Im dritten Quartal hatte der Wafer-Hersteller Siltronic zwar in etwa so viel umgesetzt wie im dritten Quartal 2019, aber deutlich weniger Gewinn erzielt. Auf diese Ende Oktober gemeldete Bilanz reagierte man am Aktienmarkt verschnupft. Dann aber zog die Aktie des Halbleiterindustrie-Zulieferers Anfang November mit der Rallye nach der US-Wahl an und schaffte mit der BioNTech/Pfizer-Impfstoffmeldung vom 9. November den Sprung über die mittelfristige Abwärtstrendlinie. Doch während der Gesamtmarkt in eine seitwärts gerichtete „Findungsphase“ überging, stieg die Siltronic-Aktie immer weiter und überbot am Freitag das vorherige Jahres-Verlaufshoch von 109,10 Euro. Die Anleger staunten.
Jetzt staunen sie nicht mehr. Denn am Sonntagabend wurde gemeldet, wovon, auch gemäß der Nachrichtenagentur Reuters, zuvor nichts in den Medien zu hören oder zu lesen war: Siltronic befindet sich im weit fortgeschrittenen Stadium eines Verkaufs: Der in Taiwan beheimatete Wafer-Hersteller GlobalWafers will Siltronic übernehmen. Diese Verhandlungen würden bereits seit Monaten laufen, hieß es, durchgesickert sei aber nichts. Dabei habe GlobalWafers sein Angebot, so Reuters, sogar anheben müssen, weil die Siltronic-Aktie zuletzt wie eine Rakete gestiegen war. Bemerkenswert, denn …
Die aktuellen Kurse, Charts, Dividenden und Kennzahlen zur Siltronic Aktie finden Sie hier.
Expertenmeinung: … es gab an und für sich für diese Rallye, die sich in der vergangenen Woche beschleunigt hatte, keine neuen Argumente. Aber Außenstehende wussten ja von diesen Gesprächen offiziell nichts. Bemerkenswert auch, dass die Analysten der Credit Suisse das Kursziel für die Aktie gerade erst am Freitag immens deutlich von 100 auf 124 Euro anhoben, begründet mit einer Verbesserung der Preisperspektiven im Wafer-Bereich. Und ohne Hinweis auf eine solche Übernahme. Nur: Die Credit Suisse ist die Bank, die Siltronic bei den Übernahmeverhandlungen berät. Doch diese interessante Häufung von Zufällen, die es ja immer mal wieder geben soll, dürfte den Investoren ziemlich egal sein, wenn sie beispielsweise bereits beim Ausbruch der Aktie über ihren Abwärtstrend eingestiegen sind: Die Ernte ist bereit, eingefahren zu werden.
Das Angebot von GlobalWafers pro Siltronic-Aktie liegt bei 125 Euro. Hinzu kämen zwei Euro Dividende, die die derzeitigen Aktionäre noch vor der effektiven Übernahme erhalten sollen. Diese insgesamt 127 Euro, die Siltronic damit pro Aktie „wert“ wäre, wurden am Montag als Reaktion auf diese Meldung fast erreicht. Lohnt es, hier auf eine eventuelle Aufstockung des Angebots seitens GlobalWafers zu setzen und noch schnell einzusteigen?
Eher nicht. Auszuschließen ist eine Anhebung des Angebots zwar nie. Aber da GlobalWafers zugleich mit Wacker Chemie, dem Mutterkonzern von Siltronic, der noch gut 30 Prozent des Unternehmens hält, verhandelt und auch da von „fortgeschrittenen, kurz vor dem Abschluss stehenden“ Verhandlungen die Rede ist, ist die Chance auf ein höheres Angebot nicht hoch. Die Siltronic-Aktie ist damit auf diesem Kursniveau am Ende ihres Weges angekommen … tendenziell wäre es also sinnvoll, sich jetzt zu verabschieden und den Gewinn mitzunehmen.

Wir beobachten für Sie regelmäßig die interessantesten Aktien am Markt. Die Besten stellen wir Ihnen jeden Morgen kostenfrei im LYNX Börsenblick vor. Aktuell ermöglichen wir so über 30.000 Lesern täglich einen schnellen Überblick über die spannendsten Aktien.
Machen Sie sich selbst ein Bild und abonnieren Sie unseren täglichen Newsletter Börsenblick oder einen anderen auf unserer Seite Börsennews.
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen