Rheinmetall Aktie Prognose Rheinmetall: Die Anleger wollen die 2.000 „sehen“ … und dann?

News: Aktuelle Analyse der Rheinmetall Aktie

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen der Rheinmetall Aktie

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Die Rheinmetall-Aktie ist bewertet wie ein Hightech-Titel, zugleich ist sie derart schnell gestiegen, dass man jederzeit auch mit größeren Korrekturen rechnen müsste. Bislang bleiben die aus – und das hat Gründe. Das Problem dabei ist: Diese „Gründe“ sind unberechenbar.

Der Selloff, der die Rheinmetall-Aktie Anfang April auf einmal in der Spitze um fast 27 Prozent drückte, bevor sie sich fast ebenso schnell wieder erholte, fiel zwar auch am Gesamtmarkt heftig aus, erreichte aber in keiner Weise diese Dimension. Dafür sah es bei anderen Aktien aus dem Verteidigungssektor auffällig ähnlich aus. Bei Hensoldt, thyssenkrupp, Renk und anderen. Da kam es zu einem Mini-Crash, während der Gesamtmarkt „nur“ einen kapitalen Kurseinbruch sah.

Das ist ein Indiz dafür, dass hier spekulativer und aggressiver agiert wird als in anderen Bereichen. Und das wiederum ist etwas, das für Anleger in Aktien wie Rheinmetall, wie eine permanent vorhandene Falltür fungiert. Eine, die sich jederzeit erneut auftun könnte, es aber nie muss.

Rheinmetall Aktie: Chart vom 16.05.2025, Kurs 1.723,00 Euro, Kürzel: RHM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Rheinmetall Aktie: Chart vom 16.05.2025, Kurs 1.723,00 Euro, Kürzel: RHM | Quelle: TWS

Aktuell präsentiert sich die Aktie wieder solide bullisch, das bisherige Rekordhoch, am 9. Mai bei 1.744 Euro erreicht, ist wieder in Reichweite. Und auch, wenn das Kurs-/Gewinn-Verhältnis auf Basis der durchschnittlichen 2025er-Gewinnschätzung der Analysten mit derzeit 58 normalerweise viel zu hoch wäre: Die Umstände lassen viele hier eine Ausnahme sehen. Immerhin hat die Bundesregierung entschieden, umgehend weit mehr für Verteidigung auszugeben, andere Länder der EU ebenfalls. Und eben diese Umstände lassen erwarten, dass US-Hersteller da eher Probleme bekommen werden, bei neuen Aufträgen berücksichtigt zu werden. Also sagt man sich:

Die Bewertung mag heute teuer sein, aber sie wird sehr schnell günstiger, weil Rheinmetall über die zuletzt gemeldeten, starken Zuwächse beim Auftragseingang hinaus noch schneller wachsen wird und die Gewinnerwartungen eher nach oben korrigiert werden dürften, vielleicht sogar über Jahre hinaus.

Expertenmeinung: Damit könnte man richtig liegen, zumindest ist das die aktuell wahrscheinlichere Variante der Zukunft. Aber wo ist die Grenze? Keine Aktie ist eine Einbahnstraße. Die brutalen Korrekturen, die Nvidia in den vergangenen Monaten erlebte, eine Aktie, bei der viele auch dachten, es gäbe da nur eine Richtung, sollte als Warnung dienen.

Irgendwann hat man den Bogen eben überspannt, irgendwann ist eine Aktie so teuer, dass die Unternehmensgewinne auch bei optimistischen Annahmen nicht mehr hinterherkommen. Und das reißt die Sehne. Oder es öffnet sich, um beim vorherigen Bild zu bleiben, die Falltür und verschluckt diejenigen, die sich zu weit vorgewagt haben.

Im Fall der deutschen Rüstungswerte sind zudem noch zwei unberechenbare Größen mit im Spiel: Russland bzw. der Ukraine-Konflikt einerseits und das Verhalten der USA in Bezug auf die NATO und Europa andererseits. In beiden Fällen kann die Perspektive für Umsatz und Gewinn bei Rheinmetall durch unerwartete Wendungen und Entscheidungen massiv beeinflusst werden, zum Positiven wie zum Negativen.

Bei einer solchen Aktie ist allergrößte Vorsicht nötig. Wer beim Mini-Crash Anfang April nichts tat und auch keine Stopps gesetzt hatte, hatte das Glück, dafür nicht bestraft zu werden. Aber jeder Anleger wird, oft erst, wenn er es schon nicht mehr befürchtet, am Ende doch vom Glück verlassen. Hier sind Stoppkurse nötig, die Volatilität und der Grad der Spekulation lassen da keine Alternative zu.

Dabei muss man zwar damit leben, unglücklich ausgestoppt zu werden, wenn es dumm läuft. Aber sollte es, nur als denkbare Beispiele, zu einem überzeugenden Bekenntnis der Trump-Regierung zur NATO und/oder zu einer überraschenden Beruhigung der Lage in der Ukraine mit der Perspektive auf eine Neuorientierung Russlands kommen, würde eine Aktie wie Rheinmetall womöglich ebenso brutal wegbrechen wie am 7. April, sich dann aber nicht sofort wieder fangen.

Der Trend passt, die Aktie ist ohne Wenn und Aber bullisch. Aber sie könnte es, eingedenk dieser Falltüren, von einem Moment auf den anderen nicht mehr sein. Das sollte man, wenn man hier mitzieht, immer im Hinterkopf behalten.

Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Chart-Betrachtungszeitraum: 6 Monate
Charttrend: Long / Buy
Gültigkeit der Analyse: 2 Wochen
Erwartung: Long / Buy
Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Trendbetrachtung auf Basis 6 Monate: Der Aufwärtstrend des deutschen Rüstungskonzerns setzt sich an der Börse aktuell ohne Unterbrechung fort. Lediglich Anfang April kam es zu einem kurzen Rücksetzer, als die Rheinmetall-Aktie eine große Kurslücke hinterließ. Doch die Bullen zeigten sofort Kaufbereitschaft und schlossen das Gap noch am selben Handelstag.

In Folge näherte sich der Kurs erneut dem Hoch bei rund 1.500 EUR. Nach einer kurzen Konsolidierungsphase wurde dieser Widerstand Ende April erneut angesteuert – mit Erfolg: In dieser Woche gelang ein bestätigter Ausbruch nach oben.

Expertenmeinung: Aus technischer Sicht zeigen sich derzeit kaum Schwächen. Einzig das Handelsvolumen lag in den letzten Tagen unter dem Niveau der vorherigen Aufwärtsbewegung von Februar bis März.

Mit dem Überwinden der Marke bei rund 1.500 EUR wurde dieses Niveau zu einer Unterstützung. Solange diese gehalten wird, bleibt das Chartbild konstruktiv. Ein möglicher Fehlausbruch wäre jedoch ein erstes Warnsignal. Die gleitenden Durchschnitte der Perioden 20 und 50 verlaufen weiterhin in Richtung Norden und unterstreichen das bullische Setup.

Aussicht: BULLISCH

Rheinmetall Aktie: Chart vom 05.05.2025, Kurs: 1.627 EUR Kürzel: RHM | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Rheinmetall Aktie: Chart vom 05.05.2025, Kurs: 1.627 EUR Kürzel: RHM | Quelle: TWS
Über den Autor

Der renommierte Börsenjournalist Achim Mautz ist professioneller Day- und Swingtrader mit besonderem Fokus auf die US Märkte. Außerdem ist er Vorstand des Börsenclubs ratgebergeld.at und gerichtlich beeidigter Sachverständiger für den Bereich Wertpapierdienstleistungen in Österreich. Seit über 10 Jahren ist er für den Online-Broker LYNX als Börsenexperte tätig und wird unter anderem für seine täglichen Wertpapieranalysen in unserem Börsenblick geschätzt.

Analysemethode

Die Analysen von Achim Mautz basieren überwiegend auf der Technischen Analyse. Dabei nutzt der Autor, gestützt auf seine langjährige Handelserfahrung, bewährte Methoden der Chartanalyse. Er untersucht Wertpapiere unter anderem anhand von Chartmustern, Trendsignalen Unterstützungen, Widerständen und gleitenden Durchschnitten.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Rheinmetall meldete am Montagabend nach Handelsende vorläufige Ergebnisse zum ersten Quartal, die erheblich über der durchschnittlichen Markterwartung lagen. Jetzt wird sich zeigen, wie viel „Mehr“ die Trader bereits im Vorfeld in den Kurs eingepreist hatten.

