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Sehen wir gerade dabei zu, wie der nächste Aufwärtstrend beginnt? Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Kursziele der Sea Aktie.
Von Erfolg und vermeintlichem Scheitern
Zeitweise wurde Sea als gigantische Erfolgsgeschichte wahrgenommen, heute wird das Unternehmen als geradezu gescheitert betrachtet.
Der Kurs ist in den letzten beiden Jahren von 370 auf derzeit 53,90 USD abgestürzt, obwohl die zugrundeliegende Geschäftsentwicklung des Unternehmens in dieser Zeit beeindruckend war.
Doch um das zu sehen, muss man vergleichsweise tief eintauchen, denn oberflächlich betrachtet sieht es eher mittelprächtig aus.
Bisher erwirtschaftet man kaum einen Gewinn und als der Kurssturz in vollem Gang war, steckte man noch in den roten Zahlen.
Als dann die Wachstumsraten zurückgingen, war das für dieses „Wachstumsunternehmen“ der kurstechnische Todesstoß.
Inzwischen erinnert mich Sea aber zunehmend an die Geschichte von Amazon. Damit will ich nicht unterstellen, dass Sea in Zukunft ähnlichen Erfolg haben wird, aber die zugrundeliegende Entwicklung ist ähnlich.
Die Parallelen zu Amazon: Eine Lektion für Sea?
In den frühen 2000er Jahren sah sich Amazon dazu gezwungen, umzusteuern und die Rentabilität drastisch zu verbessern. Sonst wäre man womöglich in die Insolvenz geschlittert.
Nachdem man die Rentabilität deutlich verbessert hatte, richtete man sich wieder auf Wachstum aus, verlor den Profitabilität aber nie mehr aus den Augen.
Tatsächlich erzielte Amazon danach nie mehr einen negativen operativen Cashflow. Das laufende Geschäft war damals schon profitabel.
Nachdem Sea in den letzten beiden Jahren die Kosten massiv reduziert und den Sprung in die Profitabilität vollzogen hat, dürfte man sich zukünftig auch wieder vermehrt auf Wachstum konzentrieren.
Wenn man bei Sea die Lektion gelernt hat, wird man die Rentabilität ebenfalls nie mehr aus dem Auge verlieren. Genau das hat der Vorstand signalisiert.
Das bedeutet, dass das Unternehmen zukünftig wieder stärker wachsen sollte als in den letzten beiden Jahren, als man den Fuß auf der Bremse hatte.
Um profitabel zu werden, hat man beispielsweise die Marketing-Ausgaben um etwa die Hälfte gesenkt. Dass sich das negativ auf das Wachstum auswirkt, dürfte klar sein.
3 Teile
Um Sea zu verstehen, muss man wissen, dass der Konzern aus drei Unternehmensbereichen besteht, die vollkommen andere Dynamiken auszeichnet.
Das Unternehmen wurde 2009 von Forrest Li gegründet, ursprünglich als Garena, und wurde 2017 dann in Sea Ltd. umbenannt. Forrest Li ist immer noch CEO und größter Einzelaktionär des Unternehmens.
Im Jahr 2010 stieg Tencent ein und gewährte Garena fortan einen bevorzugten Zugang zu dem Spiele-Portfolio. Dadurch konnte Garena zur größten Gaming-Vertriebsplattform in Südostasien aufsteigen.
Dadurch war es Garena möglich, den Kunden Services anzubieten, die für kleinere Wettbewerber keinen Sinn ergaben. Darunter beispielsweise die Möglichkeit, an physischen Schaltern Geld einzahlen zu können, um es online zu verwenden.
Daraus entwickelte sich mit der Zeit SeaMoney, heute einer der größten Zahlungsdienstleister der Region. Als Sea damals seine Pläne bekanntgab, in dieses Geschäft einzusteigen, wurde das Unternehmen belächelt.
Dasselbe geschah, als Sea in das E-Commerce-Geschäft einstieg. Die Konkurrenz nahm Sea nicht wirklich ernst, heute ist man der Marktführer in Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur, Vietnam und Thailand.
In diesen Ländern wohnen fast 600 Millionen Menschen, es ist ein riesiger Markt.
Wieder in der Erfolgsspur
Sea besteht also aus dem Gaming-Geschäft Garena, dem Payment-Bereich SeaMoney und dem E-Commerce-Geschäft Shopee.
