TecDAX Prognose TecDAX: Die 200-Tage-Linie – Ziel oder Etappe für die Bullen?

News: Aktuelle Analyse des TecDAX Index

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Tagelang verharrte der TecDAX unter der wichtigen 200-Tage-Linie, gestern hat er sie erstmals seit Ende August direkt touchiert. Damit wird klar, dass die Trader diese Linie als wegweisend ansehen. Die Frage ist jetzt: Ist sie Ziel oder Etappe für die Bullen?

Die gesamte Vorwoche hatte der TecDAX in Schlagdistanz zum Durchschnitt der letzten 200 Börsentage verbracht, ohne die Linie direkt anzugehen, aber auch ohne nach unten abzudrehen. Man wartete ab, was die anderen tun werden, was, logischerweise, zu Wassertreten führt, wenn zu viele so denken. Aber warum versucht das bullische Lager nicht einfach, diese Linie sofort und mit Schwung zu überwinden? Immerhin wäre der Rebreak über diese wichtige Linie ein markant bullisches Signal und würde die Chance auf Anschlusskäufe eröffnen. Das Problem liegt im Wort „Chance“, denn ja, so kann es laufen. Muss es aber nicht.

Den aktuellen Kurs und Chart des TecDAX sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Angenommen, die Rahmenbedingungen wären wirklich bullisch, dann wäre ein solcher Ausbruch in der Tat wie ein Weckruf, der neue Käufer mobilisieren würde. Aber die Käuferseite kann sich nicht sicher sein, ob wirklich viele nicht fürchten, dass längere Zeit hohe Leitzinsen, ja selbst beginnende Zinssenkungen die Unternehmensgewinne nicht wieder befeuern, sondern damit erst zu rechnen wäre, wenn die Zinsen wieder unten sind. Was aber auf der Zeitachse noch so weit entfernt wäre, dass es fraglich ist, ob genug Akteure auf diesem Level weiter kaufen, um den Index nachhaltig über dieser 200-Tage-Linie zu halten.

TecDAX: Tageschart vom 27.11.2023, Kurs 3.128,39 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Tageschart vom 27.11.2023, Kurs 3.128,39 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Das zweite Problem ist, dass der TecDAX seit Ende Oktober im Eilzugtempo bereits gut 13 Prozent gestiegen und markttechnisch zumindest im Tages-Zeitraster klar überkauft ist. Würde der Anlauf, die 200-Tage-Linie zu bezwingen, nicht von derart weit unten kommen oder hätte es im Vorfeld zumindest eine die überkaufte Situation abbauende Konsolidierung gegeben, stünde die Chance, die Linie nicht nur zu überwinden, sondern den Index danach auch darüber zu halten, besser.

So aber müssen die Bullen fürchten, dass eine massive Attacke genauso endet wie Ende August, als der TecDAX die 200-Tage-Linie anging, nicht vorbeikam und danach zwei Monate lang fiel. In solchen Momenten, in denen sich alle belauern und niemand einen falschen Zug machen will, ist eben offen, ob nicht so viele diese Linie als Ziel der vor einem Monat begonnenen Rallye sehen und nicht als Zwischenstation zum Jahreshoch, dass die Käufer von denen, die Long-Gewinne mitnehmen und/oder auf die Short-Seite gehen wollen, einfach überrannt werden. Was alleine deshalb gut denkbar wäre, weil es noch ein drittes Element gibt, das die Bullen beunruhigen könnte:

Der über dieser 200-Tage-Linie liegende Bereich ist eine massive Widerstandszone, was deutlich wird, wenn man sich das langfristige Chartbild auf Monatsbasis ansieht. Diese Zone geht bis Anfang 2020 zurück und liegt zwischen 3.204 und 3.393 Punkten. Am unteren Ende wartet darüber hinaus auch noch die 1.000-Tage-Linie bei derzeit 3.217 Punkten. Das erhöht das Risiko, dass ein Anstieg über die derzeit bei 3.154 Punkten verlaufende 200-Tage-Linie nicht weit führt, sondern Ausgangspunkt für eine größere Abgabewelle wird. Wer hier momentan Long ausgerichtet ist, sollte also auf der Hut sein.

