Die Aktie des Zahlungsdienstleisters ADYEN muss jetzt zügig über einen Widerstandsbereich hinaus. Bislang zeigt das Chartbild nichts Gegenteiliges, aber wenn man sich eine neue Studie zur Wachstumsperspektive der Branche ansieht, sollte man besser nicht zu viel erwarten.
„Steigen kann sie, fallen muss sie“, das ist ein Spruch der Börsenlegende André Kostolany in Bezug auf sehr stark gestiegene Aktien. Aktien wie die des im Euro Stoxx 50 gelisteten, niederländischen Zahlungsdienstleisters ADYEN. Allerdings sollte man den ersten Teil des Spruchs nicht außer Acht lassen: Denn noch wäre die Chance, an und über das bisherige Jahreshoch zu laufen, gegeben.
Bei ADYEN geht es nach Quartals- und vor allem nach den umfassenderen Halbjahreszahlen eigentlich nie ohne eine große Kurslücke ab. Je nachdem, wie die Akteure die Zahlen aufnehmen, springt die Aktie extrem nach oben oder unten. Die Ergebnisse des ersten Quartals nahm man Ende April äußerst unerfreut zur Kenntnis. Das führte dazu, dass der Kurs ein Gap nach unten aufriss und dadurch ein abwärts gerichtetes „Island Reversal“ vollzog. Dass man die Halbjahreszahlen, die im August auf den Tisch kamen, wiederum begeistert aufnahm hatte dann zur Folge, dass ADYEN dieses April-Gap schloss.
Um nicht Gefahr zu laufen, dass die Trader damit das Aufwärtspotenzial als abgearbeitet einstufen, muss die Aktie jetzt weiter zulegen, den Widerstandbereich 1.372 zu 1.464 Euro überwinden. Aber auch, wenn das gelingt, wäre hier Vorsicht angebracht, denn:
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Expertenmeinung: Die Aktie ist teuer bewertet. Was kein Problem wäre, wenn das Gewinnwachstum in den kommenden Jahren dynamisch nach oben weisen sollte … was die meisten Analysten so auch bislang unterstellen, aber: Die US-Unternehmensberatung Boston Consulting Group sieht das anders, wie eine von ihr am Montag veröffentlichte Studie zeigt.
Dort sieht man das Wachstumspotenzial beim Umsatz bis 2028 nur noch bei jährlich im Schnitt um die fünf Prozent. Die Analysten unterstellen derzeit ein Umsatzwachstum speziell bei ADYEN um die 20 Prozent pro Jahr, beim Gewinn zwischen 20 und 30 Prozent. Käme es so, wäre das derzeitige Kurs/Gewinn-Verhältnis von etwa 47 durchaus in Ordnung. Behielte Boston Consulting allerdings recht, wäre die Aktie zu teuer. Und zwar viel zu teuer.
Die Argumentation der Unternehmensberater hat dabei durchaus etwas für sich: Zum einen sieht man die großen Märkte bereits als mit Masse verteilt an. Während Afrika, Lateinamerika und der mittlere Osten noch Luft von fünf bis neun Prozent Umsatzzuwachs pro Jahr hätten, wären in Europa und den USA nur noch ca. drei Prozent pro Jahr realistisch. Hinzu kämen sukzessiv umfassender werdende Regulierungen, deren Umsetzung und Überwachung die Unternehmen einiges von ihrem operativen Gewinn kosten dürfte.
Am Montag nahm die Studie offenbar kaum jemand wahr, kein Wunder, wenn man in den USA ebenso wie beim DAX neue Rekorde auf den Kurstafeln sah. Aber mittelfristig kann diese ja letztlich recht logisch wirkende Argumentation eines deutlich niedriger als gedacht ausfallenden Wachstums allemal Druck auf Aktien wie ADYEN ausüben. Daher dürfte es kein Fehler sein, die Unterseite der aktuellen Handelsspanne zwischen 1.339 und 1.412 Euro ebenso im Auge zu behalten wie die Oberseite.
Denn rutscht der Kurs nach unten heraus und würde dann auch noch den Supportbereich 1.256 zu 1.300 Euro (und damit auch die 200-Tage-Linie) unterbieten, wäre auf der Oberseite ein Deckel drauf … und in diesem Fall würde dann wohl doch der eine oder andere Blick auf diese zunächst ignorierte, weil seitens der Bullen natürlich unwillkommene Studie wandern.
Quellen:
Analyse zu den Perspektiven der Zahlungsdienstleister, 14.10.2024: https://www.bcg.com/press/14october2024-druck-auf-die-payments-branche-steigt-sinken-des-ertragswachstums-erfordert-strategisches-handeln
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