Die Aixtron-Aktie drehte vergangene Woche knapp unterhalb eines Kreuzwiderstands nach unten ab, dessen Überwinden einen markanten, charttechnischen Befreiungsschlag bedeutet hätte. Aber noch ist der Kurs in Reichweite, noch könnte ein zweiter Versuch erfolgen.
Aixtron ist eine sogenannte „Fahrstuhlaktie“. Eine, die immens sensibel auf konjunkturelle Veränderungen reagiert und dann schnell rauf, aber auch schnell runter sausen kann. Umsatz und Gewinn reagieren bei solchen Unternehmen sehr stark auf Wachstum oder ein kritisches Szenario – und die Aktie dann eben genauso. Das liegt in der Natur der Sache, denn das Unternehmen stellt Produktionsanlagen für die Halbleiterindustrie her. Anlagenbauer sind für sich genommen schon „zyklisch“, aber wenn man dann auch noch die Hauptkundschaft in einer noch viel zyklischeren Branche in Form der Chipindustrie hat, erst recht.
Und derzeit ist die Lage eben geeignet, den Fahrstuhl im Keller zu halten. Es gibt Exportbeschränkungen für China, der dortige Markt ist ohnehin seit Jahren eher schwach. Was durch den Zoll-Händel mit den USA noch in die Länge gezogen und intensiviert wird. Wie sich die Lage für den US-Export darstellen wird, weiß man noch nicht. Und durch den Chip-Boom im Anschluss an die Corona-Phase haben viele Halbleiterhersteller ihren Maschinenpark aufgestockt und erneuert. Vor drei Jahren wusste Aixtron nicht wohin vor lauter Aufträgen. Jetzt aber ist man in dem Loch gelandet, das zwar absehbar war, was viele Anleger aber bis zum allerletzten Moment nicht wahrhaben wollen.
Aber irgendwann ist das Tal der Tränen ja durchschritten. Ist dieser Moment nahe?
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Expertenmeinung: Dass die Ergebnisse des ersten Quartals bei Aixtron besser ausfielen als von vielen befürchtet, ist schon mal gut. Dass der Auftragseingang wieder so etwas wie Leben zeigt, ebenfalls. Das Problem ist aber, dass sich diese Ende April gemeldeten Ergebnisse alle auf einem im Vergleich zu den starken Jahren 2021 bis 2023 gedrücktem Niveau abspielen und mehr Signal einer Stabilisierung als eine Wende zurück zu alter Wachstumsdynamik waren.

Und die Aktie hat darauf ja bereits reagiert, immerhin lief sie vom diesjährigen Jahrestief bei 8,45 auf fast 14 Euro nach oben. Was indes nicht bedeuten muss, dass da grundsätzlich keine Luft nach oben mehr wäre, denn der aktuelle Kurslevel bewegt sich am unteren Ende der Handelsspanne, die Aixtron zwischen September 2024 und Februar 2025 aufwies. Da wäre also, theoretisch, noch Luft nach oben, aber:
Der Kurs hat wohl kaum zufällig am mittelfristig entscheidenden Kreuzwiderstand im Bereich 14,00/14,15 Euro wieder nach unten gedreht. Den meisten Marktteilnehmern ist klar: Der Druck, der durch die US-Einfuhrzölle direkt und indirekt über deren Auswirkungen auf den wichtigen Markt China entstanden ist, ist jetzt eben noch obendrauf gekommen. Was hieße:
Ja, es kann einen zweiten Anlauf an diesen wichtigen Kreuzwiderstand geben und ja, der kann diesmal auch erfolgreich verlaufen. Aber nur, wenn er durch eine glaubhaft positive Wendung in Sachen Zölle begleitet wird, bezogen auf die EU ebenso wie auf China, hätte ein Ausbruch wirklich festen Boden unter den Füßen. Erfolgt er im Gegenteil nur auf Basis des „Prinzips Hoffnung“, sollte man ihn unbedingt nur als das traden, was er dann wäre: ein rein charttechnisches Signal, das man mit einem höheren Grad an Vorsicht umsetzen müsste, als wenn man zusätzlichen Rückenwind seitens der Rahmenbedingungen hätte.