TecDAX: Monatschart vom 27.11.2023, Kurs 3.128,39 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Monatschart vom 27.11.2023, Kurs 3.128,39 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS
Top Flop Aktien – Übersicht der Gewinner und Verlierer

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Vorherige Analysen des TecDAX Index

Der TecDAX hat gestern auf Höhe einer bis ins Jahr 2020 zurückreichenden Aufwärtstrendlinie nach oben gedreht. So etwas ist kein Zufall, d.h. das bullische Lager versucht sich daran, das Ruder herumzureißen. Aber damit entsteht zugleich auch eine Achillesferse.

Wer sich den TecDAX im kurzfristigen Zeitraster ansieht, könnte sich wundern, warum der Index gestern ausgerechnet dort drehte, wo er nun mal drehte, denn da schien kein nennenswerter Support im Chart zu existieren. Aber den gibt es durchaus, man muss nur den Zeitrahmen länger wählen.

TecDAX: Wochen-Chart vom 31.10.2023, Kurs 2.845,05 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Wochen-Chart vom 31.10.2023, Kurs 2.845,05 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Im Chart auf Wochenbasis sehen Sie, dass genau dort eine immens wichtige Kreuzunterstützung verläuft, die aus der im März 2020 etablierten, über das Herbst-Tief 2022 verlaufenden Aufwärtstrendlinie und aus Zwischentiefs vom Mai und Oktober 2020 und Juni 2022 besteht. Diese Zone liegt zwischen 2.762 und 2.800 Punkten – und hat jetzt erst einmal gehalten.

Dass der TecDAX dabei nahe an der unteren Begrenzung des kürzerfristigen, Anfang August etablierten Abwärtstrendkanals angekommen war, dürfte zusätzlich unterstützend gewirkt haben. Die Frage stellt sich indes: Wer hat da zugegriffen und warum?

Expertenmeinung: Denn wenn Short-Seller, sprich die Bären, ihre Positionen glattstellen, indem sie z.B. Short-Trades im TecDAX-Future schließen, passiert das ja, indem sie im Future Long gehen, der vorbestehenden Short-Position dadurch eine entgegengesetzte Position entgegenstellen und damit dann ab dem Punkt des Long-Einstiegs neutral sind. So ist der Gewinn dann gesichert. Aber seinen Gewinn zu zementieren heißt ja erst einmal nur, dass man, zum Beispiel mit Blick auf das längerfristige Chartbild oder den überkauften Level vieler markttechnischer Indikatoren, nicht mit umgehend weiter fallenden Kursen rechnet. Es heißt nicht, dass man deswegen auch gleich davon ausgeht, dass eine nennenswerte Aufwärtswende ansteht und man daher nicht nur neutral, sondern netto Long sein müsste.

TecDAX: Tageschart vom 31.10.2023, Kurs 2.845,05 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Tageschart vom 31.10.2023, Kurs 2.845,05 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

An einer Kursbewegung steht kein Zettel, auf dem steht, aus welcher Motivation heraus wer dort was getan hat, daher bleibt die Frage offen, ob der gestrige Aufwärtsimpuls womöglich nur auf Gewinne mitnehmende Bären oder doch auf „echte“ Käufe zurückzuführen ist. Man muss schlicht abwarten, was die kommenden Tage bringen.

Der Grundstock, um jetzt eine Gegenbewegung zu starten, die den TecDAX zumindest mal an das obere Ende des August-Abwärtstrendkanals, aktuell um 2,980 Punkte, trägt, ist jetzt jedenfalls da. Dazu muss der Index an der nächstliegenden Widerstandslinie bei 2.887 Zählern vorbei. Wenn das jedoch misslingen sollte, ist das Risiko, dass die jetzt gehaltene Zone zwischen 2.762 und 2.800 Punkten erneut attackiert wird und dann fällt, groß. Denn jeder Aufwärts-Wendepunkt in einem Abwärtstrend ist auch ein Ziel des bärischen Lagers, weil man unterstellen darf, dass, wer da gekauft hat, sicherheitshalber einen eher engen Stop Loss unter diesen Einstiegslevel gelegt hat.

Den Index gezielt durch diese Zone zu drücken hieße daher, diese Stop Loss auszulösen und den Abwärtsimpuls dadurch zu verstärken. Ein verlockendes Szenario, das die Bären zweifellos im Hinterkopf haben dürften.

