Porsche Aktie Prognose Porsche Vz.: Wie gewagt ist es, hier bullisch zu sein?

News: Aktuelle Analyse der Porsche Aktie

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Anfangs lief die im Herbst 2022 an die Börse gebrachte Porsche-Aktie hervorragend, aber seit Sommer 2023 ist aus dem Sprinter ein Bremsklotz im DAX geworden. Und das Chartbild wirkt momentan nicht, als würde sich das schnell ändern. Kann man hier trotzdem investiert sein?

Wenn einem jemand etwas verkaufen will, klopft man ein solches Angebot gemeinhin sorgfältig in Bezug auf die Frage ab, ob da jemand ein faires Angebot unterbreitet oder nur eine Gelegenheit sieht, einem etwas zu für den Verkäufer perfekten, für den Käufer aber zu hohen Preis anzudrehen.

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Da ist man bei Gebrauchtwagen auf der Hut, beim Kauf eines Hauses sowieso, bei Aktien … eher nicht. Das muss nie, endet aber bisweilen unerfreulich. Denken Sie an das Schicksal der T-Aktie oder an die „Aktie Gelb“, d.h. die heutige DHL-Aktie, die auch 13 Jahre brauchte, bis sie richtig in die Gewinnzone lief … und nicht wenige andere.

Wird man die Aktie der Sportwagenschmiede Porsche in ein paar Jahren auch in diese Kategorie einordnen? Oder ist der aktuelle Kurs nahe am bisherigen, im August bei 65,12 Euro markierten Rekordtief einer, bei dem man sich in ein paar Jahren wünschen würde, zugegriffen zu haben?

Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Porsche Aktie finden Sie hier.

Expertenmeinung: Dass die Porsche-Aktie innerhalb der Aktien aus der Automobilbranche eine der „Guten“ ist, ließe sich angesichts der hier im Vergleich zu den Massenherstellern höheren Renditen und der tendenziell ebenso treuen wie kaufkräftigen Klientel durchaus behaupten. Aber ob das verhindert, dass die Aktie im Sog einer immer mehr unter Druck geratenen Branche landet, ist zweifelhaft. Zumal Porsche weiter Teil des langsam „kriselnd“ wirkenden Volkswagen-Konzerns ist und die Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis hier höher als bei Automobiltiteln üblich ist, wodurch die höhere Umsatzrendite bereits im Kurs eskomptiert ist. „Billig“ ist die Aktie daher auch auf dem aktuell gedrückten Niveau noch nicht.

Auch seitens der Charttechnik stellt sich die Sache wacklig dar. Der Kurs mäandert über dem oben genannten, bisherigen Rekordtief von 65,12 Euro seitwärts, zugleich war der letzte, Mitte August gestartete Versuch, sich nach oben abzusetzen, auffällig früh gescheitert. Denkbar wäre es daher durchaus, dass Porsche nach unten ausbricht … mit offenem Ausgang, denn ein charttechnisch fundiertes Kursziel ließe sich auf neuen Rekordtiefs nicht festsetzen, aber:

Porsche Vz.: Chart vom 09.09.2024, Kurs 66,36 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Porsche Vz.: Chart vom 09.09.2024, Kurs 66,36 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS

Das heißt noch lange nicht, dass wir es deswegen mit einer Aktie zu tun hätten, die weit über dem fairen Preis an die Börse ging und der ein jahrelanges Siechtum unterhalb dieses alten Ausgabepreises von 82,50 Euro bevorsteht. Dafür steht hinter dieser Aktie einfach zu viel solide Substanz. Kurzfristig ist Vorsicht geboten, denn bislang erwarten die Analysten immer noch Jahr für Jahr weiter steigende Gewinne. Das ist jetzt irgendetwas zwischen offen und unrealistisch … und wenn Porsche in den kommenden ein, zwei Jahren weniger verdient, ist die Aktie auf dem derzeitigen Kursniveau nicht nur „nicht billig“, sondern „zu teuer“. Aber das dürfte eben kein Dauerzustand sein. Wie geht man damit um?

Entweder man wartet eine saubere Trendwende nach oben ab, die man sehen würde, sobald die Aktie mit Closings über 83 Euro über den alten Ausgabepreis von 82,50 und mit ihm über eine markante Widerstandszone nebst mittelfristiger Abwärtstrendlinie gelaufen ist. Oder man versucht, sich sukzessiv in Selloff-Phasen Schritt für Schritt in kleineren Tranchen einzukaufen. Wobei man dann zwingend mit kleinem Kapitaleinsatz agieren muss, da auf der Unterseite in einem turbulenten Börsenumfeld auch bei einer Aktie wie Porsche nichts unmöglich ist, … weswegen letztere Variante die vielleicht spannendere, aber auch riskantere ist.

