PayPal wehrt sich erfolgreich gegen die Kritiker und übertrifft wieder die Erwartungen. Es sieht immer mehr nach Boden aus. Startet die Aktie jetzt durch?
PayPal wird ohne eBay große Probleme haben und kein BNPL
Gegen PayPal haben die Bären in der letzten Zeit alles ins Feld geführt, was man sich nur vorstellen kann.
Zuerst wurde die Furcht geschürt, dass PayPal nach dem Ende der Zusammenarbeit mit eBay in größeren Problemen stecken würde. Dabei ist PayPal abseits von eBay stetig weiter gewachsen.
Inzwischen ist die Trennung der beiden Schwester-Konzerne längst vollzogen.
Dann wurde PayPal dafür kritisiert, dass man kein Buy-Now-Pay-Later-Angebot (BNPL) hatte. PayPal führte BNPL ein und war damit sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass PayPal in kürzester Zeit Milliarden-Kredite in den Büchern hatte.
Also machten sich die Bären wieder auf den Weg und argumentierten, dass das Kreditrisiko zu hoch sei. PayPal verkaufte daraufhin das Kreditportfolio zu einem guten Preis. Doch es ist ein komplexer Vorgang, die Kredite aus den eigenen Büchern herauszuschneiden und zu übertragen.
Dadurch werden die Zahlen maßgeblich verzerrt, vor allem der Cashflow.
Sie können vielleicht schon ahnen, was als Nächstes passiert ist. Oberflächlich betrachtet brach der freie Cashflow dadurch ein und es hagelte wieder Schlagzeilen, die mit der operativen Realität wenig zu tun hatten.
PayPal wächst nicht und die Margen sind rückläufig!
Über weite Strecken, in denen all die vorangegangenen Vorfälle geschehen sind, wurde PayPal für die rückläufige Transaktionsmarge kritisiert, also für die Höhe der Marge der durchgeführten Zahlungen.
Die Kritik war aus meiner Sicht von vornherein haltlos.
Normalerweise sind die Margen rückläufig, wenn das Geschäft schlechter läuft oder der Wettbewerbsdruck zugenommen hat.
Bei PayPal waren die sinkenden Margen schlichtweg darauf zurückzuführen, dass der Geschäftsbereich „Unbranded“ schneller gewachsen ist als das Kerngeschäft „Branded Checkout“ mit PayPal-Logo.
Ich kann nichts Schlechtes daran erkennen, wenn ein Geschäftsbereich um 10 % wächst und der andere um 5 % (Zahlen dienen der Veranschaulichung) und beide am Ende mehr verdienen als vorher.
Wenn derzeit der Geschäftsbereich mit der niedrigeren Marge schneller wächst, dann ist das eben so.
Oder doch?
Und damit wären wir bei den gestrigen Quartalszahlen, denn auch dieses Argument der Bären hat sich in Luft aufgelöst. PayPal wurde für dieses Thema kritisiert. PayPal hat reagiert und entsprechende Maßnahmen ergriffen, um die internen Transaktionskosten zu senken und die Profitabilität zu steigern.
Man darf gespannt sein, was den Bären als Nächstes einfällt. Die Realität ist jedenfalls, dass die Maßnahmen dazu geführt haben, dass sich die Transaction Margin in den letzten vier Quartalen stabilisiert hat und durchweg zwischen 45,0 und 45,8 % lag und jetzt einen kräftigen Sprung auf 46,6 % vollzogen hat.
Darüber hinaus sind die Aufwendungen für Transaction and Credit Loss, Customer Support and Operations, Technology und Development sowie General and Administrative gesunken oder langsamer als der Umsatz gestiegen.
In Summe hat das maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Profitabilität verbessert hat.
Der Umsatz konnte auf Jahressicht um 6 % auf 7,8 Mrd. USD gesteigert werden.
Der durch die Transaktionen erzielte Gewinn kletterte um 8 % auf 3,7 Mrd. USD.
Da man gleichzeitig bei den Ausgaben diszipliniert war (siehe letzter Absatz), verbesserte sich das operative Ergebnis um 18 % auf 1,5 Mrd. USD.
Ausblick und Bewertung
Da man gleichzeitig im großen Stil eigene Aktien zurückkauft, hat das zu einem Gewinnsprung um 22 % auf 1,20 USD je Aktie geführt.
Damit hat man die Erwartungen von 1,08 USD je Aktie deutlich übertroffen.
Darüber hinaus hat man die Prognose für den Jahresgewinn nach GAAP erhöht. Durch die Anpassungen, die PayPal in der Berechnung des Gewinns durchgeführt hat, gibt es keinen nennenswerten Unterschied mehr zwischen GAAP und Non-GAAP. Es gibt wenige Unternehmen, die so transparent und sauber arbeiten.
Die FCF-Prognose in Höhe von 6,0 Mrd. USD wurde bestätigt.
Wenn es sich nicht um PayPal handeln würde, hätte ich darauf getippt, dass die Aktie als Reaktion auf diese Neuigkeiten 5-8 % steigen würde.
Doch PayPal notiert vorbörslich 0,8 % im Minus bei 79,65 USD.
Der Markt scheint es als sinnvoll zu erachten, ein hochprofitables Unternehmen, mit steigenden Margen, 16 Mrd. USD Cash und keinen Nettoschulden und einem Gewinnwachstum von 16-19 % für eine forward-P/E von etwa 20 und einem P/FCF von 14 zu handeln.
Die niedrige Bewertung befähigt PayPal dazu, im großen Stil eigene Aktien zurückzukaufen und die EPS zusätzlich zu befeuern. In den zurückliegenden 12 Monaten hat man die Zahl der ausstehenden Aktien um 7 % reduziert.
PayPal hat die mittelfristigen Abwärtstrends überwunden und mit den Ausbrüchen über 68 und 74 USD bereits erste Kaufsignale ausgebildet.
Es wäre möglich, dass es jetzt zu einem Rücksetzer zu den Unterstützungen bei 77 auf 74-75 USD kommt. Dort müssen die Bullen zeigen, ob sie genug Kraft haben, denn unter 74 USD wäre eine Ausdehnung der Korrektur in Richtung 68 USD denkbar.
Gelingt hingegen ein Anstieg über 82 USD, würde das den Weg in Richtung 86 – 88 und möglicherweise sogar 100 USD freimachen.
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