser Risikoabschlag könnte hartnäckig werden

News: Aktuelle Analyse der Nagarro Aktie

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Nagarro
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Wenn Jahres-Prognosen wie bei Nagarro scheibchenweise gesenkt werden, sagen sich viele: Da kommt sicher noch eine weitere Scheibe. Das erzeugt eine ständige Unsicherheit … und die ist ganz und gar nicht gut für die Aufwärtsperspektiven einer Aktie.

Nagarro, ein im TecDAX notierter Spezialist für „Digital Engineering“, legte am Montag ein Quartalsergebnis vor, das gegenüber dem Vorjahreszeitraum schwach ausfiel. Zwar stieg der Umsatz leicht von 210 auf 226,8 Millionen Euro, aber ob operativ oder netto, der Gewinn fiel kräftig. Netto kamen im zweiten Quartal 19,5 Millionen zusammen, im Vorjahr waren im zweiten Quartal noch 31,1 Millionen erreicht worden. Steigender Umsatz, sinkende Gewinne … die Ursache ist klar: Die Gewinnmarge kam deutlich unter Druck.

Zwar fanden sich in den Halbjahreszahlen Formulierungen wie Wachstumsdynamik und Expansion. Aber man las da auch von „Zurückhaltung in einigen Kundenprojekten“. Und letzten Endes interessiert den Investor mehr, was unter dem Strich herauskommt als die Art und Weise, wie man das kommuniziert. Und es war nicht nur der gedrückte Gewinn, der unerfreut zur Kenntnis genommen wurde, sondern auch der Umstand, dass Nagarro erneut die Gesamtjahresprognose senkte.

Das war bereits am 12. Mai erstmals nötig geworden. Da wurde die Umsatzprognose von zuvor 1,02 auf 0,94 Milliarden Euro zurückgenommen. Jetzt wurde dieser Ausblick erneut, auf 0,915 Milliarden, gekappt. Was zwar immer noch eine moderate Dimension wäre. Aber diesmal sägte man auch an der im Mai unverändert gebliebenen Prognose für die EBITDA-Gewinnmarge (d.h. Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen). Die senkte Nagarro von bislang 15 auf jetzt 13 Prozent. Und dies in Kombination mit einem geringeren Gewinn, das ist schon ein Wort. Genug für ein derart kräftiges Minus von 6,87 Prozent bei einer ohnehin schon im Abwärtstrend befindlichen Aktie?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Nagarro Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Das wäre mit einem Querblick auf die Bewertung der Aktie auf Basis der derzeitigen 2023er-Gewinnschätzung nicht zwingend, denn das Kurs/Gewinn-Verhältnis läge mit um die 17 ungewöhnlich niedrig. Aber die Marktteilnehmer mögen es eben ganz und gar nicht, wenn man einerseits von Dynamik und Wachstum spricht und andererseits nicht nur der Gewinn sinkt, sondern auch noch scheibchenweise der Ausblick gesenkt wird. Die niedrige Bewertung repräsentiert einen Risikoabschlag, der sich aus dieser Gemengelage ergibt. Und auch, wenn man behaupten könnte, dass da gestern gleich die nächste Prognosesenkung vorweggenommen wurde, die kommen könnte, aber nicht kommen muss:

Der Weg nach oben ist für solche Aktien steinig, denn Misstrauen, wenn es erst einmal aufgekommen ist, kann sehr hartnäckig sein. Hier also im Vertrauen darauf, dass die günstig wirkende Bewertung und der ja trotz alledem zum Vorjahr höher erwartete Umsatz die Aktie schon wieder aufwärts drehen werden, einfach die Hand aufzuhalten, kann leicht schiefgehen.

Erst, wenn nicht nur die gestern am Ende nur knapp unterbotene untere Begrenzung der seit der Mai-Prognosesenkung geltenden Handelsspanne bei 76,35/77,45 Euro zurückerobert wurde, sondern eben diese Handelsspanne insgesamt mit Schlusskursen über 92 Euro glaubhaft überwunden ist, könnte man hier über eine vorsichtige Positionierung auf der Long-Seite nachdenken. Solange das nicht der Fall ist, bliebe die Unterseite bei dieser Aktie “weich”.