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Vorherige Analysen der Porsche Aktie

Gestern senkte die Porsche AG die 2024er-Prognose-Eckdaten, heute kommt die Halbjahres-Bilanz. Nachdem die Aktie am Dienstag mit -5,09 Prozent der größte Verlierer im DAX war, dürften sich einige für heute warm angezogen haben. Aber muss man das wirklich?

Wie die Halbjahreszahlen ausfallen werden, war zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Analyse am Dienstagabend zwar noch offen. Aber wenn man sich überlegt, dass der Gesamtjahresausblick bereits gesenkt wurde und die Reaktion auf diese Senkung bereits am Dienstag erfolgte, ist zumindest offen, ob die Anleger heute erneut aussteigen und die Aktie dadurch womöglich sogar unter das bisherige Rekord-Verlaufstief bei 65,66 Euro drücken, das Anfang des Monats markiert wurde.

Denn die Aktie stand ja nicht ohne Grund seit April unter Druck. Die Marktteilnehmer realisierten, dass 2024 für Porsche keine neuen Bestmarken bringen wird, nachdem die Sportwagenschmiede selbst unterstrich, dass 2024 wegen der zahlreichen Modellwechsel (fünf von sechs Modellreihen sehen einen Modellwechsel im laufenden Jahr) ein „Übergangsjahr“ werde. Ein Jahr also, in dem Maßnahmen Umsatz und Gewinn bremsen, die darauf ausgelegt sind, dafür 2025 und 2026 umso mehr Wachstum zu generieren.

Das ist also bereits im Kurs eskomptiert, was also sollte die Trader heute beim Blick zurück auf das erste Halbjahr noch schrecken, jetzt, nachdem der Ausblick bereits vorher gesenkt wurde? Vor allem, wenn man sich die Sache mal genauer ansieht.

Expertenmeinung: Denn ja, die Prognose wurde durchaus spürbar zurückgenommen. Den Umsatz sieht Porsche jetzt bei 39 bis 40 statt bei 40 bis 42 Milliarden Euro, die operative Gewinnmarge zwischen 14 und 15 statt wie bisher zwischen 15 und 17 Prozent. Das wird den Gewinn spürbar drücken. Doch über diese blanken Zahlen hinaus ist ja entscheidend, warum es zu dieser Anpassung kam. Und da sieht man umgehend:

Es liegt keineswegs daran, dass die Nachfrage stockt oder sich Porsche in Bezug auf die Umstellung der Modelle verzettelt hätte. Es liegt daran, dass die Überflutungen der vergangenen Wochen in vielen Regionen Deutschlands auch einen wichtigen Zulieferer des Unternehmens getroffen hatten, was dazu führt, dass sich Porsche einem Engpass bei Aluminium-Bauteilen für Karosserien ausgesetzt sieht. Kurz: Das sind einfach nur ärgerliche Umstände, für die aber wenn, dann eben das Wetter etwas kann, nicht aber die Porsche AG. Die Ursache der Prognose-Senkung ist damit eine, die ein vorübergehendes Problem darstellt.

Ob die heutige Halbjahresbilanz noch irgendwelche weiteren Haare in der Suppe birgt, lässt sich am späten Dienstagabend zwar nicht vorhersehen, aber wenn, hätte man das vermutlich im Rahmen dieser einen Tag davor angesetzten Prognose-Senkung bereits angedeutet. So gesehen kann dieser Doji, den der Dienstag im Chartbild hinterlassen hat, durchaus zu einem Sprungbrett werden.

Sollte die Porsche-Aktie das Verlaufstief bei 65,66 Euro testen oder sogar unterbieten, wäre diese Möglichkeit zwar umgehend vom Tisch. Aber legt die Aktie heute zu, wäre die Chance, dass die Aufwärtswende nur unterbrochen wurde, mit Händen zu greifen und würde, sobald das vorherige Zwischenhoch bei 76,14 Euro bezwungen wird, den Weg in Richtung der mittelfristig wichtigen Zone 81,00/82,50 Euro freigeben.

Dr. Ing. h.c. F. Porsche Vorzugsaktie: Chart vom 23.07.2024, Kurs 68,94 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Quellenangaben: Anpassung der 2024er-Prognose, 23.07.2024:
https://investorrelations.porsche.com/de/announcements/20240701-222859-die-dr-ing-h-c-f-porsche-aktiengesellschaft-passt-prognose-fuer-das-geschaeftsjahr-2024-an

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Befürchtungen über mögliche Absatzprobleme in China sorgten im gestrigen Handel erneut für herbe Abschläge bei der Porsche-Aktie. Dabei hatte sich der Titel zuletzt gerade erst von der Talfahrt der letzten Monate erholt.

Von April weg sahen wir hier einen klar definierten Abwärtstrend, welcher durch eine Serie von tieferen Hochs und tieferen Tiefs definiert wurde. Diese Serie konnte erst im Laufe der vorigen Woche gebrochen werden. Somit befindet sich die Aktie derzeit zwar in einer neutralen Kaufphase, doch der entscheidende Sprung über die 50-Tage-Linie wollte bislang nicht gelingen.     

Expertenmeinung: Im gestrigen Handel bildete die Aktie das Schlusslicht im DAX. Nun bleibt abzuwarten, ob ein höheres Tief gebildet werden kann. Dies wäre ein weiteres Signal für eine mögliche dauerhafte Bodenbildung.

Bei Kursen unter der Marke von 66 EUR würde sich das Gesamtbild hingegen erneut eintrüben. Noch sind die Bullen also nicht geschlagen, wenngleich die kommenden Tage wohl eher von weiterem Verkaufsdruck dominiert sein dürften.

Aussicht: NEUTRAL

Porsche AG Aktie: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 71.76 EUR, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Porsche AG Aktie: Chart vom 16.07.2024, Kurs: 71.76 EUR, Kürzel: P911 | Quelle: TWS

Der VW-Konzern senkte seine 2024er-Prognose, Porsche selbst meldete gestern einen Absatzrückgang von sieben Prozent im ersten Halbjahr zum Vorjahreszeitraum … und die Aktie steigt? Ja, denn dieses Minus sehen viele Anleger zu Recht von der positiven Seite.

Sieben Prozent weniger, das gilt für die verkauften Fahrzeuge weltweit. Im Prinzip ist das zwar nicht gut, aber im Fall von Porsche zugleich nicht unerwartet, denn die Sportwagenschmiede hatte die Investoren schon im Rahmen des 2024er-Ausblicks auf weniger Absatz und weniger Gewinn eingestellt. Indes nicht, weil man fürchtet, dass die Porsche-Klientel zur Konkurrenz abwandern könnte, sondern weil das Unternehmen im laufenden Jahr Modellwechsel bei fünf der sechs Modellreihen durchführt.

Dass bedingt Wartezeiten bei Auslieferungen und natürlich auch „Löcher“ bei den Bestellungen, weil Kunden auf die Verfügbarkeit des neuen Modells warten. Und nicht nur aus dieser Warte heraus ist diese heute gemeldete Absatzzahl von -7 Prozent für das erste Halbjahr eine ordentliche Leistung.

Denn es ist eigentlich nur China, das bremst. Dort brach der Verkauf gegenüber dem Vorjahr um 33 Prozent ein. Zwar lag der prozentuale Anteil Chinas im ersten Halbjahr bei 20 Prozent des Gesamtabsatzes, das ist also keineswegs zu vernachlässigen. Aber es ist kein „Porsche-eigenes“ Problem, die europäischen Autobauer haben dort alle zu kämpfen. Dafür legte er Absatz in Europa aber zu, in Europa ohne Deutschland um sechs Prozent, in Deutschland selbst sogar um 22 Prozent – trotz des laufenden Modellwechsels. Und das sind Zahlen, die bei einer im Vorfeld derart massiv verkauften Aktie natürlich einschlagen.

Expertenmeinung: Dass das Absatzminus auf die Anleger wirkte, als hätte man ein Plus verkündet, wundert daher nicht. Und es könnte allemal auch Basis einer Wende sein, denn die positive Reaktion der Aktie am Mittwoch war aus charttechnischer Sicht ein „big point“:

Porsche Vz.: Chart vom 10.07.2024, Kurs 75,24 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Porsche Vz.: Chart vom 10.07.2024, Kurs 75,24 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS

Hoffnung machte bereits, dass das Anfang des Monats bei 65,66 Euro markierte Allzeit-Verlaufstief auf Käufe traf, die in den Folgetagen weitergingen. So gelang es, sich wieder an das markante Zwischentief des Januars bei 72,12 Euro heran zu retten. Doch entscheidend war die gestrige, positive Reaktion. Denn dadurch konnte sich die Porsche-Aktie nach oben absetzen und ein, wenngleich „hängendes“, Doppeltief vollenden.

