Die vergangene Woche vorgelegte Quartalsbilanz war nicht wirklich überzeugend, die Bewertung ist eigentlich viel zu teuer, trotzdem versucht sich die Walmart-Aktie gerade daran, das bisherige Rekordhoch anzugehen und zu überwinden. Das sieht sehr gewagt aus.
In den USA ist es üblich, bei den Quartalszahlen nur auf den Umsatz und den Gewinn zu schauen und das, was gemeldet wird, mit der durchschnittlichen Analystenschätzung zu vergleichen. Allein das ist hanebüchen leichtfertig, denn natürlich ist Analysten an einer insgesamt bullischen Marktstimmung gelegen. Daher schätzen sie im Zweifel lieber etwas zu tief als zu hoch, damit viele Unternehmen die Vergleichszahlen übertreffen und die Hausse weitergeht, weil die Anleger glauben, der Himmel hinge voller Geigen.
Aber was wirklich zählen würde, wäre der Vergleich mit dem Vorjahresquartal, so wie es bei uns auch üblich ist. Dann ließe sich sehen, ob etwas vorangeht. Beschränkt man sich auf die Prognosen, sieht man das nicht. Und würde man bei den Zahlen der Supermarktkette Walmart einen Blick auf das erste Quartal des Vorjahres werfen, das wegen des hier immer am 31.1. endenden Geschäftsjahres von Februar bis April läuft, würde man vermutlich anders urteilen, als man es am Donnerstag und Freitag tat.
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Expertenmeinung: Denn ja, Walmart übertraf mit einem Gewinn von 0,61 US-Dollar pro Aktie die durchschnittliche Analystenprognose von 0,58 US-Dollar. Aber das gaukelt nur vor, dass Walmart auch mehr verdient hätte … denn im Vorjahreszeitraum lag der Gewinn bei 0,63 US-Dollar pro Aktie. Und ja, die Umsatzprognose wurde mit 165,5 Milliarden US-Dollar getroffen. Aber das waren nur etwa 2,5 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Rechnet man die Inflation heraus, ist das kein Wachstum, sondern Stillstand, aus dem weniger Gewinn gezogen wurde.
Das als bullisch einzuordnen, ist eher knifflig. Vor allem, wenn man zurückblickt und sich ansieht, wo die Aktie nach der Reaktion auf die Zahlen zum Vergleichsquartal vor einem Jahr notiert hatte: bei 64 US-Dollar. Am Freitag schloss sie über 50 Prozent darüber, obwohl man weniger verdient hat. Dass da dann ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 37 zu Buche steht, das für eine Supermarktkette viel zu hoch ist … auch, weil die Analysten nur Gewinnsteigerungen um die zehn Prozent pro Jahr erwarten … wundert nicht.
Zwar wird damit argumentiert, wie hervorragend sich Walmart angesichts des Zollstreits mit China gehalten habe. Aber erst der letzte Monat des berichteten Zeitraums Februar bis April hätte Probleme bringen können … die aber vermutlich sogar in einen Vorteil umschlugen, weil die Kunden wussten, dass aus China nichts kommt und Walmart daher womöglich gerade deswegen im April die Lager leerkauften.

Ein Ausbruch über das bisherige Allzeithoch der Aktie, das am 14. Februar bei 105,30 US-Dollar erreicht wurde, ist aus rein charttechnischer Sicht dann wahrscheinlich, wenn es gelingt, die Anfang Mai schon einmal, da noch vergebens, angegangene Widerstandslinie bei 100,12 US-Dollar zu bezwingen. Aber aus fundamentaler Sicht ist bereits der jetzt erreichte Kurs äußerst optimistisch, daher: So konservativ eine Supermarkt-Aktie an sich auch wirken mag, auf diesem Kursniveau ist Walmart derzeit das Gegenteil davon, nämlich ein spekulatives, heißes Eisen.
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