Das Zahlenwerk konnte sich sehen lassen. Der Umsatz stieg um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2,305 Milliarden Euro, die durchschnittliche Analystenprognose hatte hier 1,95 Milliarden gesehen. Der operative Gewinn legte laut dieser noch vorläufigen Zahlen (vollständige Bilanz am 8. Mai) um 49 Prozent auf 199 Millionen zu, die Prognose lag laut Konzern bei knapp 166 Millionen. Die operative Gewinnmarge lag mit 8,7 Prozent „nur“ einen Zehntelpunkt über der Konsens-Prognose, aber man könnte sagen: Die Masse macht’s.

Zwar schrieb Rheinmetall, dass die deutliche Steigerung ausschließlich auf der Entwicklung des Verteidigungssektors basiert, aber genau damit hatte man am Markt ja auch gerechnet.

Dass Vorzieheffekte vom zweiten auf das erste Quartal zu diesem starken Anstieg beigetragen haben, mag, zumal das nicht in genaue Zahlen gegossen wurde, ein Wermutstropfen sein. Aber der dürfte durch folgenden, die Meldung abschließenden Hinweis geheilt werden, Zitat aus der Meldung: „Dieser Ausblick berücksichtigt noch nicht die Verbesserung des Marktpotenzials, die sich insbesondere in den für Rheinmetall besonders relevanten Märkten in Europa, Deutschland und der Ukraine aufgrund der geopolitischen Entwicklungen in den zurückliegenden Wochen voraussichtlich ergeben wird.“

Hinzu kommt, dass Rheinmetall einen Rekord-Auftragseingang von 11 Milliarden und einen Auftragsbestand von 62,2 Milliarden Euro vorweisen kann. Das sollte die Aktie doch heute massiv befeuern können … oder?

Expertenmeinung: Das kann es. Aber das muss es nicht zwingend. Denn immer dann, wenn eine Aktie derart schnell und weit steigt, steigen mit ihr die Erwartungen derer, die in die Hausse hinein einsteigen. Das Aufwärtspotenzial als Konsequenz der Vorab-Zahlen wird sich daran ermessen, ob viele Akteure, die entweder im oberen Bereich des Kursbandes eingestiegen sind oder über den Kauf der Aktie nach der kleinen Korrektur der vergangenen knapp zwei Wochen nachdenken, ein solches Überbieten der Prognosen längst erwartet hatten oder nicht. Oder ob die Erwartungen nicht vielleicht noch höher gelegen haben.

Wenn ja, wird es im Vorfeld einer deutlichen Anhebung der bisherigen Prognose, von der Rheinmetall gestern nur schrieb, man wolle sie „mindestens bestätigen“, knifflig, den „Deckel“, den das jüngst bei glatt 1.500 Euro erreichte Rekordhoch darstellt, zu sprengen – zumindest kurzfristig. Im abendlichen Handel des Montags notierte die Aktie zwar gegenüber dem Xetra-Schlusskurs von 1.339,50 Euro höher, aber auf der Handelsplattform Tradegate kam es mit 1.357,50 Euro (per 22:30 Uhr) nicht zu wirklich beeindruckenden Gewinnen. So gesehen sollte man besser ergebnisoffen in den heutigen Tag gehen und einfach schauen, wie die Aktie reagiert.

Rheinmetall Aktie: Chart vom 28.04.2025, Kurs 1.339,50 Euro, Kürzel: RHM | Online Broker LYNX
Rheinmetall Aktie: Chart vom 28.04.2025, Kurs 1.339,50 Euro, Kürzel: RHM | Quelle: TWS

Die Frage, die sich im Fall von Gewinnmitnahmen nach dem Motto „buy the rumor, sell the news“ stellen würde, ist: Wo wäre hier ein Punkt, unter dem man, zumindest kurzfristig, eher aussteigen sollte? Das ist deswegen speziell bei Rheinmetall so knifflig, weil die Aktie ja am Tag des Mini-Crashs vom 7. April derart drastisch tiefer startete, dass man hier keine tauglichen Supportmarken oberhalb des da markierten Tagestiefs von 933 Euro festmachen könnte, denn dieser Punkt ist aus charttechnischer Sicht ein entscheidender Ankerpunkt – zugleich aber für einen tauglichen Stopp viel zu weit entfernt.