Die nächste, unmittelbare Widerstandslinie wartet bei 78,20 Euro, die muss aber nicht das Ende der Aufwärtsbewegung markieren. Denn dieser massive Abstieg des Kurses hatte ein „Worst Case-Szenario“ eingepreist, das jetzt angesichts des nur moderaten Minus bei den Verkäufen erst einmal nicht eingetreten ist. Eine Rückkehr an die „Schlüsselzone“ 81,00/82,50 Euro bzw. die knapp darüber verlaufende 200-Tage-Linie bei derzeit 82,70 Euro wäre daher denkbar. Solange das zurückeroberte Januar-Tief bei 72,12 Euro nicht wieder deutlicher und auf Schlusskursbasis unterboten würde (was das positive Setup, das gestern entstanden ist, umgehend eliminieren würde), hätte die Porsche-Aktie jetzt also Chancen, noch ein ordentliches Stück Boden gutzumachen.

Quellenangaben: Auslieferungszahlen 1. Halbjahr, 10.07.2024: https://newsroom.porsche.com/de/2024/unternehmen/porsche-auslieferungen-2024-erstes-halbjahr-36746.html

Gestern wurde bei Porsche die Dividende ausgezahlt. Das pflegt der Aktienkurs mit dem sogenannten Dividendenabschlag einzupreisen, so gesehen war es eigentlich ganz normal, dass die Aktie fiel. Aber das spielte sich auf einem für die Bullen äußerst kritischen Level ab.

Ausgeschüttet wurde für das Geschäftsjahr 2023 eine Dividende von 2,31 Euro. Würde die Aktie der Sportwagenschmiede um diese 2,31 Euro zurückkommen, wäre also aufgrund des Umstands, dass die Ausschüttung üblicherweise am Tag der Auszahlung vom Kurs „abgeschlagen“ wird, nichts passiert. Am Tagestief notierte die Porsche-Aktie 3,18 Euro tiefer, zum Handelsschluss waren es dann nur noch 1,78 Euro und damit sogar weniger als der Dividendenabschlag. Also, alles im Lot?

Einerseits ja, denn dadurch wurde das bisherige Rekordtief der Aktie, das im Januar bei 72,12 Euro erreicht wurde, verteidigt. Bei 72,20 Euro drehte die Aktie, begann aufzuholen und schloss dann immerhin zwei Prozent über diesem Verlaufstief vom Januar. Daher könnte man hoffen, dass von hier aus eine solide Aufwärtsbewegung startet, idealerweise sogar eine dauerhafte Aufwärtswende gelingt. Doch es gibt ein „aber“:

Expertenmeinung: Wenngleich die Dividendenrendite nicht so stattlich ist wie bei den großen Automobilkonzernen, so ist deren Auszahlung dennoch etwas, was zweifelnde Anleger bei der Stange halten kann. Jetzt wäre dieses Argument, um doch noch dabei zu bleiben, vom Tisch … und die Aktie in Schlagdistanz zu neuen Rekordtiefs. Ein Szenario, mit dem wohl niemand gerechnet hatte, als diese Aktie im September 2022 an die Börse kam – auch und gerade nicht diejenigen, die sie damals gezeichnet und bekommen bzw. danach gekauft hatten.

Porsche Vz.: Chart vom 10.06.2024, Kurs 73,60 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Porsche Vz.: Chart vom 10.06.2024, Kurs 73,60 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS

Damit darf man unterstellen, dass diese Situation viele Porsche-Aktionäre nervös macht. Und ein unerwartet kritisches Chartbild in Verbindung mit dem Wegfall dieser Stütze namens Dividendenausschüttung macht einen Kurs auf der Unterseite fragil.

Zwar weiß man, dass Porsche das laufende Jahr als eine Art „Übergangsjahr“ sieht, in der neue Strukturen und neue Modelle erst einmal für rückläufige Gewinne sorgen, sich aber ab 2025 auszahlen sollen. Aber an eine massiv bullische Gemengelage in der Zukunft zu glauben, während die entsprechende Aktie mit ihrem Rekordtief ringt, ist nun einmal nicht so einfach, daher:

Hier, nahe am bisherigen Tief, im Vertrauen auf eine kräftige Aufwärtsbewegung die Hand aufzuhalten, wäre eher gewagt. Ohne eine nahende Dividendenzahlung steht die Aktie auf einem Bein weniger, daher wäre der sicherere Weg um sich hier „einzukaufen“, abzuwarten, ob die Aktie auch wirklich die Kurve kriegt. Dazu müsste der Kurs mindestens die Widerstandszone 81,00/82,50 Euro zurückerobern. Solange man damit seitens der Käufer kein Zeichen setzen konnte, wäre ein Bruch des bisherigen Verlaufstiefs noch jederzeit möglich.

