Am Dienstag erzielte der Goldpreis mit 3.500 US-Dollar ein erneutes Rekordhoch, bevor ihn Gewinnmitnahmen zum Handelsende ins Minus drückten. Könnte das schon ein erstes Signal dafür sein, dass diese Hausse mittlerweile in fragiles Terrain vorgedrungen ist?
Egal, ob man sich Gold auf Tages-, Wochen- oder Monatsbasis ansieht: Das Edelmetall hat sämtliche Aufwärtstrendkanäle nach oben durchbrochen, zeigt dabei ein immenses Momentum und ist markttechnisch auf allen drei Zeitebenen überkauft. Nüchtern betrachtet sehen wir hier also eine „Fahnenstange“. Und die brechen über kurz oder lang, meist kommt es dann zu einem vergleichbar rasanten Abstieg, bevor dann Tests der zuvor überbotenen Trendkanäle zeigen, ob der Aufwärtstrend an sich nach einer scharfen Korrektur wieder aufgenommen wird oder nicht. Was man dabei aber nie weiß:
Wann bricht eine solche „Fahnenstange“? Markttechnisch überkaufte Levels sind Warn-, aber keine Verkaufssignale. Wenn wir uns Gold auf Tagesbasis ansehen, bestätigt sich das: Seit Februar ist Gold beim RSI-Indikator fünfmal in die Überhitzungszone über 70 vorgestoßen, ohne dass es zu einer wirklich großen Korrektur oder gar zu einem Bruch der Aufwärtstrends gekommen wäre.

Richtig ist allerdings schon, dass ein Intraday-Turnaround nach unten an einem Tag, an dem nicht nur ein neues Allzeithoch, sondern mit 3.500 US-Dollar auch eine „runde Marke“ erreicht wurde, ein greifbares, aktuelles Warnsignal ist, das man nicht unterschätzen sollte.
Sich einfach zu sagen, dass in einem derart kritischen Umfeld für die Weltwirtschaft ein Spruch wie „the sky ist the limit“ nicht nur charttechnisch passt, sondern auch dauerhaft umgesetzt wird, ist daher jetzt deutlich riskanter als noch vor ein paar Tagen. Denn ja, Gold gilt als eine Art „sicherer Hafen“ … und in dieser aktuellen Gemengelage dürften den Bullen die Argumente nicht ausgehen, warum man Geld aus Risikobereichen wie Aktien zumindest teilweise in „Rettungsboote“ wie Gold umschichten könnte, aber:
Expertenmeinung: Wenn sich zu viele in einem solchen, vermeintlich sicheren Rettungsboot drängeln, kann es kentern und ist dann eben alles, nur nicht sicher. Das Knifflige insbesondere bei Gold ist, dass man dessen „fairen Wert“ nicht ermitteln kann. Gold ist nicht in Kategorien wie „zu billig“ oder „zu teuer“ zu pressen, es entscheidet alleine die Relation Nachfrage zu Angebot. Und die kann schnell mal kippen, wenn genug Akteure bereits eingestiegen sind und dadurch größere Gewinnmitnahmen, die sich ggf. rein zufällig summieren, nicht auf genug Kauforders treffen. Auch ohne dass die Rahmenbedingungen auf einmal rosiger geworden wären. Der gestrige Intraday-Turnaround könnte durchaus auf diesem Umstand basiert haben.
Aber das hat keine Prognosekraft. Wie es weitergeht, ist offen, weil gerade bei einem nicht klar als teuer oder billig einstufbaren Asset emotionale Entscheidungen den Kurs leiten. Werden mehr Trader heute und in den kommenden Tagen durch diesen Abwärtsschwenk nervös und wollen auch Kasse machen als andere Akteure diesen Rücksetzer bereits als weit genug ansehen, um einzusteigen oder zuzukaufen? Das ist nicht vorhersagbar. Muss es aber auch nicht sein, denn:
Bei solchen „Fahnenstangen“ muss man grundsätzlich damit rechnen, dass sie irgendwann ohne Vorwarnung brechen und dann eine Korrektur an den nächstliegenden Supportlevel stattfindet, so auch hier. Und erst dort, in diesem Fall entweder an der oberen Begrenzung des Januar-Aufwärtstrendkanals bei aktuell 3.220 oder an der oberen Begrenzungslinie des Anfang 2024 entstandenen Trendkanals um derzeit 3.150 US-Dollar, wird sich zeigen, aus welchem Holz die Hausse geschnitzt ist. Nachdem der Goldpreis zuvor in nur neun Handelstagen über 500 US-Dollar gestiegen ist, wäre eine solche Korrektur auch normal und – noch – kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Das sollte eine Long-Positionierung also aushalten können.

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