Nagarro Aktie: Chart vom 14.08.2023, Kurs 75,20 Euro, Kürzel: NA9 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nagarro Aktie: Chart vom 14.08.2023, Kurs 75,20 Euro, Kürzel: NA9 | Quelle: TWS

Quellenangaben:
Halbjahres-Finanzbericht, 14.08.2023:
https://www.nagarro.com/hubfs/Investors/InvestorDocuments/Nagarro%20SE_half-yearly%20financial%20report%202023_DE_Secured.pdf

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Vorherige Analysen der Nagarro Aktie

Die Aktie des IT-Dienstleisters Nagarro startete den Börsenhandel im Dezember 2020 mit einem Kurs von 69 Euro. Anfang 2022 erreichte sie mit 212 Euro ein Rekordhoch, jetzt ist sie wieder nahe am Kurs, mit dem alles begann. Aber gehört die Aktie auf dieses tiefe Niveau?

Am Montag legte Nagarro das Ergebnis des ersten Quartals 2023 vor. Der Umsatz war im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 24 Prozent gestiegen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um gut acht Prozent. Der unterproportionale Gewinnanstieg basierte auf einer von 15,6 auf 13,7 Prozent gesunkenen EBITDA-Gewinnmarge. Was nicht gut ist, aber in dieser Phase stark steigender Kosten normal, das findet sich auch bei vielen anderen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.

Auffällig war indes, dass Nagarro am Freitag nach dem europäischen Handelsende seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr senkte, von zuvor 1,02 Milliarden auf jetzt 0,94 Milliarden Euro, also um etwa acht Prozent. Den Ausblick für die EBITDA-Marge behielt man mit 15 Prozent bei. Natürlich fragt man sich, wieso das Unternehmen am Freitagabend in einer adhoc-Meldung die Umsatzprognose senkt, wenn am Montag ohnehin die Quartalszahlen kommen. Denkbar wäre: Die Bilanz war fertig … und da man für die Abwärtskorrektur des Umsatz-Ausblicks auch den April mit einbezogen hatte, wollte man das gesondert weitergeben. Vielleicht war es so, ungewöhnlich bleibt es dennoch.

Expertenmeinung: Doch grundsätzlich bedeutet auch diese angepasste Prognose, dass der IT-Dienstleister 2023 zum Vorjahr wenn, dann nur leicht weniger verdienen würde. Doch die Aktie notiert weit tiefer als vor einem Jahr und hätte mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis auf Basis der momentanen Gewinnschätzungen eine für ein grundsätzlich wachsendes Unternehmen günstige Bewertung von 16-17. Auch sind die Analysten deutlich positiver als das Chartbild. Derzeit liegt der Schnitt der Analysten-Kursziele bei etwa 160 Euro. Würde die Aktie dort notieren, wäre die Bewertung für einen IT-Dienstleister ein wenig hoch, aber noch akzeptabel. Aber sie notiert eben nur knapp über der Hälfte des Durchschnitts-Kursziels. Da stellt sich die Frage, ob man hier nicht getrost einsteigen könnte?

Nagarro Aktie: Chart vom 12.05.2023, Kurs: 84,05 Euro, Kürzel: NA9 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Nagarro Aktie: Chart vom 12.05.2023, Kurs: 84,05 Euro, Kürzel: NA9 | Quelle: TWS

Ein Problem dürfte sein, dass die Aktie Ende Februar massiv verkauft wurde, als die Meldung umging, Nagarro sei ins Visier großer Shortseller geraten. Da argwöhnen Anleger natürlich, dass da etwas im Busch sein müsse, dass die Short-Seller schon wüssten, warum sie gezielt Druck machen. Bislang gab es nichts, das das bestätigen würde, die moderate Senkung der Umsatzprognose war auf jeden Fall kein Argument. Aber immer dann, wenn man sie ein Damoklesschwert fürchten, ob es nun vorhanden ist oder nicht, werden die Trader vorsichtig.