Noch ist der Monat nicht vorbei. Aber sollte der TecDAX in den verbleibenden Handelstagen nicht deutlich Boden gutmachen, wäre die Vorlage für den Herbst nur für das Bären-Lager gut. Denn wer den Langfrist-Chart ansieht, erkennt: So sollte der August besser nicht enden!

Der Chart auf Monatsbasis zeigt, dass der TecDAX im Februar in die markante, bis Anfang 2020 zurückreichende Widerstandszone 3.230/3.400 Punkte hineingelaufen war und seither mit dieser Zone ringt. Ein um den anderen Monat kam er nicht nach oben heraus … aber wenigstens blieb er zum Monatsende jeweils in dieser Zone und über der im Monatschart mit eingeblendeten 48-Monats- bzw. 1.000 Tage-Linie.

Doch würde der TecDAX auf dem aktuellen Level oder tiefer aus diesem Börsenmonat gehen, wäre beides nicht mehr der Fall: Er wäre aus dieser Zone herausgerutscht und unter die 1.000-Tage-Linie gefallen. Es muss also Ziel des bullischen Lagers sein, das zu verhindern, um weiterhin einen Fuß in Sachen Befreiungsschlag in der Tür zu haben. Aber wird das gelingen?

Expertenmeinung: Es kann gelingen, aber das muss eines keinesfalls, denn die Ausgangsbasis ist keine gute.

Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der TecDAX im Juni bereits recht deutlich aus der vorherigen, monatelangen Trading-Range zwischen grob 3.150 und 3.350 Punkten herausgerutscht war, sich dann aber wieder hineinrettete und sogar nahe an das bisherige Jahreshoch lief. Das sah gut aus … ging dann am Ende aber schief. Ob die Hoffnung auf starke Halbjahreszahlen der TecDAX-Unternehmen treibende Kraft der Rallye war oder nicht:

TecDAX Index: Tages-Chart vom 22.08.2023, Kurs 3.098,18 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX Index: Tages-Chart vom 22.08.2023, Kurs 3.098,18 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Diese Zahlen waren, im Saldo gesehen, wenig motivierend. Die Käufe blieben aus, die Trader begannen, Gewinne mitzunehmen, solange sie noch da waren. Das Ende vom Lied war, dass der TecDAX momentan Mühe hat, das vorherige Zwischentief von Anfang Juli zu halten. Und die Bullen haben ein Handicap: die Zeit.

Denn um das auf diesem Kursniveau vorhandene, bärische Signal im Monatschart bis zum Monatsende morgen in einer Woche zu eliminieren, müssen sie sich beeilen. Im Juli hatte man es einfacher, da lag dieses Tief am Monatsanfang, es bleib genug Zeit, den Spieß umzukehren. Zumal man da mit der Hoffnung auf gute Bilanzen argumentieren konnte. Jetzt aber ist nicht nur die Zeit bis zum Monatsultimo knapp, auch die Bilanzen sind über die Bühne und haben als Zugpferd versagt.

So gesehen dürften die Wetten derzeit gegen die Bullen stehen. Der TecDAX müsste am 31.8. über der Widerstandszone 3.145/3.160 Punkte schließen, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen, idealerweise auch über 20-Tage- und 200-Tage-Linie, die gerade im Bereich 3.174/3.183 Punkte ein negatives Crossover vollziehen. Wie gesagt: Das kann gelingen. Aber damit daraus etwas wird, müssten die Käufer jetzt zeitnah und entschlossen aktiv werden.

TecDAX Index: Monatschart vom 22.08.2023, Kurs 3.098,18 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX Index: Monatschart vom 22.08.2023, Kurs 3.098,18 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Während der „große Bruder“ Nasdaq 100 gestern neue Jahreshochs erreichte, waren die Trader beim TecDAX vollauf damit beschäftigt, massive Short-Signale auszubügeln. Das gelang zwar. Aber das wird nur dann Früchte tragen, wenn der Index sofort weiter zulegt.

