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SAP hat die Prognose für das Umsatzwachstum des wichtigen Cloudgeschäfts gesenkt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Alternativlos
SAP ist einer der weltweit führenden Anbieter von Unternehmenssoftware, vor allem im ERP-Bereich. ERP ist die Abkürzung von Enterprise Resource Planning und bezeichnet eine Softwarelösung zur Ressourcenplanung eines Unternehmens.
Das Kernstück ist sicherlich SAP S/4HANA. Mit der Software können Unternehmen ihre täglichen Prozesse abdecken und steuern und das in nahezu allen Bereichen, darunter Finanzen, Marketing, Rechnungswesen, Logistik, Personalwesen und Beschaffung.
Weitere wichtige Produkte sind beispielsweise SAP Ariba, eine Plattform für Einkaufs- und Lieferkettenmanagement, die es Unternehmen ermöglicht, ihre Einkaufsprozesse zu automatisieren und zu optimieren.
Ferner SAP SuccessFactors, eine Cloud-basierte Lösung für Personalmanagement (HCM).
Dabei handelt es sich um Produkte und Lösungen, die jedes Unternehmen ab einer gewissen Größe benötigt und sehr viele haben sich für SAP entschieden.
Weltweit berühren rund 70% aller geschäftlichen Transaktion ein SAP-System.
Weltmarktführer mit Wolken am Horizont
Durch die Umstellung auf ein cloudbasiertes Abo-System sind jedoch Risse entstanden.
Vor allem kleinere und mittelgroße Kunden haben Schwierigkeiten mit der Umstellung und das führt zu einem Problem, welches SAP bisher gar nicht kannte.
Wer bisher die Systeme von SAP erst nutzte, für den war es außerordentlich aufwendig, die Integration rückgängig zu machen und zur Konkurrenz zu wechseln. Die Kundenbindung war also enorm, gewollt oder nicht.
Da die Kunden jetzt aber ohnehin vor einem Systemwechsel stehen, egal ob sie bei SAP bleiben oder nicht, dürften sich viele auch bei der Konkurrenz umschauen.
In den letzten Monaten konnte die Aktie zwar stark zulegen und vom Allzeithoch sind wir nicht mehr weit entfernt, aber langfristig ist die Performance dennoch dürftig. SAP notiert selbst nach der Rallye noch auf dem Niveau von 2019.
Ist das Tal endlich durchschritten?
Die Gründe dafür lassen sich schnell finden. Der Umsatz kletterte in dieser Zeit lediglich von 30,9 auf 32,7 Mrd. Euro.
Der Gewinn ist sogar von 2,78 auf 1,95 Euro je Aktie gesunken, das Rekordergebnis von 4,46 aus dem Jahr 2021 liegt in weiter Ferne.
Ich hatte mich in den beiden letzten Analysen dennoch positiv zu SAP geäußert, allerdings auch noch zu Kursen von 91 und 104 Euro.
Durch die jüngste Rallye ist das Chance-Risiko-Verhältnis etwas schlechter geworden, aber die grundlegende Einschätzung ist unverändert.
Die Umstellung auf ein cloudbasiertes Abo-System verursacht Reibung, ist strategisch aber die richtige Entscheidung.
Dadurch steigt mit der Zeit der Anteil der planbaren und wiederkehrenden Einnahmen und die Kunden, die sich jetzt für SAP entscheiden, werden sich anschließend in derselben Situation wiederfinden wie früher:
Ein Wechsel zur Konkurrenz ist kaum mehr möglich.
S/4HANA boomt und Qualtrics bringt 3 Milliarden
Das Tal dürfte SAP durchschritten haben, das zeigen auch die jüngsten Quartalszahlen.
Das Altgeschäft schrumpft sukzessive und im Gegenzug wächst das Cloudgeschäft.
Der Umsatz im Cloudbereich konnte im zweiten Quartal um 19 % auf 3,32 Mrd. Euro gesteigert werden, S/4HANA verzeichnete sogar ein Plus von 74 % auf 823 Mio. Euro.
Der Konzernumsatz legte um 5 % auf 6,51 Mrd. Euro zu und das operative Ergebnis stieg um 18 % auf 724 Mio. Euro.
Darüber hinaus erzielte man beim Verkauf von Qualtrics einen Veräußerungsgewinn nach Steuern von rund 3,2 Mrd. Euro, ein nettes Schmankerl.
Wären das alle Neuigkeiten, wäre die Aktie aber sicherlich nicht im Minus. SAP musste die Prognose für das Cloud-Wachstum in diesem Jahr von 23-26 auf 23-24 % senken.
Beim Gewinn ist man etwas optimistischer und stellt einen Anstieg um 8-12 % in Aussicht, bisher waren es 8-11 %.
Das sind die Kursziele
Was wirklich zählt, ist aber ohnehin der langfristige Ausblick. SAP stellt für 2025 einen Umsatz von 37,5 Mrd. Euro und einen freien Cashflow von 7,5 Mrd. Euro in Aussicht.
Daraus lässt sich problemlos ein Kursziel ableiten. Ein P/FCF von 25 entspräche einem Unternehmenswert von 187,5 Mrd. Euro, also in etwa 21,5 % mehr als heute. Das Kursziel für 2025 läge demnach bei 147,70 Euro.
In gleicher Weise hatten wir vor einem Jahr bereits ein Kurspotenzial von 59 % ermittelt, damals lag der Kurs allerdings noch bei 91 Euro (Link).
Auf dem aktuellen Niveau wäre demnach noch Potenzial vorhanden. Richtig interessant wird die Sache aber erst, wenn man eine oder zwei Etagen tiefer einsteigen kann.

Fällt SAP jetzt unter 120 Euro, könnte das eine Korrektur einleiten. Mögliche Kursziele liegen bei 115 sowie 111,50 und 107,50 Euro.
Spätestens bei 96 – 100 Euro sollte vermehrtes Kaufinteresse aufkommen.
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