Daher kann die Aktie auf diesem Niveau günstig sein, zumal sie immerhin auf Schlusskursbasis das 2022er-Jahrestief bei 83 Euro halten konnte. Aber solange zu viele hier eher pessimistisch sind … ob zu Recht oder nicht, spielt keine Rolle … sollte man mit Vorsicht agieren, was hieße: Erst sollte diese Aktie die zahlreichen, über dem Kurs den Weg nach oben zustellenden Charthürden überwinden und damit ein charttechnisch bullisches Signal abliefern, bevor man mit einem tauglichen Chance/Risiko-Verhältnis agieren könnte. Und dazu müsste Nagarro klar über 110,20 Euro, dem Rallye-Hoch vom April, schließen.

Quellen:
Quartalsergebnis Q1 2023, 15.05.2023:
https://www.nagarro.com/hubfs/Investors/Recordings/Nagarro%20SE_2023%2005%2015%20Q1%20Earnings%20deck%20vF%20(1)%20(1).pdf
adhoc-Meldung Prognosesenkung, 12.05.2023:
https://www.nagarro.com/de/investor-relations/ad-hocs-news-and-notifications?id=2511963&type=adhoc&locale=de
Kursziele Analysten: https://www.nagarro.com/de/investor-relations/financial-and-stock-information

Schaut man sich die Geschäftszahlen von Nagarro an, würde man im Traum nicht darauf kommen, dass sich der Kurs in diesem Jahr halbiert hat. Beginnt gerade die nächste Rallye?

Kein Wunder

Deutsche Anleger sind, was Börsengänge angeht, nicht gerade erfolgsverwöhnt. Wenn man sich die meisten IPOs der letzten Jahre anschaut, möchte man am liebsten davonlaufen.
Teilweise sind die Aktien komplett abgestürzt. Kein Wunder, dass Deutschland kein Anlegerland ist.

Bei Nagarro sieht das deutlich besser aus. Der damalige Ausgabepreis wurde nie nachhaltig unterschritten und nach der IPO ging es gehörig aufwärts.
Für eine gewisse Zeit war die Welt in Ordnung.

Und Sie werden es vielleicht schon ahnen. Die Aktie hat sich besser entwickelt, da schlichtweg die Geschäftszahlen auch besser waren als bei den meisten anderen IPOs der jüngeren Vergangenheit.

Doch auch Nagarro konnte sich nicht dem Abwärtssog der letzten Monate entziehen. Die Aktie rutschte von über 200 auf 83 Euro, aktuell stehen wir bei 100 Euro.

Das Geschäftsmodell von Nagarro

Die Nagarro SE ist ein IT-Dienstleister und wurde 2020 als Abspaltung der Allgeier SE gegründet und ist seit Dezember 2020 börsennotiert.

Das Unternehmen entwickelt und implementiert Spezial-Software für Unternehmen, deren Anforderungen durch Standardsoftware nicht erfüllt werden können und ist natürlich auch beratend tätig.

Die Kunden von Nagarro stammen aus einer Vielzahl von Branchen wie dem Automobilsektor, Fertigung, Industrie, Banken, Finanzdienstleister, Versicherungen, Energie & Versorgungswirtschaft, Spiele & Unterhaltungsindustrie sowie Automation.

Hier finden Sie eine Übersicht der Dienstleistungen von Nagarro (Link).

Das kann sich richtig sehen lassen

Das ist ein Geschäftsmodell und Betätigungsfeld, das ganz grundsätzlich schon positive Eigenschaften mit sich bringt.
Der Bedarf an Sonder-Software dürfte wohl nie versiegen, der Markt ist riesig, dennoch gibt es vergleichsweise wenig Spezialisten, die derartige Anwendungen überhaupt erstellen können und die Margen sind ordentlich.