Eine Möglichkeit wäre, sich auf die Schlusskurse zu verlegen. Dann wäre es der Schlusskurs eben bei 1.244 Euro vom 7. April, der eine Orientierung böte, wobei man dann besser etwas Luft lässt, das Zwischenhoch von Anfang März bei 1.218,50 Euro mit einbezieht und den Stopp dann leicht unter 1.200 Euro ansiedelt. Ob man den in nächster Zeit wirklich „brauchen“ würde oder nicht, dahingehend wird der heutige Handel im Licht dieser gestern vorgelegten Zahlen wegweisend sein.

Quellen:
Vorab-Ergebnisse zum 1. Quartal, 28.04.2025 17:45 h: https://ir.rheinmetall.com/de/news/rheinmetall-ag-steigert-umsatz-und-operatives-ergebnis-im-ersten-quartal-2025-erheblich-und-uebertrifft-die/08b35a6e-6c15-4e93-a36c-ee74fde254a3/

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Die Überzeugung, dass die meisten DAX-Unternehmen durch den US-Druck ins Wanken geraten, Rüstungsaktien wie Rheinmetall aber wegen der quer durch Europa steigenden Verteidigungsausgaben außen vor sind, bekam gestern massive Risse. Was war da los?

Rheinmetall Aktie: Chart vom 07.04.2025, Kurs 1.244 Euro, Kürzel: RHM | Online Broker LYNX
Rheinmetall Aktie: Chart vom 07.04.2025, Kurs 1.244 Euro, Kürzel: RHM | Quelle: TWS

Am Tagestief lag die Rheinmetall-Aktie am Montag unglaubliche 27,3 Prozent im Minus. Alles, was über Absicherungen für langfristig ausgelegte Investments hinausging, dürfte damit ausgestoppt worden sein. Am Ende des Tages aber lag der Kurs nur noch 2,51 Prozent im Minus. Was bedeutet: Wer eine in diesem extrem riskanten Gesamtmarkt grundsätzlich sinnvolle Stop-Loss-Verkaufsorder eingegeben hatte, wurde aus dem Markt geworfen und steht, vor allem, wenn man das erst am Abend gesehen hat, vor der Frage: Was nun?

Das kommt darauf an, wo man ausgestoppt wurde. Hätte man seinen Stop-Loss sinnvollerweise mit dem Anstieg der Aktie nachgeführt, so dass er gestern Früh knapp unterhalb der Supportzone 1.206/1.219 Euro lag, wäre der Kurs jetzt nicht so weit höher, dass man mit seinem Stopp hadern müsste. Hat man das aber nicht getan und der Stop-Loss lag noch in einer Region, die nur bis Mitte März noch Sinn ergab, z. B. knapp unter der Unterstützungszone 1.071/1.077 Euro, wird die Entscheidung deutlich schwieriger.

Denn nur weil sich die Aktie derart schnell und deutlich erholt hat, heißt das nicht, dass der Weg nach unten zugestellt wäre. Was klar wird, wenn man überlegt, wie es überhaupt zu diesem morgendlichen Crash kommen konnte.

Expertenmeinung: In Bezug auf das Unternehmen selbst gab es keine negativen Nachrichten, auch keine drastisch gesenkten Kursziele von Analysten. Der Abriss muss also andere Gründe gehabt haben. Und die langen vermutlich darin, dass wir hier eine der wenigen DAX-Aktien vor uns haben, die so richtig „Speck“ drauf hat, sprich trotz des so starken Abrisses des Index noch eine stark positive Jahresperformance zeigt. Und wenn einem die Kurse nur so um die Ohren fliegen und man die Kapitalexposition herunterfahren will, greift man als Anleger oft zu solchen Aktien, weil sich das Realisieren von Gewinnen nun einmal besser anfühlt als das von Verlusten.