Der TecDAX hat seit dem letzten Kurs 2022 gut neun Prozent zugelegt. Sicher nicht schlecht, aber nichts im Vergleich zu den über 40 Prozent, die der Nasdaq 100 als das US-Tech-Aktien-Flaggschiff in diesem Jahr bislang vorzuweisen hat. Das ist umso erstaunlicher, als der DAX den Dow Jones übertrifft. Aber das basiert vor allem darauf, dass US-Fonds im vergangenen Herbst entschieden hatten, die Blue Chip-Indizes der Eurozone erheblich überzugewichten. Der TecDAX gehört aber nicht in diese erste Reihe und blieb daher vom großen Geld aus Übersee unbeachtet.

Dabei ist indes erst einmal nicht die Frage, ob der Nasdaq überzieht und der TecDAX Nachholpotenzial hätte oder aber ob der TecDAX eigentlich das realistischere Performance-Bild zeigt. Für den Moment geht es allein um die Charttechnik. Kommen wieder bullische Signale, könnte der Optimismus schnell zurückkehren. Und der bewegt sich bekanntlich gerne auch fernab von korrekten Bewertungen. Der erste, dafür nötige Schritt ist jetzt gelungen. Aber damit ist der TecDAX nur wieder am rettenden Ufer angekommen, solide darauf steht er hingegen noch nicht. Sehen wir uns die Charts an:

Expertenmeinung: Der Chart auf Tagesbasis zeigt, dass der TecDAX die Ende Juni noch erfolgreich verteidigte 200-Tage-Linie in der vergangenen Woche doch noch unterboten hatte. Ein markant bärisches Signal, das jedoch keine Anschlussverkäufe sah. Das nutzten die Bullen, um den Index zu stabilisieren und ihn dann am Mittwoch wieder über diese Linie zu heben, die 20-Tage-Linie und die Widerstandszone 3.155/3.160 Punkte überwand man dabei gleich mit. Aber das war nicht die einzige Linie, über die es der TecDAX durch das kräftige Plus von 1,79 Prozent am Mittwoch schaffte:

Der langfristige Chart auf Monatsbasis zeigt, dass damit auch die zeitweise unterbotene 1.000-Tage-Linie zurückerobert wurde. Das wäre die Plattform für das bullische Lager, um jetzt umgehend entschlossen anzugreifen, die Bären damit zu überrollen. Aber das ist nicht nur eine „Kann-Option“. Der Monatschart zeigt auch deutlich, dass die Bullen zur Flucht nach vorne förmlich genötigt sind, denn:

TecDAX: Monatschart vom 12.07.2023, Kurs: 3.180,51 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Monatschart vom 12.07.2023, Kurs: 3.180,51 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Zum einen sind 200-Tage- und 1.000-Tage-Linie bislang nur knapp zurückerobert. Ein schwacher Tag würde reichen, dann wäre es vorbei mit der Herrlichkeit. Zum anderen wartet direkt über dem aktuellen Level eine massive Widerstandszone zwischen 3.220 und 3.394 Punkten. An der kam der TecDAX in der ersten Jahreshälfte nicht vorbei. Und der Monatschart zeigt auch, dass man bereits im Juni damit zu tun hatte, die 1.000-Tage-Linie zu verteidigen.

Damit ist klar, dass dieses gestrige Plus nur ein Schritt war, dem noch mehrere folgen müssen. Erst, wenn der Index klar über 3.394 schließt und das zu diesem oder dem August-Ultimo halten kann, wäre der Weg nach oben wieder frei. Die Bullen dürften sich darüber im Klaren sein … und auch darüber, dass das Bären-Lager das ebenso weiß.

TecDAX: Tages-Chart vom 12.07.2023, Kurs: 3.180,51 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Tages-Chart vom 12.07.2023, Kurs: 3.180,51 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Der TecDAX hat seine 200-Tage-Linie am Dienstag nicht deutlich genug unterboten, um das schon als klares Signal ansehen zu können. Aber dass er die Linie überhaupt gerade testet, ist Warnung genug für das bullische Lager. Zumal sie definitiv ein „seidener Faden“ ist.