Daher konnte Nagarro den Umsatz in den letzten fünf Geschäftsjahren von 210,6 auf 546,0 Mio. Euro auch erheblich steigern.
Die wichtigsten Märkte sind die USA, auf die zuletzt rund 35% des Umsatzes entfielen und Deutschland mit 24%.

Das dürfte im aktuellen Umfeld besonders wichtig sein, denn es zeigt, dass die Abhängigkeit von Deutschland nicht zu groß ist.

Das Nachsteuer-Ergebnis konnte in diesem Zeitraum von 3,65 auf 30,0 Mio. Euro erheblich steigern.

An dieser Stelle hat man bereits eine gute Ahnung davon, warum die Aktie bei Anlegern auch ziemlich viel Gegenliebe gestoßen war.

Ausblick und Bewertung

Aber selbstverständlich stellt sich wie immer die Frage, ob die positive Entwicklung Bestand hat und sich auch in Zukunft fortsetzen wird.

Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 62,8% auf 395,6 Mio. Euro.
Erstaunlicherweise konnten alle Segmente deutlich wachsen (Halbjahresbericht Seite 3), egal ob Automotive, Einzelhandel oder andere Branchen.

Das Ergebnis konnte sogar von 0,91 auf 2,60 Euro je Aktie gesteigert werden.

Es gibt wahrlich wenig zu meckern. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Dynamik im zweiten Quartal auch nicht nachgelassen hat.
Das Umsatzplus lag in Q2 bei 65%, der Gewinn hat sich vervielfacht. Die Erwartungen wurden deutlich übertroffen.

Daher sah man sich bei Nagarro dazu genötigt, die Umsatzprognose für 2022 von 800 auf 830 Mio. Euro zu erhöhen.
Die Schätzung für die Gross Margin wurde bei 27 % belassen, während die Prognose für die bereinigte EBITDA-Marge von 14 % auf 15 % angehoben wurde.

Umsatz und Gewinn explodieren, Aktie implodiert

Schaut man sich nur die Geschäftszahlen an, würde man im Traum nicht darauf kommen, dass sich die Aktie halbiert hat.
Man muss allerdings verstehen, dass das nur die Hälfte der Rechnung ist.

Denn neben der geschäftlichen Entwicklung kommt es eben auch ganz zentral auf die Bewertung an.
Genau hier liegt bei Nagarro der Knackpunkt.

Bei aller Liebe und der tollen Entwicklung, ein KGV von zeitweise etwa 90 war einfach zu viel des Guten.
Durch den Absturz, gepaart durch die steigenden Gewinne, liegt das KGVe jetzt nur noch bei 26,8.

Dadurch hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis dramatisch verbessert. Obendrein müssen die bisherigen Schätzungen noch revidiert werden.
Denn vor den heutigen Quartalszahlen war man davon ausgegangen, dass Nagarro in diesem Jahr ein Ergebnis von 3,80 Euro je Aktie erzielt. Nachdem man im ersten Halbjahr aber bereits 2,60 Euro je Aktie verdient hat, scheint mehr möglich zu sein.

In den kommenden beiden Geschäftsjahren werden ebenfalls Gewinnsteigerungen von 20% und mehr erwartet.

Nagarro Aktie: Chart vom 18.10.2022 – Kurs: 100 - Kürzel: NA9 - Wochenkerzen | Online Broker LYNX
Chart vom 18.10.2022 – Kurs: 100 – Kürzel: NA9 – Wochenkerzen

Nagarro bewegt sich in einem stabilen Abwärtstrend. Mit dem Anstieg über 97 Euro wurde jedoch ein Kaufsignal ausgelöst, welches eine Erholung einleiten würde.
Ein mögliches Kursziel liegt bei 109-110 Euro.
Der Abwärtstrendkanal würde sogar Raum bis etwa 115 Euro bieten.

Kann die obere Abwärtstrendlinie nachhaltig überwunden werden, hellt sich das Chartbild spürbar auf.

Fällt die Nagarro-Aktie jedoch unter 97 Euro zurück, droht ein Rückfall in Richtung 88 oder 83 Euro.