An diesem Montagmorgen waren Kauforders, die solche Abgaben hätten auffangen können, aber rar. Viele, die da Kauflimits im Markt hatten, dürften diese am Morgen blitzschnell gestrichen haben, angesichts der drastischen Verluste der asiatischen Indizes und der weit im Minus liegenden US-Futures. Und damit setzte hier eine Verkaufslawine ein:

Wenn es bei massiven Verkäufen an Käufern fehlt, werden unlimitierte Verkaufsorders eben auf dem Level abgerechnet, zu dem sich die nächstgelegene Kauforder findet. Ist die gefüllt, geht es mit der nächsten weiter. In einem Markt, in dem weit und breit keiner kaufen will, kann so etwas schon mal zu derartigen Verlusten bei Einzelwerten führen, zumal die Aktie dadurch gleich mehrere Supportzonen riss, unter denen Stop-Loss-Verkaufsorders gelegen haben dürften – 1.206/1.219 Euro und 1.071/1.077 Euro. Der Bruch der oberen Zone erhöhte den Überhang an Verkaufsorders so stark, dass gleich die untere Zone riss, noch mehr Stop-Loss-Verkäufe keine Käufer fanden und die Aktie dadurch dramatisch nach unten rutschte.

Zumindest für einen kurzen Augenblick, denn der Rheinmetall-Kurs sauste sofort nach der Crash-Eröffnung wieder nach oben, zur Mittagszeit war das Minus nur noch gering. Aber was tut man, wenn man nicht zu denen gehörte, die das am Morgen sofort sahen und zugriffen, sondern erst abends nach Hause kam und diese Bescherung vorfand – man selbst ausgestoppt, aber die Aktie hat sich erholt?

Richtig ist, dass Rheinmetall in der Tat durch das Eurozone-Verteidigungsproblem eine Art Sonderstellung hat, zumal man da auch in Bezug auf die Trump-Zölle relativ gut dasteht. Richtig ist aber auch, dass der „Verteidigungs-Hype“ die Aktie sehr weit nach oben getrieben hat. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 35 ist die Aktie jetzt schon ziemlich satt bewertet. In Rücksetzer zu kaufen, kann man allemal überlegen. Aber dieser Aufholjagd noch hinterherlaufen … das kann gutgehen, ist aber riskant, zumal:

Rein charttechnisch würde jetzt erst ein Verkaufssignal entstehen, wenn die Aktie das gestrige Tagestief bei 933 Euro doch noch unterbieten sollte. Vom gestrigen Schlusskurs aus gesehen also ein sehr weiter Weg als naheliegendste Orientierung für einen Stoppkurs. Und ohne einen solchen zu agieren, wäre in einem Markt wie diesem brandgefährlich, auch wenn sich ein Stopp gestern für manche als Falle erwiesen hat. Denn jetzt ist bei der Aktie ja erneut der „Speck“ einer starken Performance da … Es kann also gut sein, dass sich, wenn der Markt insgesamt instabil bleibt und seine Abwärtstendenz aufrechterhält, das Szenario vom Montag wiederholt.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Als Anfang März ein „Sondervermögen“ nebst Lockerung der Schuldenbremse in den Raum gestellt wurde, sprang die Rheinmetall-Aktie auf neue Hochs. Als das gestern den Bundestag passierte, erneut. Wie oft werden die Trader auf den gleichen Aspekt hin noch kaufen?

Wie oft stößt man gemeinhin auf denselben Anlass hin an, ohne zu merken, dass man immer dasselbe feiert? Die Antwort ist simpel: So lange, bis alle gekauft haben, die kaufen wollten, und/oder den Käufern das Geld ausgeht. Wann das aber so ist, ist weit weniger einfach zu beantworten. Schließlich zieht eine Hausse immer neues Geld an, daher ist in solchen Situationen, in denen eine Aktie „off limits“ läuft, weil sie in aller Munde und zugleich auf neuen Rekorden bar jeglicher charttechnischer Widerstände unterwegs ist, nie absehbar, wann es zu einem Zwischenhoch oder gar dem Ende der Rallye kommt. Denkbar wäre, dass, wenn man sowieso jeden Schritt hin zu dieser massiven Intensivierung der Verteidigungsausgaben einzeln feiert, auch noch das Passieren im Bundesrat am Freitag Käufer anlockt. Aber dann?