Die vier am schwersten gewichteten Aktien im TecDAX sind SAP, die Deutsche Telekom, Siemens Healthineers und Infineon. Danach kommt erst mal, was die Marktkapitalisierung angeht, eine ganze Weile gar nichts … dann aber tauchen nach der drittplatzierten Siemens Healthineers mit Sartorius und Carl Zeiss Meditec zwei weitere Vertreter der Medizintechnik-Branche auf. Und diese Branche ist es, die aktuell heftig unter Druck steht und den TecDAX nach unten zieht.

Drei Aktien von 30, das ist ja eigentlich nicht viel. Trotzdem reicht die Sogkraft der jetzt taumelnden Aktien der Branche, um den TecDAX, der ja einen grandiosen Start ins Jahr hingelegt, dann aber ab Februar seitwärts eingedreht hat, an die bereits Anfang Januar mit Schwung überwundene 200-Tage-Linie zu drücken. Das dürfte so manchen im bullischen Lager nervös machen, denn:

Expertenmeinung: Es noch gar nicht so lange her, da schien es allgemeiner Konsens zu sein, dass gerade die Medizintechnik-Branche eine sei, die auch in einem ansonsten schwachen konjunkturellen Umfeld weiter wachsen würde. Mittlerweile weiß man, dass man damit schief lag. Aber das führt natürlich zwangsläufig zu der Frage: Und was ist mit den anderen Schwergewichten, was ist mit SAP, der T-Aktie und Infineon? Was, wenn deren Quartalsbilanzen nicht überzeugen, die Ausblicke womöglich nach unten genommen werden?

Im Prinzip ist die Antwort einfach: Dann saust der TecDAX wie ein defekter Fahrstuhl abwärts. Aber ob es zu Enttäuschungen kommt, ist natürlich noch offen. In vier, fünf Wochen weiß man da mehr, bis dahin könnte das bullische Lager diese jetzt erreichte 200-Tage-Linie erfolgreich verteidigen. Aber sicher ist eine effektive Defensive der Käuferseite hier keineswegs, denn wenn man sich den TecDAX-Chart auf Monatsbasis so anschaut, sieht man:

TecDAX: Monatschart vom 27.06.2023, Kurs: 3.096,73 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Monatschart vom 27.06.2023, Kurs: 3.096,73 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Nein, so sieht kein Index aus, dem man nach oben kurzfristig viel zutrauen würde. Er lief zwar mit Schwung in die längerfristig wichtige Widerstandszone im Bereich von grob 3.200 bis 3.400 Punkten hinein, blieb dort aber hängen. Fünf Monate lang rang der TecDAX mit der Zone, jetzt ist er nach unten herausgerutscht und dabei, wie der Monatschart zeigt, bereits durch die 1.000-Tage-Linie gefallen (aktuell bei 3.195 Punkten). Und das ist nur das längerfristige Bild.

Auf Tagesebene sieht es nicht besser aus. Da sehen wir, dass den Bullen die Super-Rallye des Januars jetzt auf die Füße fallen könnte. Denn dadurch ist unterhalb der 200-Tage-Linie erst einmal keine Wendezone als potenzielle Unterstützung zu finden. Die nächste markantere Linie, die sich anbietet, um eine Abwärtsbewegung aufzufangen, wäre das Dezember-Tief bei 2.886 Punkten. Und damit wird diese 200-Tage-Linie zu einem seidenen Faden, bei dem nicht wenige womöglich zweifeln, ob es seinen Sinn ergeben würde, die aktiv durch die Zufuhr weiteren Kapitals zu verteidigen. Das sieht nach einem Matchball für die Bären aus. Aber solange diese Linie hält, sollte man nicht vergessen: Matchbälle kann man auch vergeben!

TecDAX: Tageschart vom 27.06.2023, Kurs: 3.096,73 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX: Tageschart vom 27.06.2023, Kurs: 3.096,73 Punkte, Kürzel: TDX | Quelle: TWS

Ein Blick auf den langfristigen Chart macht es augenfällig: Eigentlich rührt sich der TecDAX schon seit Februar kaum noch. Aber er tritt nicht im charttechnischen Niemandsland auf der Stelle, sondern in einer richtungweisenden Zone. Wo liegen die Entscheidungsmarken?