Die Diskussion über höhere Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge führte gestern dazu, dass die Porsche-Aktie kräftig unter Druck geriet. Gerüchte gingen um, dass China mit Zöllen auf EU-Fahrzeuge zurückschlagen könnte. Und jetzt sieht das Chartbild richtig kritisch aus.

2023 lag der Anteil an Fahrzeugen, die die Porsche AG in China verkaufte, bei 25 Prozent. Das macht sehr deutlich, dass sich höhere Einfuhrzölle in China erheblich auf die Umsatz- und Gewinnperspektive der Sportwagenschmiede auswirken würden.

So ist es nicht überraschend, dass Gerüchte den Kurs drückten, China könnte im Fall von höheren EU-Zöllen auf chinesische Fahrzeuge mit Zöllen von 25 Prozent auf EU-Autos mit größeren Motoren kontern. Denn es sind zwei Faktoren, welche die Aktie bislang auf einem Level halten, der von der Bewertung über das Kurs/Gewinn-Verhältnis her höher liegt als bei den meisten anderen Automobilherstellern:

Zum einen die solvente, treue Kundschaft, zum anderen die hohe Gewinnmarge, die letztlich vor allem auf dem ersten Aspekt basiert. Wer sich einen Porsche leisten kann und will, kann in der Regel auch höhere Preise verkraften. Aber im Fall von derartig drastisch steigenden Kosten dürften da dann doch viele abspringen. Noch ist da zwar nichts entschieden, auch die EU denkt ja über „Strafzölle“ bislang nur nach, während die USA bereits vorgeprescht sind. Aber ob sich die ökonomische Vernunft da am Ende durchsetzen wird, ist zumindest offen.

Expertenmeinung: Klar ist, dass ein gegenseitiges Überziehen mit astronomischen Zöllen beiden Seiten nur schaden würde. Zumal höhere Zölle dann in den Staatskassen landen und nicht bei den Unternehmen, die nur am Ende beiderseits geringere Umsätze und massivsten Margendruck erleiden, weil so mancher Käufer sich dann sagt: Unter solchen Umständen tut’s der, der in der Garage steht, noch ein paar Jahre.

Da man aus der Handelskrieg-Phase der Trump-Ära noch weiß, dass die Politik da oft höchst unbesonnen entscheidet und Unternehmen wie Verbraucher die Suppe dann auslöffeln müssen, wundert es nicht, dass es vor allem die Porsche-Aktie traf. Denn deren bislang besonders lukrative Gewinnmargen würden schnell massiv sinken, wollte man in China als einem derart wichtigen Markt sein Standing behalten. Denn das ginge dann nur noch über massive Rabatte, die einen Gutteil der Strafzölle ausgleichen und zugleich einen Gutteil des Gewinns aufzehren. Zwar ist das alles wie gesagt bislang nur eine streitlustige Diskussion und keine beschlossene Sache. Aber das negative Signal, welches dadurch im Chartbild ausgelöst wurde, ist bereits Fakt:

Porsche Vz.: Chart vom 22.05.2024, Kurs 76,72 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Porsche Vz.: Chart vom 22.05.2024, Kurs 76,72 Euro, Kürzel: P911 | Quelle: TWS | Online Broker LYNX

Alles, was die Porsche-Aktie zwischen Ende Januar und Mitte April an Boden gutgemacht hat, droht jetzt komplett zu verpuffen. Zuerst endete der Ausbruchsversuch über die Widerstandszone 91,00/93,34 Euro als Bullenfalle. Dann wurde die 200-Tage-Linie wieder unterboten. Und seit Monatsbeginn brachen zuerst die kurzfristige Aufwärtstrendlinie und danach die wichtige Supportzone 81,00/82,50 Euro. Damit ist die Aktie wieder unter den ursprünglichen Ausgabekurs vom Herbst 2022 (82,50 Euro) gefallen und hat jetzt nur noch eine einzige Supportlinie unter sich:

Das bisherige, am 22. Januar bei 72,12 Euro erreichte Allzeittief. Und da hier die Politik eine entscheidende Rolle spielt, ist die Lage unberechenbar genug, um das Einsammeln der Aktie im Vertrauen auf einen Sturm im Wasserglas zu einer höchst verwegenen Sache zu machen.