Was passiert, wenn es dann keine kurzfristigen „News“ mehr gibt und man warten muss, dass Rheinmetall in seinen Quartalszahlen zu liefern beginnt, was man hier als Vorschusslorbeeren eingepreist hat? Denn das kann nicht nur dauern, das wird dauern. Bis klar wird, wer welche Neuaufträge für den Verteidigungsbereich oder den Zivilschutz bekommt, werden Monate vergehen. Bis klar wird, wie bald dann zu welchen Konditionen geliefert werden kann, dauert es noch länger. Und bis daraus Umsatz und Gewinn werden, reden wir von Jahren. Und das steht einer Aktie gegenüber, die sich, seit man Mitte Februar erkannt hat, dass Europa sich in Bezug auf seine Sicherheit nicht mehr auf die USA verlassen kann, im Kurs mehr als verdoppelt hat. Das ist auf dem jetzt erreichten Kursniveau, auch ohne einen Blick auf die brandheiß gelaufene Markttechnik auf allen Zeitebenen werfen zu müssen, eine ziemlich gewagte Spekulation geworden, zumal:

Expertenmeinung: Es ist bemerkenswert, dass seit Freitag schon drei Aufsichtsräte eigene Aktien verkauft haben. Nicht drastisch viele Aktien, aber man erkennt daran, dass diejenigen, die mittendrin sitzen, den Eindruck haben, dass es zu Kursen wie diesen nicht schadet, auch mal ein bisschen Kasse zu machen. Während die Anleger weiter kaufen.

Es ist nicht minder bemerkenswert, dass die Kursziele der Analysten der wilden Hatz der Bullen anfangs nicht hinterherkamen, jetzt aber einige mit der vollen Kelle ausschenken: 1.600, 1.800, sogar 2.000 Euro wurden in den vergangenen Tagen aufgerufen. Es stellt sich indes die Frage, von welchem Zeithorizont die einzelnen Analysten da jeweils ausgehen, denn:

Im Moment sieht man seitens der Analysten für 2025 im Schnitt einen Gewinn pro Aktie um die 30 Euro, das wären in etwa 50 Prozent mehr als 2024. Daraus würde sich ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von knapp 50 ergeben. Für eine Aktie, deren Gewinn in den kommenden Jahren weiter zwischen 20 und 30 Prozent zulegen wird, wäre das durchaus akzeptabel. Aber wird es denn so laufen?

Derzeit stürzt man sich auf alles, was direkt oder auch nur indirekt mit Rüstung zu tun hat. Nicht bei allen können und werden die Gewinne so durch die Decke gehen, dass der Kursanstieg von heute von den Gewinnen in zwei, drei Jahren nachträglich gerechtfertigt wird. Dieser „Hype“ ist genauso undifferenziert, wie es alle Hypes zuvor waren, inklusive des KI-Hypes. Und wenn man sich dann ansieht, wie heftig die zuvor von so vielen als „unfallbar“ angesehene Nvidia korrigierte, sollte man sich daran erinnern, dass nichts an der Börse ewig steigt. Vor allem nicht, wenn die Bullen zwar für sich ins Feld führen, dass die Gewinnphantasie so lange den Kurs treiben kann, bis irgendwann, in Jahren, das Gegenteil ersichtlich würde, dieser Gedanke aber eine Achillesferse hat:

Da es lange dauert, bis klar wird, wie sich Umsatz und Gewinn bei Rheinmetall in dieser neuen Ausgangslage wirklich darstellen werden, wäre der Gedanke, zwischenzeitig auch mal Gewinne mitzunehmen, umso verlockender, je größer diese geworden sind. Daher:

Rheinmetall Aktie: Chart vom 18.03.2025, Kurs 1.445,50 Euro, Kürzel: RHM | Online Broker LYNX
Rheinmetall Aktie: Chart vom 18.03.2025, Kurs 1.445,50 Euro, Kürzel: RHM | Quelle: TWS

Dass die Aktie jetzt grundsätzlich bullisch ist und bleibt, mag schon sein. Aber wenn man sich ansieht, wie schnell der Kurs gestiegen ist und wie weit er von der aktuell gerade einmal bei 620 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie entfernt ist, sollte man jederzeit auf eine auch mal größere Korrektur gefasst sein und daher nicht ohne Stop-Loss agieren. Selbst bis zur gerne als Leitstrahl der Bullen fungierenden 20-Tage-Linie waren es am Dienstagabend 29 Prozent Abstand, daher: Obacht!

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.