Garena dominiert die Branche, aber das Wachstum ist gering. Nach dem Boom in den Jahren 2020 und 2021, war das Geschäft sogar rückläufig. Das sollte zwar niemanden überraschen und hat mit der Qualität des Unternehmens wenig zu tun, aber an der Börse kommt das alles andere als gut an.
Dieses Thema hat die Fortschritte, die in allen anderen Bereich erzielt wurden, überschattet. Sie wurden schlichtweg ignoriert.
Bevor wir zu den jüngsten Quartalszahlen kommen, schauen wir uns zunächst das Geschäftsjahr 2022 an.
Der Umsatz konnte damals zwar um 25% auf 12,4 Mrd. USD gesteigert werden, obwohl der Umsatz im Gaming-Geschäft von 4,3 auf 3,9 Mrd. USD eingebrochen war.
Darüber hinaus kletterte das Bruttoergebnis überproportional (+33%) und der Verlust verringerte sich. Im Schlussquartal war man sogar profitabel.
Wie wir heute wissen, hat das den Kurssturz aufgehalten, doch eine Trendwende ist bis heute nicht erfolgt.
Das überschattet alles
Das Gaming-Geschäft überschattet weiterhin die Erfolge in den anderen Geschäftsbereichen, denn der Umsatz ist 2023 von 3,9 auf 2,2 Mrd. USD weiter gefallen.
Dabei wird vermutlich übersehen, dass die Sparte trotzdem einen Gewinn von 921 Mio. USD erzielt hat.
Im E-Commerce-Segment konnte der Umsatz 2023 um 23,5% auf 9,0 Mrd. USD gesteigert werden, der Verlust ist von 1,70 Mrd. USD auf 0,21 Mrd. USD geschrumpft. Der Bereich ist kurz davor, den Sprung in die Profitabilität zu vollziehen. Der Vorstand peilt die zweite Jahreshälfte an.
Das Payment-Geschäft verzeichnete ein Umsatzwachstum um 44% auf 1,8 Mrd. USD und das Ergebnis verbesserte sich von -214 Mio. auf +550 Mio. USD.
In früheren Analysen hatte ich das Payment-Geschäft als potenzielle Cashcow bezeichnet, inzwischen ist es offensichtlich, dass das der Fall ist.
Ausblick und Bewertung
Da die drei Geschäftsbereiche an einem grob unterschiedlichen Punkt stehen, ist es vermutlich die beste Lösung, sie getrennt voneinander zu bewerten.
Nehmen wir an, dass das Gaming-Geschäft nie mehr in die Erfolgsspur zurückkehren wird und das operative Ergebnis auf ewig stagniert.
Wenn wir es mit dem fünffachen des operativen Gewinns bewerten, ist es trotzdem noch 4,6 Mrd. wert.
Beim E-Commerce-Geschäft ist es schon etwas schwieriger. Es gibt wenige sinnvolle Vergleichswerte, Amazon kommt beispielsweise auf ein KUV von 3 und Mercadolibre auf 5,5.
Bei einem KUV von 2 wäre die Sparte aktuell 18 Mrd. USD wert. Steigt der Umsatz in diesem Jahr auch wieder um 20%, wären es bereits 21,6 Mrd. USD.
Beim Payment-Geschäft könnte man in Anbetracht der Wachstumsraten, Profitabilität und des Potenzials und problemlos das 15x des EBITDA ansetzen. Das bedeutet, dass die Sparte 2023 rund 8,25 Mrd. USD wert war.
Steigt das EBITDA in diesem Jahr auf 800 Mio. oder 1 Mrd., wären es 12 oder 15 Mrd. USD.
Hinzu kommen auf Konzernebene 8,5 Mrd. USD an Barmitteln, abzüglich der Schulden bleiben etwa 5 Mrd. USD Netto-Cash.
Die Summe aller Teile ergibt einen intrinsischen Wert von 35,85 Mrd. USD – zum Ende des vergangenen Jahres.
Sollten die gestellten Annahmen richtig sein, würde der intrinsische Wert von Sea bis Ende dieses Jahres auf 43,2 Mrd. USD steigen.
Aktuell liegt der Börsenwert bei 28,0 Mrd. USD.
Mit dem Ausbruch über 46,50 und 50 USD wurde ein Kaufsignal mit möglichen Kurszielen bei 55, 60 und 65 USD ausgelöst.
Darüber würde sich das Chartbild weiter aufhellen, was den Weg in Richtung 72,50 USD und mehr freimachen würde.
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