Dass sich ein Index mal festfährt, ist keine Seltenheit. Dass es aber ganze dreieinhalb Monate unter dem Strich nirgendwohin geht, ist ziemlich selten. So etwas kann in Phasen vorkommen, in denen wenig passiert, in denen die Wirtschaft ruhig und vorhersehbar läuft und kaum externe Impulse z.B. von Geopolitik oder Notenbanken kommen. 2004 war beispielsweise eines dieser Jahre, die immens langweilig waren, da blieb der Aktienmarkt ruhig. Aber wir wissen: Momentan ist das Gegenteil der Fall.

Unsichere Perspektiven begegnen einem an jeder Ecke. Kommt die Inflation in den Griff? Was werden die Notenbanken tun? Wie stark wird der Einfluss der so schnell, so weit angehobenen Leitzinsen sein? Kommt am Energiemarkt noch eine weitere, kritische Phase? Was wird mit dem US-Schuldenstreit? Kommt jetzt das große Loch beim Konsum oder nicht? Eigentlich besteht das Umfeld für die Trader nur aus offenen, zugleich aber wichtigen Fragen. Wie kann der TecDAX da so lethargisch bleiben?

Expertenmeinung: Er tritt nicht trotz, sondern wegen der vielen offenen Fragen auf der Stelle. Weil das die Gefahr erhöht, mit einem größeren Neuengagement auf dem falschen Dampfer zu landen. Diese Sorge haben Bullen wie Bären zu Recht gleichermaßen. Also tut man erst einmal nichts und hofft, dass andere die Kohlen aus dem Feuer holen, um dann, wenn der Ausbruch da ist, in Ausbruchsrichtung mitzuziehen. Dies in Kombination mit dem Umstand, dass sich umso mehr Stop Loss-Verkaufsorders kurzfristiger Trader auf beiden Seiten der Handelsspanne anlagern, je länger die Seitwärtsbewegung andauert, bedeutet:

Wenn der Ausbruch kommt, kommt er schnell und kann weit führen. Statt eines Nickerchens ob dieser scheinbar langweiligen Phase ist daher für Trader erhöhte Wachsamkeit angezeigt, denn je ruhiger es vorher ist, desto heftiger wird der Sturm werden, wenn er losbricht. Wo sind die Ankerpunkte, deren Kreuzen den Sturm entfachen kann? Hier gäbe es in beide Richtungen eine primäre Begrenzungszone und eine Art „doppelter Boden“, der als Abfang-Level bei Bullen- bzw. Bärenfallen dienen könnte.

Auf der Unterseite geht es primär um die Unterstützungszone 3.145/3.162 Punkte, die durch die Zwischenhochs der Monate November und Dezember definiert werden und an denen der TecDAX in diesem Jahr mehrfach wieder nach oben drehte. Sollte diese Zone fallen, käme als „Sprungtuch“ die 200-Tage-Linie bei 3.076 Punkten infrage. Auch darunter könnten viele Stop Loss-Verkaufsorders bullischer Positionen liegen. Fällt die primäre Zone, wird es spannend, fällt auch noch die 200-Tage-Linie, dürften die Bullen verloren haben.

Auf der Oberseite sind es die Monatshochs vom Februar und April bei 3.344 bzw. 3.350 Punkten, über die das Bullen-Lager hinaus muss. Aber auch das wäre wohl nur der erste Schritt von zweien. Denn das markante Zwischenhoch vom März 2022 bei 3.394 Punkten liegt dann als Widerstand so nahe, dass man auch hier vermuten darf, dass ein Teil der Stop Loss-Verkaufsorders auf der Short-Seite wohl erst knapp über diese Linie wartet und die Short-Seller damit erst aus dem Feld geschlagen sein werden, wenn der Index auch diese Linie klar überboten hat. Momentan wirkt es, als habe man keinerlei Interesse, einen dieser Entscheidungspunkte ernsthaft anzugehen. Aber erfahrene Trader wissen: Es ist keine Lethargie, sondern gespanntes Abwarten, das den Index festhält. Und das kann jederzeit in hektische Aktivität und damit in einen starken Impuls übergehen.

TecDAX Index: Chart vom 12.05.2023, Kurs: 3.234,14 Euro, Kürzel: TDX | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
TecDAX Index: Chart vom 12.05.2023, Kurs: 3.234,14 Euro, Kürzel: TDX | Quelle: TWS